1. RUNDE
BFC DYNAMO
Der Europokal der Landesmeister, der Vorgängerwettbewerb der UEFA-Champions League (ab 1992/93), wurde in der Saison 1982/83 zum 28. Mal ausgetragen. Wie gewohnt waren die 32 Landesmeister der vorangegangenen Saison teilnahmeberechtigt, zudem komplettierte Aston Villa als Titelverteidiger das Teilnehmerfeld der 33 Vereinsmannschaften.
Für den HSV startete der Wettbewerb in der 1. Runde mit einer ebenso brisanten wie besonderen Paarung: Im deutsch-deutschen Duell trafen die Rothosen auf den DDR-Meister BFC Dynamo. Besonders das Hinspiel in Berlin war dabei von einer politischen Dimension rund um den Kalten Krieg zwischen Ost und West gekennzeichnet. So sorgte das Ministerium für Staatssicherheit für ein handverlesenes Publikum im Jahn-Sportpark, ließ Eintrittskarten nur in den Betrieben, über die Gewerkschaft und Partei verteilen. Die Folge: Auf den Tribünen saß zwar ein lammfrommes und linientreues Publikum, die echten Ostberliner Fans gingen hingegen leer aus.
Sportlich lief es für den BFC Dynamo durch einen frühen Führungstreffer durch Hans-Jürgen Riediger (17.) zunächst zwar etwas besser, doch Jürgen Milewski (37.) wusste in Abwesenheit von Horst Hrubesch (Länderspielreise) noch vor dem Pausenpfiff zum letztlichen 1:1-Endstand zu egalisieren. Im Rückspiel sicherten die Hamburger dann im heimischen Volksparkstadion mit einem 2:0-Erfolg das Weiterkommen. Dieses Mal wieder mit Kapitän Hrubesch, der zugleich seinen ersten Treffer im laufenden Wettbewerb markierte.
Deutsch-deutsches Duell: In der 1. Runde kommt es zu einem besonderen Aufeinandertreffen zwischen dem BFC und dem HSV. So auch auf dem Grün, wie hier im Luftzweikampf zwischen den jeweiligen Nationalspielern und Verteidigern Rainer Troppa und Ditmar Jakobs.
Hinspiel
Mi., 15.09.1982
BFC Dynamo – Hamburger SV
1:1
(1:1)
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
21.000 Zuschauer (ausverkauft)
BFC: Rudwaleit – Noack, Trieloff, Troppa, Ullrich – Terletzki, Rohde, Schulz, Backs – Riediger, Netz (84. Ernst)
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus, Jakobs, Wehmeyer – Groh, Rolff (67. von Heesen), Hartwig, Magath – Bastrup, Milewski
Tore: 1:0 Riediger (17.), 1:1 Milewski (37.)
Schiedsrichter: Jan Keizer (Niederlande)
Gelbe Karten: – / –
Rückspiel
Mi., 29.09.1982
Hamburger SV – BFC Dynamo
2:0
(1:0)
Volksparkstadion
38.000 Zuschauer
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus, Jakobs, Wehmeyer – von Heesen (65. Groh), Hartwig, Magath, Milewski – Hrubesch, Bastrup
BFC: Rudwaleit – Noack, Trieloff, Troppa, Ullrich – Terletzki, Rohde, Ernst (65. Netz), Backs – Riediger, Schulz (79. Schlegel)
Tore: 1:0 Hartwig (33.), 2:0 Hrubesch (87.)
Schiedsrichter: Keith Stuart Hackett (England)
Gelbe Karten: – / Ullrich (24.), Backs (57.)
ACHTELFINALE
OLYMPIAKOS
PIRÄUS
Im Achtelfinale reiste der Hamburger SV ungeahnt schon einmal ein bisschen in die Zukunft. Im Duell mit dem griechischen Meister Olympiakos Piräus traten die Rothosen mit einem 1:0-Hinspielsieg im Gepäck die Reise in die griechische Hauptstadt Athen, zugleich der Finalspielort des laufenden Wettbewerbs, an. Vor 77.000 Zuschauern – übrigens mehr als beim späteren Finale gegen Juventus Turin – im gerade neu erbauten Olympiastadion siegten die Hamburger furios mit 4:0. Nach einer 1:0-Pausenführung durch Felix Magath machte die Happel-Elf dabei unmittelbar nach dem Wiederanpfiff durch einen Doppelschlag von Horst Hrubesch und Wolfgang Rolff alles klar, ehe Lars Bastrup spät sogar noch das vierte Tor erzielte.
