Im Gedenken an unseren
Opa Uwe Seeler
Zum Anlass des 86. Geburtstages unseres kürzlich verstorbenen Großvaters haben wir, die Enkel, die Ehre, im Gedenken an ihn einige Zeilen zu schreiben und uns an sein Leben zu erinnern.
Die aktive Fußball-Karriere unseres Opas endete lange, bevor wir geboren wurden, aus diesem Grund wird sich dieser Nachruf hauptsächlich auf die Person konzentrieren, die wir als unseren Großvater kannten, und nicht auf die großartigen Leistungen auf dem Fußballplatz, von denen es viele gab.
Wir sind uns alle einig, dass unser Großvater ein gutherziger, bescheidener und humorvoller Mensch war. Im Laufe der Jahre fragten einige unserer Schulkollegen, wie es denn sei, Uwe Seeler als Opa zu haben – und die beste Antwort, die viele von uns geben konnten, war, dass es „ganz normal“ ist. Rückblickend und mit zunehmender Lebenserfahrung kommt man zu der Erkenntnis, dass „normal“ sehr subjektiv ist, und dass wir dankbar sein können, dass unser „normal“ von einem Mann wie unserem Opa geprägt wurde.
Ein passenderes Wort auf die Frage nach unserem Großvater wäre „tugendhaft“ gewesen – ein Vorbild im wahrsten Sinne des Wortes. Der Großvater, an den wir uns erinnern, zeigte nie einen Anflug von Arroganz. Er begegnete den Menschen, ohne zu urteilen, und trotz seiner zahlreichen Erfolge im Leben war er niemand, der das Bedürfnis hatte, andere daran zu erinnern. Unser Großvater war nie überheblich oder stolz. Er war jemand, der sich nicht über seine Erfolge definiert hat, sondern durch seinen Umgang mit anderen Menschen. Für ihn spielte es keine Rolle, woher eine Person kam, welchen finanziellen Status sie hatte oder sogar welchen Verein jemand unterstützte. Er war jedem Menschen gegenüber freundlich und respektvoll, so wie er es auch als Sportler dem Gegner gegenüber war. Dies zeigte sich auch in seinen langen und engen Freundschaften zu ehemaligen Gegenspielern und in seinem unermüdlichen Einsatz für seine Stiftung, für die er selbst im hohen Alter noch tätig war.
Wenn sich aus der Art und Weise, wie unser Großvater den Menschen begegnete, viel ableiten lässt, dann gilt dies ebenso dafür, wie sie ihm begegneten. Wir alle hatten die Gelegenheit, mit ihm Spiele des HSV im Stadion zu besuchen, und die Achtung, der Respekt und auch die Verehrung unserem Opa gegenüber waren für uns sichtbar. Die „Normalität“ lag darin, wie er mit diesen Situationen umging. Er war ansprechbar, nahm sich Zeit für die Menschen und wurde nie gereizt oder ungeduldig, wenn er das Stadion verlassen wollte und nach Autogrammen, Unterschriften und Fotos gefragt wurde. Für uns, vor allem, als wir jung waren, dauerte der Heimweg oft viel zu lange, weil unser Opa alle paar Meter angehalten wurde. Aber der richtige Umgang mit den Menschen war ihm wichtig und zeigt unserer Meinung nach sein großes Herz und seine Leidenschaft für den Sport, Hamburg, den HSV und nicht zuletzt für seine Mitmenschen.
Wir erinnern uns gern an die vielen positiven Momente, die von unserem Opa geprägt wurden. Sein Humor und seine Herzlichkeit werden schmerzlich vermisst. Genauso wie sein offenes Ohr, seine Begeisterung und sein Interesse an unseren Lebenswegen und Leidenschaften. Wir sind dankbar, mit einem Mann aufgewachsen zu sein, der seine eigene Tugendhaftigkeit stets als Normalität angesehen hat. Und an den wir uns – und sicher viele andere auch – als Vorbild erinnern und orientieren können.
Wir bedanken uns für die Anteilnahme, die uns auf vielerlei Wegen erreicht und uns gezeigt hat, was unser Opa dem HSV, seiner Stadt Hamburg und so vielen Menschen über die Grenzen Hamburgs hinaus bedeutet hat.