Verliert man in solchen Spielen wie gegen Schalke auch mal den Mut und das Vertrauen ins eigene Spiel, wenn der Gegner erfolgreich hoch anpresst?
Wenn du merkst, dass der Gegner extrem viel Druck macht und du nicht so in deiner Komfortzone bist, dann überdenkt man den mutigen Pass sicherlich einmal. Aber uns wird es vom Trainer eingetrichtert, dass wir es immer versuchen sollen. Wir wollen immer mutig sein! Das kriegst du von der Birne vielleicht nicht immer hin, aber es ist zumindest unser ständiger Anspruch. Es ist auch mal okay, den langen Ball zu schlagen, aber prinzipiell ist es das Ziel, die spielerische Lösung zu suchen.
Stichwort Mut: In der Innenverteidigung standest du zunächst an der Seite von Jonas David und dann neben Mario Vuskovic auf dem Platz. Jonas ist 21 Jahre alt, Mario 20. Wie hast du ihre Leistungen wahrgenommen?
Beide haben es richtig, richtig gut gemacht. Da spielt das Alter für mich gar keine so große Rolle. Natürlich besitzen sie noch nicht so viel Erfahrung wie andere Spieler, aber das machen sie mit Einsatz, Wille und Kampfgeist wett. Beide können gut Fußball spielen und sind tolle Zweikämpfer. Mir macht es riesigen Spaß, mit ihnen auf dem Platz zu stehen, da ich mich voll auf sie verlassen kann.
Erinnern dich die Jungs dabei auch mal an den jungen Sebastian Schonlau?
(schmunzelt) Nur begrenzt – in dem Alter, in dem sie jetzt sind, war ich noch längst nicht so weit wie die beiden. Da hatte ich allein schon körperlich einiges zuzulegen.
Und wie war und ist es, im Abwehrzentrum die Rolle des Anleiters einzunehmen?
Vor ein paar Jahren war ich noch der jüngere und sozusagen unverbrauchte Innenverteidiger, der vielleicht etwas freier aufspielen kann als derjenige, der über mehr Erfahrung verfügt und Verantwortung übernehmen muss oder darf. Jetzt hat sich das Blatt gewendet und ich nehme gern die Rolle des Anleiters für die jüngeren Spieler wahr. Zumal sie es mir wie gesagt mit ihrer Einstellung einfach machen.
Inwieweit konntest du dir diesbezüglich etwas von Uwe Hünemeier abgucken, der dich in Paderborn als Innenverteidiger angeleitet hat?
Von Uwe Hünemeier kann man sich generell sehr, sehr viel abgucken. Uwe ist mittlerweile 36 Jahre alt und spielt immer noch auf sehr hohem Niveau Fußball. Der Bursche ist noch immer hochmotiviert und pfeift die Jungs auch mal kräftig zusammen, wenn es nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Er ist ein absoluter Vollprofi. Wenn ich einen Vollprofi beschreiben müsste, dann wäre das Uwe Hünemeier.
Nicht nur direkt neben, sondern auch hinter dir im Tor und neben dir auf den Außenverteidigerpositionen wurde der Abwehrverbund verletzungsbedingt mehrfach verändert. Ist das ein wichtiges Zeichen für die Breite des Kaders, dass ihr dennoch so stabil geworden seid?
Absolut. Das zeigt, dass wir die Ausfälle, die uns richtig wehgetan haben – wie zum Beispiel das Saisonaus von Tim Leibold oder das wochenlange Fehlen von Daniel Heuer Fernandes – kompensieren konnten, weil wir viele Jungs in der zweiten Reihe haben, die problemlos in diese Lücken reinspringen können und diese auch richtig gut ausfüllen.
Wie war es für dich selbst, als Neuzugang in diesem neuen System zurechtzukommen?
Ich muss zugegeben, dass es am Anfang sehr viel war. Ich bin hergekommen und wusste nicht so richtig, was mich erwartet. Zudem kannte ich die Mitspieler kaum und hatte nur mit meinem früheren SCP-Kollegen Klaus Gjasula einen echten Fixpunkt. Dann kam das Spielsystem und ich weiß noch genau, dass ich in den ersten zwei Wochen gar nicht wusste, wo ich hinlaufen soll. Das war einfach komplett unterschiedlich zu allem, was ich zuvor gespielt hatte. Da hätte man mich besser nicht im Training gesehen, denn das war sicherlich nicht so richtig gut von mir. (lacht) Im Laufe der Vorbereitung wurde es aber immer besser, so dass ich nicht länger über alles nachdenken musste.
Wie hast du insgesamt den nächsten großen Schritt in deiner Karriere wahrgenommen? Schließlich hast du nach vielen Jahren beim SC Paderborn erstmals so richtig deine Heimat in Ostwestfalen verlassen und bist dann gleich in einer Millionenstadt bei einem der größten Fußballclubs in Deutschland gelandet.
Für mich war es in erster Linie wichtig, dass ich überhaupt raus aus meiner Heimat gekommen bin. Ich war extrem lange in Paderborn und brauchte einfach mal eine Veränderung. Und zwar sportlich und menschlich, um mich weiterzuentwickeln. Die räumliche Entfernung und die Erfahrung, wie es ist, komplett auf eigenen Beinen zu stehen, tun mir richtig gut. Auch die Herausforderung, sich in einer neuen Mannschaft zurechtzufinden, war eine neue Erfahrung. Vor dem ersten Trainingstag war ich schon nervös, wusste nicht, wie die Jungs und auch der Verein an sich ticken. Prinzipiell kann ich sagen, dass ich mich von Anfang an richtig wohlgefühlt und genau das vorgefunden habe, was ich gesucht habe. Ich wollte zu einem Traditionsverein mit vielen Fans und richtig guten Bedingungen, in dem toller Fußball gespielt wird.