Philipp Köster (Hrsg.):
Die größten Teams der Welt: Legendäre Fußballmannschaften vom Hamburger SV bis Cosmos New York.
Hardcover, 160 Seiten, 24,90 €
Delius Klasing Verlag (11-Freunde-Edition): September 2021
Als HSVer muss man dieses Buch einfach lieben. Völlig unstrittig natürlich, dass dem „reinen Weltverein“ (Dittsche) einer der wenigen Plätze in dieser exklusiven Compilation zusteht. Nur 30 davon wurden vergeben, je fünf in jeder der sechs Kategorien „Pokalschrecks“, „Außenseiter“, „Kultmannschaften“, „Stars, Stars, Stars“, „Nationalteams“ und „Traditionsvereine“. Im letztgenannten Kapitel werden die Rautenträger der frühen 1980er und ihr Coup von Athen gewürdigt.
„Legenden können sich erst mit Abstand formen, durch Anekdoten, Geschichten und Erinnerungen“, schreibt Herausgeber Philipp Köster im Vorwort. Und genau das gelingt dem 11-Freunde-Chefredakteur hier vortrefflich: Dieses herrliche Kopfkino zu aktivieren, sich noch einmal der alten Meister und Klassiker zu besinnen, aber auch Überraschendes zu entdecken und vielleicht die eine oder andere fußball-historische Bildungslücke zu schließen. Die so gezeigten „Filme“ ufern dabei nie aus. Die Stücke sind zwar doppelt bzw. dreimal so umfangreich wie ihre Versionen aus der Magazin-Rubrik „Jahrhundertelf“, mit vier bis maximal sechs Seiten aber noch immer sehr leicht verdaulich. Dafür sorgen auch die klare Gliederung, die hervorragende Bildauswahl und insgesamt die ausgewogene Mischung aus Lese- und Guck-Elementen: Kurztext, Startelf- oder Kaderfoto, Actionszenen, Porträts, eine Grafik mit der Stammelf in taktischer Formation, von oder zu jedem der elf so ausgesuchten Protagonisten ein Zitat oder pointierter Satz.
Zum HSV findet sich auch außerhalb „seiner“ sechs Seiten noch mehr in diesem Buch. Als Finalgegner des FC Schalke 04 (DM 1958) und der IFK Göteborg (UEFA-Cup 1982) taucht er noch in zwei anderen Kapiteln prominent in Wort und Bild auf. Mal ganz abgesehen von der schmucken Verpackung dieser ganzen Inhalte: Sowohl den Vor- als auch den Nachsatz, also die ersten und die letzten Innenseiten, zieren Schwarz-Weiß-Aufnahmen von 1958 mit Schalke- und HSV-Fans und deren Transparenten („Trotz Bauernfußball wieder im Endspiel!“). Dazu das tolle Cover (mit allein 19 HSV-Rauten auf BP-Trikots) und der Buch-Untertitel – absolut de Luxe!
Stephan Klemm:
Die Nacht von Sevilla ’82. Ein deutsch-französisches Fußballdrama.
Hardcover, 192 Seiten, 24,90 €,
Verlag Eriks Buchregal: September 2021
Für feinstes „Kopfkino“ sorgt auch dieses Buch. Allerdings liefert es keine rasant geschnittenen Trailer und Appetithäppchen, sondern den kompletten Spielfilm, das ganze Menu, inklusive Vor- und Nachspeise. Zum Glück, denn im epischen WM-Halbfinale von 1982 war alles drin, was das beste Spiel ausmacht: Krasse Gegensätze von Spielertypen und Spielstil, ein actiongeladenes Hin und Her auf dem Platz (1:0, 1:3, 3:3), inkl. krasser Opfer-/Täter-Story, bei der der Saulus im finalen Showdown, der alles noch einmal toppt, (zumindest sportlich) noch zum Paulus wird.
Autor Stephan Klemm hat neben einigen Akteuren der Équipe Tricolore alle 13 eingesetzten DFB-Spieler noch einmal interviewt, also auch die drei Jungs vom damals amtierenden Deutschen Meister HSV: Kaltz (Kapitän in Vertretung des angeschlagenen Jokers „Mon-dieux-Rümmenisch“, souverän-lässiger Verwandler des ersten DFB-Elfers), Magath (73. raus) und Hrubesch (73. rein für seinen Club-Kameraden und Verwandler des entscheidenden Elfers). Die Erinnerungen der Beteiligten lesen sich, als wäre gerade erst abgepfiffen worden. Überhaupt: Durch die Art und Weise wie er alles auf- und – im Wortsinn „minutiös“ – nachbeschreibt, mit bewundernswerter Akribie und Detailversessenheit, gelingt es Klemm, die „Nacht von Sevilla“ noch einmal quicklebendig werden zu lassen. Ein Geschenk! Insofern: Als perfektives Re-Live ein Muss für jeden, der das Glück hatte, dieses spektakuläre Spiel damals zu verfolgen. Eine dringende Empfehlung für alle anderen, Spätgeborene oder Verhinderte, das Versäumnis nachzuholen. Spiel’s noch einmal!
