Nicht nur für die Spieler des HSV war der Abend in Athen ein ganz besonderer, sondern auch für die HSV-Fans. Für diejenigen daheim an den Radio- oder Fernsehgeräten, vor allem aber für jene, die live im Stadion dabei waren. So wie HEIKO FISCHER. Ein Reisebericht.

Die Bilder der jubelnden HSV-Spieler auf dem Rasen und während der Ehren­runden mit dem Pott sind immer noch und gerade in dieser HSVlive-Ausgabe all­gegen­wärtig. Auch wenn die Feier nach dem Spiel auf­grund der noch laufenden Bundes­liga-Saison am Ende eher klein und ruhig ausfiel, so war die Freude bei allen Spielern trotzdem riesig. Und nicht nur bei ihnen. Denn dieser Sieg, dieser größte Erfolg der Vereins­geschichte, er war auch ein Sieg der Fans.

Auf den voran­gegangenen Seiten haben sich bereits Bernd Weh­meyer und Horst Hrubesch lebhaft daran erinnert, wie es war, am Tag des End­spiels bei der Mann­schafts­besprechung auf dem Golfplatz mit­anzu­sehen, wie fast minüt­lich die Flug­zeuge der Alitalia über ihre Köpfe hinweg nach Athen hinein­schwebten. Mehr als 30.000 Italiener waren am Abend im Stadion, um ihre Mann­schaft im Finale um den Europa­pokal der Landes­meister anzu­feuern. „Die haben wir später im Spiel mehr und mehr verstummen lassen“, erinnert sich Horst Hrubesch im Interview und betont, wie viel Freude es an­schließend gemacht habe, das Spiel zu Ende zu spielen und dabei dann auch die Hamburger Fans zu hören: „Die Gesänge der italienischen Fans gingen zwar weiter, aber sie waren gedämpfter, während wir plötzlich die mit­gereisten Hamburger gehört haben. Das hat einfach Spaß gemacht!“ Die waren zwar numerisch in der Unter­zahl, dennoch waren es auch rund 10.000 Hamburger, die den Weg nach Athen ange­treten hatten. Und sie waren es auch, die am Ende der 90 Minuten Grund zum Jubeln hatten, als die Mann­schaft nach der Sieger­ehrung in Richtung Kurve der eigenen Anhänger lief, um ihnen den Pott zu präsentieren.

Mehrere tausend HSV-Fans empfingen ihre Mannschaft am Tag nach dem Endspiel am Hamburger Flughafen, um einen Blick auf den Pott und ihre Stars (hier links im Bild Holger Hieronymus) zu erhaschen.

Einer, der live dabei war in Athen und in der Hamburger Kurve, ist Heiko Fischer. Der kann sich nicht nur bild­lich an diesen Abend erinnern, sondern hat ihn auch schriftlich fest­gehalten – in seinem Tage­buch. Aus diesem hat er im Gespräch mit HSVlive-Redakteur Broder-Jürgen Trede vorge­lesen und erzählt, wie das damals war als Hamburger in Athen, wohin der Ur-HSVer in der Nacht auf den 25. Mai 1983 flog – und zwar von Ost-Berlin aus. „564 Mark hat die Reise damals gekostet“, erinnert sich Fischer. Reise bedeutet in diesem Fall: Abfahrt vom Hamburger ZOB mit dem Doppel­decker voller HSV-Fans nach Ost-Berlin, von dort aus Flug nach Athen, und das Ganze dann auch wieder retour. Inklusive Eintritts­karte. „Und inklusive einem Tag in Athen, wo wir nämlich am Tag des Finals bereits morgens um zehn Uhr ange­kommen sind. Das war wunder­bar, denn wir konnten den ganzen Tag diese besondere End­spiel-Atmo­sphäre aufsaugen“, so Fischer. Aller­dings fiel dem glühenden HSV-Anhänger recht schnell auf: „Überall Juve-Fans hier. Naja, für die war das von Turin nach Athen ein Katzen­sprung.“ So hatten sich mehr als 30.000 Italiener auf den Weg nach Griechen­land gemacht, ent­sprechend war das Athener Olympiastadion am Abend fest in schwarz-weißer Hand. „Aber wir haben uns mit unseren Gesängen auch bemerk­bar gemacht“, schwelgt der Augen­zeuge in Erinne­rungen – und kommt so­gleich auf seinen Lieblings­moment zu sprechen: „Das Spiel war grandios, und das Tor von Felix Magath haben wir von unseren Plätzen aus sehr gut sehen können, aber der schönste Augen­blick dieses Abends kam erst nach dem Spiel: Als die Spieler extra zu uns liefen und sich bei uns bedankten. In diesem Moment liefen Freuden­tränen.“

Heiko Fischer hat über seine Erleb­nisse in Athen Tage­buch geschrieben – und teilt seine Erinnerungen im HSVlive-Gespräch zum 40. Jahres­tag des Europa­pokals mit allen Lesern.

So viele Erinnerungen, die in Kopf und Herz bleiben. Eine ganz besondere war für Heiko Fischer auch das Verhalten der An­hänger aus Italien. „Alle Juve-Fans haben uns gratuliert und waren sehr fair und freundlich, das fand ich bemerkens­wert“, sagt Fischer, der sich noch in der Nacht mit seiner Reise­gruppe wieder auf den Weg Richtung Flug­hafen machte, um – via Ost-Berlin – pünktlich wieder zu Hause in der Hanse­stadt zu sein: „Wir sind nach unserer Ankunft in Hamburg direkt vom ZOB zum Flug­hafen gefahren – und haben dort mit tausenden HSV-Fans die Mann­schaft in Empfang ge­nommen, die gerade gelandet war.“ Perfektes Timing des Weit­gereisten, der an­schließend gerade recht­zeitig in den eigenen vier Wänden eintru­delte, um die Sport­schau einzuschalten und sich „die besten Bilder noch einmal ganz in Ruhe“ anzu­schauen. Es war der perfekte Abschluss einer perfekten Reise rund um einen perfekten Abend. Und dann schlief Heiko Fischer „müde, aber glück­lich“ als Europa­pokal­sieger ein.