»Der HSV ist etwas Besonderes«

DANIEL HEUER FERNANDES fliegt auch in Zukunft mit der Raute auf der Brust durch die Lüfte. Im HSVlive-Interview spricht der 29-jährige Schluss­mann über seine Vertrags­ver­länge­rung beim HSV, das spezielle Torwart­training unter Sven Höh und seinen An­spruch als Führungs­spieler.

Freude und Dank­bar­keit waren ihm ins Gesicht ge­schrieben und zugleich schwang auch ein Hauch Genug­tuung mit: Der HSV und Daniel Heuer Fernandes haben am 7. Januar den zum Sommer dieses Jahres aus­laufenden Vertrag des Schluss­mannes um zwei weitere Jahre bis Sommer 2024 ver­längert. Die Rothosen veröffent­lichten die Meldung zum Ab­schluss des Winter­trainings­lagers im spanischen Soto­grande. Die Freude darüber war nicht nur beim Deutsch-Portu­giesen, sondern auch innerhalb der HSV-Anhänger­schaft groß und erkennbar, wie fast ausnahms­los positive Reaktionen in den sozialen Medien zeigten.  

Seit seinem Wechsel vom SV Darmstadt 98 an die Elbe im Sommer 2019 steht der gebürtige Bochumer zwischen den Pfosten der Rothosen und dort unter genauer Beobachtung. Viele Höhen und Tiefen durchlebte der 1,88 Meter große Rückhalt in dieser Zeit nicht nur mit der Mannschaft, sondern auch individuell. Etablierte sich Heuer Fernandes in der Saison 2019/20 zunächst als Stammkeeper, nahm ihn der damalige HSV-Cheftrainer Dieter Hecking im Saisonendspurt überraschend aus dem Tor – „ein Fehler“, wie der erfahrene Coach erst kürzlich zu Protokoll gab. „Ferro“ griff trotz dieses Rückschlags in der Folgesaison weiter an, fand sich mit der Verpflichtung von Schluss­mann Sven Ulreich allerdings erneut nur als Nummer 2 wieder. Dass er wiederum andert­halb Jahre später als unan­gefochtene Nummer 1 eine bisweilen heraus­ragende Hinserie im HSV-Dress spielt und seinen Vertrag bei den Rothosen um zwei weitere Jahre verlängert, hätte zum damaligen Zeitpunkt auch der Deutsch-Portugiese nicht mehr unbedingt gedacht. Doch mit starken Leistungen, beständigem Arbeits­willen und vorbild­lichem Team­play hat sich „Ferro“ nicht nur erneut zurück-gekämpft, sondern unter Chef­trainer Tim Walter und Torwarttrainer Sven Höh nochmal einen Satz nach vorn gemacht. 

Die Vertrags­verlängerung ist somit nur folge­richtig und erfreut auch die sportlich Verant­wortlichen. „Wir sind sehr froh, dass wir uns geeinigt haben. Ferro ist ein wichtiger Bestand­teil unseres Kaders und nimmt in dieser Saison eine wichtige Führungs­rolle ein“, erklärt Sport­direktor Michael Mutzel und lobt zugleich die Entwicklung des 29-Jährigen: „Gerade in der vergangenen Saison hatte er es als Nummer 2 nicht leicht, hat sich aber immer super professionell verhalten. Er arbeitet hart an sich und entwickelt sich noch immer weiter. In der ersten Saisonhälfte hat er richtig gute Leistungen gezeigt und wir gehen davon aus, dass er diese weiter bestätigt.“ 

Auch Daniel Heuer Fernandes, der mit seinem neuen Arbeits­papier in sein viertes und fünftes Jahr beim HSV gehen wird, freut sich auf die nächsten beiden Spiel­zeiten im Volks­park und spricht im HSVlive-Interview unter anderem auch über seine persönliche Weiter­entwicklung und seinen Anspruch als Führungs­spieler.

Unter Torwart­trainer Sven Höh hat Daniel Heuer Fernandes in dieser Saison nochmal einen Schritt nach vorn gemacht. In der Hin­runde begeisterte der Schluss­mann nicht zuletzt im Nord­derby gegen Werder Bremen (2:0) mit starken Leistungen.

„Ferro“, Gratu­lation zu deiner Vertrags­ver­länger­ung. Wie glücklich bist du, dass deine Reise beim HSV weitergeht?