Bernd-M. Beyer:
71/72. Die Saison der Träumer
Hardcover, 352 Seiten, 22,- €
Verlag Die Werkstatt: Februar 2021
Die Saison 1971/72 aus HSV-Sicht? Extrem durchschnittlich: 13 Siege, sieben Unentschieden, 14 Niederlagen, 52:52 Tore. Der Höhepunkt gleich am 1. Spieltag mit einem 5:1 über Frankfurt, der Tiefpunkt kurz vor Abpfiff bei einer 0:4-Klatsche an der Weser. Die großen Emotionen zwischendrin: der unfreiwillige Abgang von Charly, der freiwillige von Uwe. Ein Club im Umbruch, Jugend forsch: Debüts von Rudi, Manni und Cappi, die am letzten Spieltag gegen Köln auch an der „Rasselbande“, der bis heute jüngsten HSV-Profi-Truppe aller Zeiten, beteiligt sind.
In diesem Buch sind das alles aber nur Fußnoten. Die „Musik“ spielen andere. Laute Töne produzieren etwa Revoluzzer Paul Breitner, kurioserweise indem er schweigen und die Nationalhymne nicht mehr intonieren will. Schön dagegen singt Rio Reiser mit seinen Scherben. Der Rockpoet träumt von einer besseren Gesellschaft. Genau wie Kanzler Willy Brandt mit seiner Ostpolitik, für die er mit dem Friedensnobelpreis gefeiert und gleichzeitig als Verräter beschimpft wird. „Bumm“ macht es nicht nur bei Gerd Müller, der erst den FC Bayern mit seinen anscheinend „ewigen“ 40 Buden zum Bundesliga-, anschließend mit vier Turnier-Toren in Belgien auch die Nationalelf zum EM-Titel „bombt“, sondern zunehmend auch bei zornigen jungen Menschen, die sich in der RAF radikalisieren. Günter Netzer kommt mit wehenden Haaren und wird zum Pop-Star. Hochverehrt, ja heiß geliebt auch Stan Libuda. Der Schalker umkurvt sogar Jesus, so wie zwei andere „Rechtsaußen“, Bielefelds Vereinsboss und Rechtsanwalt Karl Lamker und DFB-Präsident Hermann Gösmann, ihre Nazi-Vergangenheit. Fußball- und Gesellschaftsgeschichte fließen in diesem „Tagebuch“ ineinander. Eine packende Zeitreise – sorgfältig recherchiert, kunstvoll arrangiert und schnörkellos aufgeschrieben. Für HSV-Youngster Manni Kaltz reichte sein Fernschuss an der Grünwalder in Sepp Maiers Kasten damals nicht ganz für den Volltreffer des Fußballjahres, für Autor Bernd Beyer diese unkonventionelle Chronik schon.
Olaf Jansen:
Woran hat’s gelegen? Der verpasste Traum vom Fußballprofi
in 13 Porträts.
Paperback, 240 Seiten, 18,- €
Arete Verlag: April 2021
Er hatte schon mehr als einen Fuß in der Tür, war eigentlich schon über die Schwelle drüber. Und doch entschloss er sich mit nur 21 Jahren, den Traum vom Profi-Fußball aufzugeben. So stehen gerade mal zehn Bundesliga-Spiele im Jahr 1987 mit insgesamt 273 Spielminuten und einem Tor im Volkspark gegen Kaiserslautern zu Buche. Rang 320 im ewigen clubinternen Einsatz-Ranking. Beim letzten Titel, dem DFB-Pokal-Sieg 1987, gehörte er zum umjubelten Final-Kader. Und es gab noch zwei Einsätze und einen Treffer im Europacup der Pokalsieger. Das war’s. Mehr gibt der HSV-Steckbrief für Walter „Laube“ Laubinger nicht her. Viel zu wenig für den „Zauberer“ und Lieblingsschüler von Ernst Happel. Letztlich arg enttäuschend für jemanden, der als eines der „größten Talente Deutschlands“ galt und in der Junioren-Nationalelf als Kapitän in Teams mit Andy Möller, Stefan Reuter, Maurizio Gaudino oder Olli Bierhoff ganz groß aufzog. Warum bloß? Wie konnte es dazu kommen? An welchen Kreuzungen und Seitenstraßen wurde falsch abgebogen, so dass der Weg nach ganz oben endete?
Diesen Fragen geht der Sportjournalist Olaf Jansen in 13 Porträts nach. Gut recherchierte und zum Teil sehr persönliche Geschichten sind das; Protokolle des Scheiterns, die in Summe die vielschichtigen Gründe aufzeigen, warum nur es nur etwa zehn Prozent der Jugendlichen aus den Nachwuchsleistungszentren zum Berufsfußballer schaffen. Fünf Experteninterviews – zu Wort kommen Jugendtrainer, Sportpsychologen, Spielerberater, Talentforscher und der Leiter eines NLZ – ordnen ein und runden ab. Spannend!