Anders als noch im umkämpften Hinspiel, wo mit „Jimmy“ Hartwig und Dimitri Mitropoulos gleich zwei Akteure mit glatt Rot des Platzes verwiesen wurden, betrieb der HSV durch den klaren Auswärtserfolg bei den Griechen Eigenwerbung im besten Sinne: Die Rothosen kannten nun die Begebenheiten vor Ort und konnten sich 203 Tage später trotz der vielen italienischen Anhänger im Rund der Spielstätte zumindest der Sympathien der einheimischen Fußballfans sicher sein.
Nicht nur im Blickfeld von HSV-Zehner Felix Magath: Der belgische Referee Roger Schoeters zeigt im Achtelfinalhinspiel (1:0) zwischen dem HSV und Olympiakos Piräus je zwei Gelbe und zwei Rote Karten. Beim folgenden 4:0-Auswärtserfolg der Hamburger in Athen geht es dagegen ruhiger und klarer zur Sache.
Hinspiel
Mi., 20.10.1982
Hamburger SV – Olympiakos Piräus
1:0
(0:0)
Volksparkstadion
32.000 Zuschauer
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus (56. von Heesen), Jakobs, Wehmeyer – Hartwig, Groh, Magath – Bastrup, Hrubesch, Milewski
PIR: Sarganis – Gounaris, Michos, Papadopoulos, Vamvakoulos – Kousoulakis (37. Xanthopoulos), Estavillo, Mitropoulos – Lemonis (73. Orfanos), Anastopoulos, Kokolakis
Tore: 1:0 von Heesen (59.)
Schiedsrichter: Roger Schoeters
(Belgien)
Gelbe Karten: – / Kokolakis (6.),
Gounaris (43.)
Rote Karten: Hartwig (68.) /
Mitropoulos (54.)
Rückspiel
Mi., 03.11.1982
Olympiakos Piräus – Hamburger SV
0:4
(0:1)
Olympiastadion Athen
77.000 Zuschauer
PIR: Sarganis – Gounaris, Michos (57. Argyroulis), Papadopoulos, Vamvakoulos – Kousoulakis (37. Xanthopoulos), Estavillo (46. Orfanos), Xanthopoulos, Kokolakis – Lemonis, Anastopoulos
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus, Jakobs, Wehmeyer – Groh, Magath (70. Djordjevic), Rolff, Milewski – Bastrup, Hrubesch
Tore: 0:1 Magath (26.), 0:2 Hrubesch (50.), 0:3 Rolff (52.), 0:4 Bastrup (85.)
Schiedsrichter: Brian McGinlay
(Schottland)
Gelbe Karten: Anastopoulos (1.) /
Stein (37.)
VIERTELFINALE
DYNAMO KIEW
Der dreifache Bastrup von Tiflis: Die Geschichte des Viertelfinales zwischen dem HSV und dem damaligen Serienmeister der Sowjetunion, Dynamo Kiew, ist schnell erzählt. War Kiew im Achtelfinale noch kampflos gegen den albanischen Meister Nentori Tirana weitergekommen, da sich dieser aus politischen Gründen weigerte, in der Sowjetunion anzutreten, empfing Dynamo den HSV dieses Mal im rund 1.500 Kilometer Luftlinie entfernten Tiflis, der heutigen Hauptstadt Georgiens. Der Grund dafür war allerdings profaner: In Kiew herrschte Anfang März einfach noch tiefster Winter, weshalb man ins milder temperierte Tiflis auswich. Dort lief der dänische Mittelstürmer Lars Bastrup dann mächtig heiß, schnürte einen Hattrick und verhalf dem HSV quasi im Alleingang zum 3:0-Auswärtssieg.
Und dieser bedeutete die halbe Miete für den Einzug ins Halbfinale, denn diesen Drei-Tore-Vorsprung ließen sich die Rothosen zwei Wochen später im Rückspiel nicht mehr nehmen, wenngleich sie im heimischen Volksparkstadion durchaus ins Wanken gerieten: Hartwig markierte kurze Zeit nach der Gästeführung den zwischenzeitlichen Ausgleich, zudem rettete mehrfach das Aluminium für den HSV, so dass am Ende trotz einer 1:2-Niederlage das Weiterkommen stand. Es sollte die einzige Niederlage in diesem Wettbewerb bleiben.
Gala-Vorstellung: Lars Bastrup, hier im Duell mit Yaroslav Dumanski, trifft dreifach in Tiflis und stellt damit die Weichen frühzeitig auf Halbfinaleinzug.