Ich freue mich riesig, weiter ein Teil des großen Ganzen sein zu dürfen. Ich habe immer gesagt, dass ich mich beim HSV sehr wohl­fühle und eine riesige Wert­schätzung vom Club erhalte. Wenn ich meinen neuen Vertrag erfülle, dann werde ich fünf Jahre hier ge­spielt haben. Das gibt es heut­zutage nicht mehr so häufig. Auch dieser Aspekt hat mich gereizt. Ich habe mir diesen Schritt genau überlegt. Der HSV ist etwas Besonderes. Ein Club, für den man gern langfristig spielt.      

Inwiefern fühlst du dich durch die Vertrags­ver­länge­rung auch ein Stück weit in deinem Wesen als Sportler bestätigt? Du hast schließlich in den vergangenen zwei Jahren auch viele Rück­schläge beim HSV erlitten, hast dich aber stets als Teamplayer und harter Arbeiter verstanden.

Vielleicht ist das der Lohn für meine Arbeit in den vergangen beiden Jahren. Ich habe nie aufgegeben, habe immer Vollgas gegeben und mich dabei stets voll in den Dienst der Mann­schaft gestellt. Die Situation in der vergangenen Saison ist auf jeden Fall schwierig gewesen, aber ich bin glücklich, dass es jetzt so gekommen ist. Ich will nicht mehr zurück­schauen, sondern den Blick nach vorn richten.

Blicken wir auf diese Saison: Vor deiner Knie­ver­letzung hast du als sicherer Rück­halt mit vielen guten Leistungen überzeugt. Inwie­weit hat dein Tor­wart­spiel unter Chef­trainer Tim Walter und Tor­wart­trainer Sven Höh nochmal eine neue Ent­wicklung genommen? 

Für mich waren die Be­gleit­um­stände sehr förderlich. Der Trainer hat mir vom ersten Gespräch an totale Wertschätzung entgegengebracht. Er hat voll auf mich gesetzt und das hat sich auch in den Leistungen wider­ge­spiegelt. Auch Sven Höh hat ein großes Lob verdient. Er macht richtig gute Arbeit. Wir haben uns im Torwart­team allesamt noch­mals weiter­ent­wickelt. Er fordert sehr viel von uns, gibt uns viele neue Ansätze mit auf den Weg und bringt unser Torwartspiel so auf eine andere Ebene. 

Kannst du das etwas detaillierter beschreiben?    

Sven coacht sehr detailliert, achtet immer auf die Basics, die in Perfektion sitzen müssen. Zudem ist seine Inter­pretation des Stellungs­spiels ein Stück weit anders. Solche Posi­tionierungen in der Tor­ver­teidigung habe ich in der Vergangen­heit anders gekannt. Das macht den Reiz aus. Wenn man dann aus diesen Positionen Bälle abfängt und hält, dann ist das eine Bestätigung dafür, dass seine Philo­sophie so Sinn macht. 

Nach dem guten Saison­start hast du dir beim Elf­meter­schießen im DFB-Pokal eine Kapsel­verletzung im Knie zuge­zogen, so dass du für längere Zeit ausge­fallen bist. Wie sieht dies­be­züglich dein körper­licher Zustand aus?

Zum Glück ist jetzt alles wieder hergestellt. Der Zeitpunkt der Verletzung war sehr ärgerlich, zudem war es die bisher längste Verletzungs­pause meiner Karriere. Aber das gehört dazu. Ich konnte zu dieser Zeit in anderen Bereichen arbeiten und bin jetzt froh, endlich wieder bei der Mann­schaft zu sein und Vollgas zu geben.

Wie hast du die Mann­schaft zuletzt wahr­genommen?

Sehr positiv. Die Ergebnisse von den letzten Spielen im Jahr 2021 haben gepasst, zudem können wir mit dem Auftreten zufrieden sein. Es ist eine Entwicklung zu erkennen. Das spiegelt sich auch in der Mann­schaft wider. Wir sind eine gute Mannschaft, die gut mit­einander harmoniert, sehr arbeitswillig ist und auch weiß, dass sie noch lange nicht am Ende dieser Entwicklung steht.

Welche Rolle nimmst du in diesem Team ein?

Ich sehe mich absolut als Führungs­spieler. Es ist mein Anspruch, dass ich mich in dieser Rolle wiederfinde. Wir haben eine junge Mann­schaft und ich habe schon sehr viel Erfahrung im Profi­fußball gesammelt. Zudem bin ich drei Jahre hier beim HSV, kenne die Abläufe und das Innen­leben des Clubs. Ich will den jungen Spielern helfen, immer mit Leistung voran­gehen und mit der Mann­schaft noch einiges erreichen.