Uwe Seeler

Der Neuner, der über allen anderen schwebt. Denn wenn man an den HSV und seine berühmteste Nummer 9 denkt, dann kommt man wohl unweiger­lich sofort auf den größten HSVer aller Zeiten: Uwe Seeler. Niemand vor und nach ihm verkörper­te das Spiel einer klassi­schen Neun so sehr wie „Uns Uwe“. Und die Stellen­be­schrei­bung des Neuners drehte sich – damals noch mehr als heute im Zeit­alter der mit­spie­lenden, falschen, hängenden und halben Neuner – darum, den Ball ins gegnerische Tor zu bringen. „Jedes Tor ist schön“, pflegte Seeler auf die Frage nach seinem schönsten Tor zu antworten, „Haupt­sache der Ball ist drin.“ Und dafür zu sorgen, das verstand kaum ein deutscher Stürmer so sehr wie Uwe Seeler – egal ob mit links, rechts oder per Kopf.

Willi Reimann

Einer von Uwe Seelers unmittel­baren Erben als Nummer 9 wurde 1974 für eine kolportierte Ablöse­summe von 700.000 DM, was damals neuen HSV-Rekord bedeutete, nach Hamburg gelotst: Willi Rei­mann. Und die Rechnung ging auf, denn Reimann, der später auch als Trainer für den HSV tätig sein sollte, sorgte mit seinen vielen Toren für große Erfolge: 1976 gewannen die Rot­hosen den DFB-Pokal, 1977 den Europa­pokal der Pokal­sieger sowie 1979 die deutsche Meister­schaft. Und dennoch wurde Reimann, der 1981 nach 237 Spielen und 71 Treffern das Aben­teuer im kana­dischen Calgary suchte, später immer öfter ein Mann vorge­zogen: ein gewisser Horst Hrubesch.

Horst Hrubesch

Horst Hrubesch gilt bis heute als einer der groß­artigsten Mittel­stürmer – seiner Zeit und über­haupt. Das Kopf­ball­unge­heuer, das sein Hand­werk aber auch mit dem Fuß ganz hervor­ragend verstand, erzielte in seinen fünf Jahren als HSV-Neuner unglaub­liche 134 Tore in 212 Partien – 70 davon mit dem Kopf. „Manni Bananen­flanke, ich Kopf, Tor“, lautete seine eben­so einfache wie  dennoch nicht zu verhindern­de Erfolgs­formel. So schoss und köpfte sich Hrubesch in die Herzen der deutschen und speziell der Hamburger Fuß­ball­fans. Und in die Geschichts­bücher. Denn drei deutsche Meister­schaften sowie 1983 der Gewinn des Europa­pokals der Landes­meister, also der heutigen Champions League – eine solche Aus­beute konnte kein HSV-Neuner nach Hrubesch vor­weisen.

Jan Furtok

Am großen Hrubesch-Erbe hatten viele der Neuner-Nach­folger zu knabbern, allen voran sein direkter Erbe Dieter Schatz­schneider, der schnell wieder sein Glück woanders suchte. Einer, der später aber sein großes Glück in Hamburg und beim HSV finden sollte, war Jan Furtok. Der pol­nische Fuß­ball-Arbeiter bestach ebenso durch nimmer­müden Ein­satz wie durch Voll­strecker-Quali­täten und ein gutes Auge, so dass er in fünf Jahren beim HSV durch­schnitt­lich auf eine Tor­beteili­gung in jedem zweiten Spiel kam. Ein beacht­licher Wert des Mannes, dessen Schnauzer ikonisch war und der die Inter­nationali­sierung im Sturm­zentrum des HSV ins Rollen brachte.

Bernardo Romeo

Nando, Ivanauskas, Kind­vall, Takahara – die Liste der inter­nationalen Sturm­spitzen des HSV ab den 90er-Jahren ist lang. Doch kaum ein Gastspiel war so erfolg­reich wie das des Argentiniers Bernardo Romeo. Vielleicht lag es daran, dass er wirk­lich das ganz klassi­sche Bild des guten alten Neuners erfüllte: wenig laufen, viel treffen. Denn für seine Arbeit gegen den Ball oder Lauf­wege in der Defensive war „Bernigoal“ eher nicht bekannt, dafür aber sehr wohl für eine heraus­ragende Treffer­quote von 0,5 Toren pro Spiel, mit der sich Romeo Anfang der 2000er-Jahre im frisch umge­bauten Volks­park­stadion in die Herzen der HSV-Fans schoss, die sich nach dürftigen Jahren in der alten Beton­schüssel und dem Niemands­land der Tabelle wieder nach schöneren Fuß­ball­erleb­nissen sehnten.

Paolo Guerrero

Die Rück­kehr in die Bundes­liga­spitze und auf die inter­nationa­le Bühne Mitte der 2000er-Jahre ist auch ganz entschei­dend mit seinem Namen verbunden: Paolo Guerrero. Vom FC Bayern gekommen, entwickel­te sich der Peruaner zwischen 2006 und 2012 zum Fixpunkt im Hamburger Angriff. Und zwar unab­hängig davon, wer neben oder um ihn herum in der Hamburger Offensive spielte: Ob Rafael van der Vaart, Ivica Olic, Mladen Petric oder Ruud van Nistel­rooy – Guerrero funktio­nierte mit ihnen allen und sorgte mit 80 Tor­beteili­gungen in 183 Spielen dafür, dass man ihn beim HSV ganz sicher nicht vergessen wird. Klar, dazu haben auch fliegende Trink­flaschen und Grätschen mit Anlauf ihren Teil bei­getra­gen, doch unterm Strich bleibt stehen: 51 Tore in 183 Partien sind eine Quote, die eines echten Neuners absolut würdig ist.

Die beste Quote seit dem ultimativen Neuner Horst Hrubesch, der den HSV 1983 nach 134 Toren in 212 Spielen mit einer Quote von 0,63 Treffern pro Spiel verließ, weisen aber weder Furtok noch Romeo oder Guerrero auf, sondern die Ein-Jahr-Tor­maschi­ne Simon Terodde (0,71) sowie der aktuelle HSV-Neuner Robert Glatzel (0,64), der auf den folgenden Seiten im aus­führ­lichen HSVlive-Interview über das Leben als Mittel­stürmer spricht.