VALON ZUMBERI erlebte ein spannendes Saisonfinale: Nachdem der U21-Innenverteidiger im April erstmals mit der Profimannschaft des HSV trainieren durfte, sammelte er im Juni bei der U21 des Kosovo weitere Erfahrung im Dress der Nationalmannschaft – und schaffte auch dort erstmalig den Sprung in das Profitraining. Im HSVlive-Magazin berichtet er von seinen Eindrücken und Träumen für die Zukunft.

Bei der kosovarischen U21 ist Valon Zumberi gesetzt und stand in den drei im Juni anstehenden Länderspielen in jeder Spielminute auf dem Platz.

Wenn Valon Zumberi in den zurück­­liegenden Wochen seine Social-Media-Apps öffnete, sah er vor allem die Urlaubs­­bilder seiner Mann­­schafts­­kollegen: Die U21-Spieler des Hamburger SV posteten nach dem Saison­­ende in der Regional­liga Nord Fotos vom Ent­spannen am Strand und in Restaurants und luden Videos vom Wandern, Shoppen oder Zeit­­ver­treib mit ihren Freunden und Familien hoch. Zumberis Sommer­­pause hingegen sah ganz anders aus: Der Innen­­verteidiger wurde zum fünften Mal für einen Lehr­gang der U21 des Kosovo nominiert und verbrachte den Groß­teil des Junis mit seinen Team­­kameraden aus der National­­mann­­schaft im Kosovo sowie in Andorra und Albanien, wo die je­weiligen Quali­fikations­­spiele des Teams für die U21-EM statt­­fanden. Statt Urlaubs­­fotos zierten deshalb Bilder von Trainings­­ein­heiten, Match­day-Grafiken und Spielfotos Zumberis Insta­gram-Story.

»Junge Spieler kommen ohnehin nicht um mich herum«

Allzu viel Zeit für seine Social-Media-Aktivitäten blieb dem Innen­verteidiger aber ohnehin nicht, schließ­lich stand der gebürtige Hamburger in allen drei Begegnungen gegen Andorra (3:0), England (0:5) und Albanien (1:1) in der Start­formation und absol­vierte jeweils die volle Distanz über 90 Minuten. Neun U21-Pflicht­spiel­ein­sätze hat Zumberi, dessen Familie aus dem Kosovo stammt und der bereits in der U19 für das koso­varische Team auf­lief, inklusive dieser Partien mittler­weile absol­viert. Unter Trainer Albert Bunjaki, der die älteste Nach­wuchs­mann­schaft des Kosovo Anfang des Jahres über­nommen hatte, spielte sich Zumberi zunehmend in der Innen­ver­teidi­gung fest und gilt mittler­weile trotz seines jungen Alters schon als Führungs­spieler im Team. Für den gerade einmal 19 Jahre jungen Defensiv­mann ist das eine schöne Bestätigung seines Werde­gangs: „Der Trainer hat mir im Gespräch verdeut­licht, dass ich neue und jüngere Spieler gerne an die Hand nehmen und helfen soll, sie im Team zu integrieren. Ich glaube, diese Rolle liegt mir ganz gut“, erklärt Zumberi. „Ich bin jemand, der schnell auf andere Leute zugeht und der immer wissen will, wer jemand ist. Insofern kommen neue Spieler ohnehin nicht um mich herum“, sagt er schmunzelnd. 

Aus Norderstedt zum Nationalspieler: Zumberi trägt bereits seit 2010 das Trikot des HSV und hat im Nachwuchsleistungszentrum
sämtliche Jugendteams durchlaufen.

Auch auf dem Platz gibt Zumberi den Ton an, unter­stützt seine Mitspieler laut­stark und setzt aus dem Abwehr­zentrum heraus gleich­zeitig erste Impulse in Richtung Spielaufbau. Das, so der 19-Jährige, sei gar nicht immer so einfach, schließlich unterscheidet sich die Spiel­idee des National­trainers durch­aus von dem Spiel, das er vom HSV gewohnt ist. „Es ist eine Heraus­forderung, diesen Turn­around hinzu­bekommen“, sagt Zumberi deshalb. „Es ist ja ganz normal: Jeder Trainer spielt anders, hat andere taktische Vorstel­lungen. Bei der National­mann­schaft hast du gleich zwei Challenges: Du musst in kurzer Zeit als Team zusammen­finden und zudem schnell mit dem System klar­kommen. Deshalb tut es gut, dass wir aktuell 24 Stunden am Tag zusammen ab­hängen. Das hilft, um dieses Gefühl für­einander schnell zu bekommen – auch auf dem Platz.“ 

