»Auf dem Bolzplatz haben wir uns aus Schuhen selbst Tore gebaut«

In der Rubrik „Meine Wurzeln“ spricht in jeder Ausgabe ein HSVer über seine Anfänge als Fußballer. Dieses Mal: Defensiv-Allrounder MORITZ HEYER.

An meine richtigen Anfänge auf dem Fußballplatz kann ich mich selbst gar nicht mehr so ganz genau erinnern. Man muss dazu wissen, dass ich wohl wirklich ein Frühstarter war, denn laut der Erzählungen meiner Eltern habe ich schon mit drei Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Woran ich mich erinnere, ist, dass ich damals immer versucht habe, mir etwas von meinem Vater abzuschauen. Der war damals Spielertrainer in der Bezirks- oder Landesliga und hat selbst mitgekickt. Ich habe damals kein Spiel von ihm verpasst und ihm immer zugesehen. Er war eigentlich ein offensiver Spieler, meist Stürmer oder Zehner, ist aber mit dem Alter irgendwann zum Libero geworden. In jedem Fall habe ich kein Spiel verpasst und habe in der Halbzeit und nach dem Spiel mit den anderen Kindern sofort den Rasen gestürmt und dann haben wir selbst gebolzt.

Gewohnt haben wir damals in Bramsche in der Nähe von Osnabrück. Bevor ich aber beim 1. FCR Bramsche angefangen habe, richtig im Verein zu spielen, sind wir immer auf einen allgemeinen Sportplatz gegangen, ein klassischer Bolzplatz. Anfangs gab es auf dem noch nicht einmal Tore, so dass wir Schuhe als Torpfosten aufstellen und uns so unsere eigenen Tore bauen mussten. Mit meinen Freunden und auch mit meinem Vater, sobald er von der Arbeit nach Hause kam, habe ich dort unzählige Stunden verbracht. Mein Vater hat mich frühzeitig auch darauf gepolt, immer auch meinen linken Fuß zu benutzen und zu trainieren. Diesen Ratschlag habe ich über all die Jahre immer beherzigt und bin glücklich darüber. Heute ist mein linker Fuß zwar nicht ganz gleich gut, aber er ist schon nicht so schlecht. Sicherlich wurde mir diese Beidfüßigkeit aber auch ein Stück weit in die Wiege gelegt.

Auch im Verein hatte ich meinen Vater an meiner Seite, denn als ich mit 13 Jahren vom 1. FCR Bramsche zum benachbarten TSV Wallenhorst gewechselt bin, haben wir in der zweithöchsten Jugendliga gespielt und mein Vater war einer der Trainer. Das war gar nicht immer so leicht, denn ich wurde nie bevorzugt, sondern eher sogar etwas härter kritisiert. Böses Blut zwischen uns gab es deshalb aber nie. Überhaupt bin ich meinen Eltern für ihren Support unglaublich dankbar. Sie haben mich sowohl in Wallenhorst als auch zwei Jahre später nach meinem Wechsel zum VfL Osnabrück immer zum Training gebracht und mich in aller Form unterstützt, was ich im Nachhinein sehr zu schätzen weiß. Ohne sie hätte ich es niemals so weit geschafft.

Beim VfL Osnabrück haben wir dann in der höchsten Jugendliga gespielt, doch Gedanken an den Profifußball habe ich damals nicht verschwendet. Ich wollte einfach immer versuchen, in der höchstmöglichen Liga zu spielen, das war mein Anreiz. Alles andere kam dann irgendwie so ein bisschen von selbst, als ich den Sprung aus der A-Jugend in die 2. Mannschaft des VfL geschafft habe, die damals in der Oberliga spielte. Von da an ging es Schritt für Schritt weiter. Erst bin ich in die Nachbarschaft nach Lotte in die Regionalliga gewechselt, anschließend in die 3. Liga nach Halle, weil der dortige Sportdirektor ursprünglich aus unserem Nachbardorf kam und ich mit seinem Sohn sogar zusammengespielt hatte. Ich brauchte es immer ein bisschen heimelig. Umso schöner war es dann natürlich, dass ich zum VfL Osnabrück zurückkehren und in der 2. Liga endgültig im Profifußball ankommen konnte. Und dass mich dieser Weg dann tatsächlich zum HSV geführt hat und ich ein Teil dieses Clubs sein darf, ist einfach nur großartig. Das hätte ich mir damals auf dem kleinen Bolzplatz mit Turnschuhen als Torpfosten auch nicht träumen lassen.