Hinspiel
Mi., 02.03.1983
Dynamo Kiew – Hamburger SV
0:3
(0:1)
Lenin-Dinamo-Stadion
30.000 Zuschauer
DKI: Chanow – Sorokalet, Bessonow, Baltacha, Demjanenko – Dumanski (40. Olefirenko), Burjak, Bal – Jewtuschenko (56. Lozinski), Zawarow – Blochin
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus, Jakobs, Wehmeyer – Hartwig, Rolff, Groh, Magath (70. Djordjevic) – Hrubesch, Bastrup
Tore: 0:1 Bastrup (6.), 0:2 Bastrup (52.), 0:3 Bastrup (71.)
Schiedsrichter: Enzo Barbaresco (Italien)
Gelbe Karten: – / Hrubesch (37.)
Rückspiel
Mi., 16.03.1983
Hamburger SV – Dynamo Kiew
1:2
(0:0)
Volksparkstadion
35.000 Zuschauer
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus, Jakobs, Wehmeyer – Groh, Hartwig, Magath, Rolff – Hrubesch, Milewski
DKI: Mikhailow – Sorokalet, Olefirenko, Baltacha, Demjanenko – Lozinski,
Dumanski (46. Blochin), Burjak, Bal –
Bessonow (80. Ewseew), Jewtuschenko
Tore: 0:1 Bessonow (52.), 1:1 Hartwig (62.), 1:2 Jewtuschenko (82.)
Schiedsrichter: Rolf Eriksson (Schweden)
Gelbe Karten: – / Lozinski (1.)
HALBFINALE
REAL SOCIEDAD SAN SEBASTIAN
„Drama, Drama, Drama“, lautete das Motto im Halbfinale gegen den spanischen Meister Real Sociedad San Sebastian. Während sich beide Mannschaften im Hinspiel im ausverkauften Estadio de Atotxa, das einem Hexenkessel glich, mit einem 1:1-Remis voneinander trennten, fiel die Entscheidung um den Finaleinzug in der Schlussviertelstunde des Rückspiels im nicht weniger stimmungsvollen Volksparkstadion: Den Führungstreffer durch Ditmar Jakobs (76.) konnten die Spanier durch Diego Alvarez (79.) noch im Handumdrehen egalisieren, ehe Thomas von Heesen (84.) das Tor nach Athen kurz vor Schluss erneut aufstieß und die Rothosen dieses Mal hindurchmarschierten. Was folgte waren Jubel, Trubel, Heiterkeit – und ein bitterer Wermutstropfen. Denn inmitten dieses Herzschlagfinales sah ausgerechnet „Jimmy“ Hartwig seine zweite Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb. Der vielumjubelte Publikumsliebling wurde so zum untröstlichen Pechvogel, da nach den damaligen Regularien die zweite Gelbe Karte eine Sperre im folgenden Spiel vorsah. Ergo verpasste Hartwig das große Finale in Athen, das der Europareise der Rothosen 35 Tage später die Krone aufsetzen sollte.
Das Tor nach Athen: Thomas von Heesen trifft im Rückspiel gegen San Sebastian vor
den Augen von Mittelstürmer Lars Bastrup zum entscheidenden 2:1. Diego Alvarez (links) kann den Einschlag im Netz nicht mehr verhindern.
Hinspiel
Mi., 06.04.1983
Real Sociedad – Hamburger SV
1:1
(0:0)
Estadio de Atotxa
26.000 Zuschauer (ausverkauft)
RSS: Arconada – Celayeta, Gajate, Gorriz, Larranaga – Alvarez, Bakero, Zubillaga, Zamora (68. Orbegozo) – Lopez Ufarte, Uralde
HSV: Stein – Kaltz, Hieronymus, Jakobs, Wehmeyer – Hartwig, Groh, Rolff, Magath – Hrubesch, Bastrup (46. Milewski)
Tore: 0:1 Rolff (59.), 1:1 Gajate (74.)
Schiedsrichter: Michel Vautrot
(Frankreich)
Gelbe Karten: – / –
Rückspiel
Mi., 20.04.1983
Hamburger SV – Real Sociedad
2:1
(0:0)
Volksparkstadion
51.000 Zuschauer
HSV: Stein – Kaltz, Groh, Jakobs, Wehmeyer – Hartwig, Rolff, Magath – Bastrup (46. Milewski), Hrubesch, von Heesen
RSS: Arconada – Murillo, Celayeta, Gorriz, Olaizola – Alvarez, Zubillaga, Orbegozo, Larranaga – Lopez Ufarte, Uralde (69. Bakero)
Tore: 1:0 Jakobs (76.), 1:1 Alvarez (79.),
2:1 von Heesen (84.)
Schiedsrichter: Bruno Galler (Schweiz)
Gelbe Karten: Hartwig (84.) / Uralde (37.), Celayeta (86.), Larranaga (88.)