Zumal es ja einige Spieler sind, die du jahrelang aus dem Nachwuchs kennst, wo sie ein oder zwei Jahrgänge unter dir gespielt haben. Waren damals auch schon welche dabei, bei denen du wusstest, dass sie es mal zu den Profis schaffen?
Bei Faride Alidou konnte man schon in der Jugend sehen, dass er besondere Sachen kann, und das hat man sich auch über die Jahrgänge hinweg erzählt. Oder bei Anssi Suhonen, mit dem ich in der U17 zusammengespielt habe und bei dem man damals schon gemerkt hat, dass er mehr kann als andere, dass er anders spielt und das gewisse Etwas hat. Aber trotzdem ist es schon lustig zu sehen, wie erwachsen wir alle in den letzten paar Jahren geworden sind und dass wir jetzt gemeinsam zum Profi-Kader gehören.
Ist es für dich etwas Besonderes, durch den neu eingeschlagenen Weg des HSV jetzt mit so vielen alten Mitspielern aus der Jugend zur Bundesliga-Mannschaft zu gehören? Selbstverständlich ist dies sicherlich nicht.
Ja, es ist besonders. Jonas David und ich kennen uns seit den ganz jungen Jugendmannschaften und wir haben es den ganzen langen Weg lang gemeinsam zu den Profis geschafft. Dazu die vielen anderen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die man seit Ewigkeiten kennt – da ist schon sehr viel Identifikation dabei.
Du begrüßt diesen Weg also.
Natürlich, ich finde, da hat sich über die letzten Jahre etwas aufgebaut, was richtig gut ist und ja auch noch viel besser werden kann. Der Weg, junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs aufzubauen, zu entwickeln und dann in seiner ersten Mannschaft einzubauen, ist ein guter Weg. Im Training dabei sein, ein bisschen Bundesliga-Luft schnuppern, sich an die viel schnellere und körperbetontere Spielweise gewöhnen, daraus lernen – ich finde es gut, dass der HSV uns jungen Spielern diese Möglichkeit bietet. Es ist eine tolle Perspektive für alle Nachwuchsspieler. Schließlich hat jeder den Traum, später mal im Volksparkstadion zu spielen.
Auch die, die in den letzten zwei Jahren den Sprung geschafft haben, konnten diese ganz besondere Atmosphäre eines vollen Volksparkstadions noch gar nicht wirklich erleben, das hat die Pandemie ihnen verdorben. Was sagst du denen, wenn ihr darüber sprecht, dass die Stadien hoffentlich bald wieder voll sein dürfen?
Ich sage ihnen, dass sie sich darauf freuen und es einfach genießen sollen. Natürlich macht eine große Kulisse etwas mit einem, das lässt ja niemanden kalt, wenn du im Bus zum Stadion fährst, die vielen Menschen siehst, dann später ins Stadion einläufst und diese Stimmung spürst. Aber das sollte keinen Druck entfachen oder gar Angst. Das sollte pure Freude sein.
Fühlt es sich für dich exakt so an?
Ja, absolut. Anspannung ist immer dabei, das ist klar. Aber das habe ich auch bei einem Spiel im leeren Stadion, denn für diese Anspannung sorgt das Spiel selbst. Das Drumherum genieße ich einfach – bis das Spiel beginnt. Ab da bin ich ohnehin im Tunnel, da bekomme ich nicht mehr alles im Detail mit. Da spürt man einfach nur das Brodeln der Kulisse, dieses Brummen, diese Wucht, die dich dann wie eine Welle packt und dich nach vorn pushen kann. Und das ist einfach ein geiles Gefühl. Aber eben nichts, wovor man Angst haben müsste. Und genau das versuche ich den Jungs zu vermitteln: Genießt es und gebt euer Bestes, dann habt ihr die Fans immer im Rücken.