»Für mich ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen«

Wie gut es dem Hamburger im Dress der National­mann­schaft gelingt zu performen, ist auch dem Trainer­team der A-Nationalmannschaft nicht verborgen ge­blieben: Zumberi fiel nicht nur in den Pflicht­spielen positiv auf, sondern durch seinen Ehr­geiz auch im Team­training, das das Trainer­team um Chef­trainer Alain Giresse beob­achtete und den Verteidiger kurzer­hand ins Profi­training einlud. Da die A-National­mann­schaft im Rahmen ihrer Länder­spiele ohnehin in der gleichen Stadt residierte, fand sich Zumberi plötzlich neben seinem Vor­bild, dem Innen­verteidiger Amir Rrahmani vom SSC Neapel, auf dem Platz wieder. Ein Erlebnis, das der 19-Jährige nicht vergessen wird. „Es war ein kleiner Traum, der da für mich in Erfüllung gegangen ist. Rrahmani hat mir viele Tipps gegeben und mich gleich sehr herzlich behan­delt, dafür bin ich ihm dankbar. Ein richtiges geiles Gefühl, das mal erlebt zu haben. Und trotzdem: Das war für mich ein toller Bonus, der Fokus lag aber ganz klar auf der EM-Quali.“ 

Bei der Begegnung gegen England, in der das Team letztlich deutlich 0:5 unterlag, gab es für den HSVer dennoch weiteren Grund zur Freude, denn auf der Tribüne hatte auch seine in der Nähe des „Stadiumi Fadil Vokrri“ in der koso­varischen Haupt­stadt Pristina lebende Familie Platz genommen. Für Zumberi das nächste Highlight einer aufre­genden Reise, schließ­lich bleibt ihm im Alltag während der Saison mit der U21 in der Regional­liga Nord kaum Zeit, seine Verwandt­schaft zu besuchen. „Hier konnte ich meine Verwandten sogar ab und zu an freien Nach­mittag besuchen“, freute er sich umso mehr über die Nähe zu seiner Familie. So zieht der Hamburger Jung ein sehr positives Fazit zu seiner Reise: „Auch wenn wir gegen England letztlich deutlich verloren, haben: Wir haben starke Spieler, gehen ein hohes Tempo und sind in jeder Sekunde bereit, füreinander zu kämpfen. Das macht uns aus – und das hat man in den Quali­fikations­spielen gesehen.“

Als starke Belastung hat der 19-Jährige die Länder­spielreise im Anschluss an die Regional­liga-Saison, in der er 21 Spiele ab­solvierte, auch deshalb nicht empfunden. „Die Zeit verging rasend schnell, so dass ich mir nicht viele Gedanken dazu machen konnte. Ich freue mich einfach, für die National­mann­schaft spielen zu dürfen und habe es deshalb total genossen. Ich hoffe, dass mir diese Verant­wortung, die ich jetzt über­nehmen durfte, auch in Zukunft zuge­traut wird. Ich glaube, das ist für mich der nächste Schritt.“ Gleich­zeitig gesteht er: „Wenn ich zur Ruhe gekommen bin, habe ich hin und wieder schon gemerkt, wie sehr mein Körper sich auf eine Pause freut.“ Und diese Pause darf er sich nun gönnen: Auf­grund seiner Länder­spiel­reise wurde Zumberi nicht zum Trainings­auftakt der U21 am Volks­park­stadion am 20. Juni zurück­erwartet, hat vom Trainer­team um Cheftrainer Pit Reimers einen Sonder­urlaub zuge­sprochen bekommen und steigt erst am Ende des Monats wieder in das Training ein. Bis dahin heißt es dann für ihn: Am Strand spazieren, shoppen gehen, Zeit mit den Freunden und Familien verbringen, die Social-Media-Kanäle mit Urlaubs­bildern befüllen. Um dann im Juli wieder mit vollem Ehr­geiz auf dem Platz dort zu stehen, wo er sich am wohlsten fühlt: Im Ab­wehr­zentrum zwischen seinen Team­kollegen.