In den Jahren 1978 und 1979 erhält KEVIN KEEGAN als erster und bis heute einziger HSV-Spieler den BALLON D’OR als „Europas Fußballer des Jahres“. Kurios: Ausgerechnet ein Landsmann verhindert bei der Wahl 1977 im Nachhinein einen historischen Keegan-Hattrick.  

Der Ballon d’Or (französisch für „Goldener Ball“) ist die höchste individuelle Auszeichnung, die ein Fußballspieler auf diesem Erdball gewinnen kann. Der prestigeträchtige Preis, der alljährlich von der französischen Fußball-Fachzeitschrift France Football vergeben wird, geht bis ins Jahr 1956 zurück, als ihr damaliger Herausgeber Gabriel Hanot seine europäischen Kollegen erstmals zur Wahl eines „Fußballer des Jahres“ aufrief. Der Engländer Stanley Matthews vom FC Blackpool machte als erster Spieler das Rennen, ist mit 41 Jahren bis heute der älteste Preisträger. Knapp 40 Jahre lang beschränkte sich die Wahl anschließend auf europäische Spieler, ehe ab 1995 erstmals auch außereuropäische Spieler von europäischen Vereinen den Titel als „Europas Fußballer des Jahres“ erringen durften und der Liberianer George Weah die Auszeichnung erhielt. Erst seit 2007 dürfen alle Spieler weltweit gewählt werden, so dass der Goldene Ball mittlerweile den „Besten Spieler der Welt“ bzw. den „Weltfußballer des Jahres“ prämiert.    

Wirft man heutzutage einen Blick auf die Liste aller Preisträger des Ballon d’Or, dann ist das wie ein historischer Spaziergang durch die Ruhmeshalle des Weltfußballs, auf dem man aufgrund der Auswahlkriterien einzig frühere südamerikanische Weltklasse-Kicker wie Pele oder Maradona vermisst. Ansonsten sind alle Helden und Legenden, die diesen Sport in den vergangenen rund 75 Jahren auf besonders eindrucksvolle Art und Weise geprägt haben, vertreten: Angefangen von Alfredo Di Stefano (1957, 1959) und Bobby Charlton (1966) über Franz Beckenbauer (1972, 1976), Johann Cruyff (1971, 1973, 1974) und Michel Platini (1983, 1984, 1985) bis hin zu Ronaldo (1997, 2002), Cristiano Ronaldo (2008, 2013, 2014, 2016, 2017) und Lionel Messi (2009, 2010, 2011, 2012, 2015, 2019) tummelt sich hier Jahrzehnt für Jahrzehnt das „Who’s Who“ des europäischen und internationalen Fußballs. Und mittendrin steht für die Jahre 1978 und 1979 in goldener Schrift auch der Name Kevin Keegan. So erhielt die „Mighty Mouse“ in diesen beiden Jahren als erster und bis heute auch einziger HSV-Spieler gleich zweimal in Serie die prestigeträchtige Auszeichnung.

Im Rahmen des Bundesliga-Heimspiels gegen Eintracht Frankfurt (4:0) bekam Kevin Keegan am 19. Mai 1979 von Jaques Thibert, Chefredakteur France Football, mit dem Ballon d’Or die Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres 1978 überreicht.

1978 setzte sich der Engländer bei der Wahl hauchzart gegen den Österreicher Hans Krankl durch, ein Jahr später siegte er nach seiner Fabelsaison im HSV-Dress und dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit mehr als 50 Punkten Vorsprung. Keegan war damit nach Cruyff erst der zweite Spieler, der den Ballon d’Or in aufeinanderfolgenden Jahren gewann – ein Kunststück, das nach ihm mit Karl-Heinz Rummenigge, Michel Platini, Marco van Basten, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo nur fünf weitere Spieler wiederholen konnten. Einen Hattrick verwandelten mit Platini und Messi sogar nur zwei Akteure, wenngleich auch Keegan ganz, ganz nah dran war. Und zwar im Jahr 1977, als er sich trotz des Gewinns der englischen Meisterschaft und des Europapokals der Landesmeister mit dem FC Liverpool bei der Wahl um lediglich drei Punkte dem Dänen Allan Simonsen (Bor. Mönchengladbach) geschlagen geben musste. Besonders pikant: Ausgerechnet ein britischer Landsmann, der BBC-Reporter Max Marquis, verhinderte Keegans Triumph. Er setzte zwar den Engländer Brooking auf den zweiten und den Schotten McQueen auf den fünften Platz, aber der Name Keegan fehlte auf seinem Stimmzettel gänzlich. Dabei hätte der zweite Rang und die damit verbundenen vier Punkte gereicht – unglaublich. So steht Keegan heute mit zwei Titeln hinter Messi (6 Erfolge), C. Ronaldo (5), Cruyff, Platini und van Basten (je 3) auf Platz 6 der Ballon d’Or-Gewinner, den er sich mit Beckenbauer, Di Stefano, Ronaldo und Rummenigge teilt – zweifelsfrei auch ohne Hattrick eine illustre Gesellschaft, die seinen Status als Weltstar kräftig untermauert!