Deutscher Meister

Uwe Seeler war ein Gewinner. Allein neun­mal in Serie gewann er mit dem Hamburger SV die Oberliga Nord und kürte sich damit zum nord­deutschen Serien­meister (1955-1963). In der Saison 1959/60 gelang ihm mit dem Gewinn der Deutschen Meister­schaft zudem der ganz große Wurf: Am 25. Juni 1960 setzten sich die Rot­hosen im Endspiel im Frank­furter Wald­stadion mit 3:2 (0:0) gegen den 1. FC Köln durch. Ge­feierter Doppel- und Sieg­tor­schütze mit seinen Treffern zum 1:1 (53.) und 3:2 (86.) war selbst­verständlich „Uns Uwe“, der nach dem Spielende vom Hamburger Anhang auf Händen getragen und gebührend gefeiert wurde. Er war im wahrsten Sinne des Wortes ganz oben!  

Torjäger

Knapp 1.400 Tore hat Uwe Seeler während seiner un­ver­gleich­lichen Karriere von Kindes­beinen bis Lauf­bahn­ende geschossen, darunter 507 Pflicht­spiel­treffer für den HSV und 43 für die deutsche National­mann­schaft. Die ulti­mative Nummer 9 zählte damit welt­weit zu den besten Mittel­stürmern seiner Zeit und sorgte für zahl­reiche wichtige, schöne und oft­mals unver­gessene Treffer. Darunter nicht zuletzt sein legen­däres Hinter­kopf­tor zum 2:2-Aus­gleich im Viertel­finale der WM 1970 gegen England (3:2). In der Glut­hitze von Leon (Mexiko) entwischte Seeler seinem Gegen­spieler Alan Mullery und netzte un­nach­ahm­lich per Hinterkopf ein. Ein Tor für die Ewig­keit! 

Fairer Sportsmann

„Gewinnen wollen, verlieren können“ – unter diesem Motto lebte Uwe Seeler den Fußball. Immer alles geben für den Sieg; aber wenn es nicht gereicht hat, so wie anno 1966 beim 2:4 n.V. im Welt­meister­schafts­finale gegen die gast­gebenden Eng­länder, dann akzeptierte Seeler die Nieder­lage – so bitter und nieder­schlagend sie nach dem welt­berühmten Wembley-Tor auch sein mochte. Eine Nieder­lage, über die Seeler einst sagte: „Meine Tränen über dieses Spiel trocknen nie.“

Vereins­ikone

Nach 19 Jahren (1953-1972) und 587 Pflicht­spielen für den HSV beendete Uwe Seeler am 1. Mai 1972 offiziell seine Profi-Karriere. 62.000 Zuschauer und zahl­reiche Welt­stars waren an diesem Tag zum Ab­schieds­spiel der HSV-Legende ins Volks­park­stadion gekommen. Schätzungen zufolge hätte das Rund sogar mehr als drei­mal gefüllt werden können, so hoch war die Nach­frage nach dem letzten Tanz der Vereins­ikone, die sich im Programm­heft zum Ab­schieds­spiel wie folgt verab­schiedete: „Tschüss Freunde, und Danke­schön! Es war eine lange und schöne Zeit, die viele von Euch mit mir und dem HSV verbracht haben. Besonderen Dank aber denen, die zu uns gehalten haben, auch wenn es mal nicht immer Siege zu feiern gab. Ich hoffe, Ihr haltet dem HSV auch weiter die Treue – so wie ich.“
Welch eine großartige Lauf­bahn, welch ein großartiger Ab­gang.

Größter aller Zeiten

Uwe Seeler sollte sein Wort halten. Auch in den 50 Jahren nach seinem Abschieds­spiel im Mai 1972 blieb er seinem HSV immer treu: Als Präsident (1995-1998) war er noch­mals für den Club tätig, darüber hinaus war er als größter Sportler der Vereins­geschichte immer präsent und stets nah dran an seinem Herzens­verein. Am 21. Juli 2022 verstarb Uwe Seeler im Alter von 85 Jahren in Norderstedt. Sein Tod löste eine über­wältigen­de Anteil­nahme aus. Nicht nur beim HSV, sondern in ganz Fußball-Deutsch­land und auch weltweit gedachten die Menschen einem der größten Sportler aller Zeiten. Wenige Tage später nahmen auch die Zuschauer im Volks­park­stadion im Rahmen des Heim­spiels gegen Hansa Rostock mit einer Gänse­haut-Choreo­grafie Abschied von ihrer verstor­benen Legende und hielten sein Lebens­werk in Ehren. Und zwar mit den Worten: „Loyal und bescheiden – der Größte aller Zeiten.“