Björn Rohwer:
7 Zentimeter Messi. 101 Karten über Fußball.
Hardcover, 224 Seiten, 22,- €
Verlag Die Werkstatt: März 2021
Schier endlose Zahlen-Kolonnen der Fußball-Statistiken zu bündeln und mithilfe von Landkarten und kreativen Grafiken platzsparend zu veranschaulichen – das haben auch wir in diesem Magazin schon einige Male gemacht. Wir wissen, oftmals zur Verzweiflung und als Herausforderung unserer kreativen Layouter (Sorry und danke, Lutz & Co.!). Björn Rohwer hat aus diesem Prinzip ein ganzes Buch mit 101 interessanten und witzigen Kapiteln gemacht. Man merkt gleich: Hier war ein echter Daten-„Freak“ am Werk, mit reichlich Spaß am Spiel und so manchem (Gedanken)Spielchen. Was wäre wenn …? Wenn zum Beispiel der Meistertitel im Fußball nach dem Prinzip im Boxen üblichen Modus vergeben würde? Champion ist immer der Club, der den amtierenden Champion besiegt. Solange bis er wiederum vom nächsten Herausforderer besiegt wird … Der HSV bräuchte nach dieser Lesart für sein Museum dringend einen neuen, extrem geräumigen Trophäenschrank. Er wäre dann nämlich nicht nur sechsmaliger, sondern 108-maliger Meister. Hinzu kämen noch die 15 Meisterschalen vom HSV II. Bääähm!
In der konventionellen Zählweise sind die Bayern Bundesliga-Rekordmeister, ist klar … Doch wer hätte schon gewusst, dass der HSV der Rekord-Tabellen-13. Ist? Na? Wie sähen die taktischen Grundformationen eines fiktiven deutschen Superderbys zwischen „Werder Hamburg“ und „Borussia Schalke“ aus? Wie die Deutschland-Karten, wenn man auf sie für jede Arminia, Alemannia, Eintracht, Fortuna, Germania, für jeden VfL, VfB oder Rasenballsport je eine Stecknadel setzte? Und: Für welchen Superlativ stehen die Ex-HSV-Jugendspieler Fiete Arp, Morten Behrens, Janek Sternberg und Benjamin Grommert? Wer Spaß an solchen – mitunter abseitigen – Fragestellungen hat und neugierig auf die zum Teil verblüffenden Antworten ist, dem seien die „7 Zentimeter Messi“ sehr empfohlen. Wir jedenfalls sind von diesem Buch schwer begeistert und versprechen, die eine oder andere Idee daraus schamlos zu kopieren bzw. als Anregung aufzufassen – für eigene Geschichten in kommenden Ausgaben des HSVlive-Magazins.
Klaus E. Spieldenner:
Elbfinsternis. Ein Hamburg-Krimi.
Paperback, 400 Seiten, 14,- €
CW Niemeyer Buchverlage: Februar 2020
Ein fesselnder Krimi, bei dem es um Leben und Tod geht und der HSV eine entscheidende Rolle einnimmt? Für den einen oder anderen Fußballfan war das in den letzten Jahren zwischen Abstiegskampf und Aufstiegsrennen bereits gefühlter Alltag. In diesem Buch ist es eine nicht minder nervenaufreibende fiktionale Story, in der die Tochter eines Bundesliga-Schiedsrichters über Nacht aus dem Ferienlager verschwindet. Was zunächst keiner für möglich hält, wird plötzlich zur harten Realität: Entführung! Die Forderung der Täter: Sollte der HSV das Bundesliga-Relegationsrückspiel gegen den VfB Stuttgart nicht mit 1:6 verlieren, stirbt das Mädchen. Wird sich Referee Benjamin Giesecke auf diese Spielmanipulation einlassen? Welche Rolle spielt Wettbetrug als Motiv der Entführer? Und gelingt es der Hamburger Kommissarin Sandra Holz, diesen Fall zu lösen und die kleine Katharina zu retten? Es bleiben nur 33 Stunden Zeit!
Mit seinem sechsten Hamburg-Krimi „Elbfinsternis“ ist dem im saarländischen Völklingen geborenen Autor Klaus E. Spieldenner ein Werk mit großem Spannungsbogen, schaurigen Erzählmomenten und überraschenden Wendepunkten gelungen, in dem wie gewohnt viel Hamburg und dieses Mal auch HSV steckt. Besonders Liebhaber der Hansestadt fühlen sich bei Detailbeschreibungen der Schauplätze, als seien sie live vor Ort: Ob Verfolgungsjagd im Parkhaus des Tierpark Hagenbeck, Ermittlungen in der Zentrale des Chaos Computer Clubs oder Showdown im Inneren des Volksparkstadions – Hamburg-Kenner bekommen in diesem spannenden Wettlauf gegen die Zeit stets das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein. Zweifellos eine Lese-Empfehlung und als Krimi das etwas andere Werk in unserer Buchtipp-Reihe.
5,- € im HSV-Onlineshop
Dino Hermanns lustige Abenteuer
„Dino Hermanns lustige Abenteuer“ ist mittlerweile ein Klassiker unter den HSV-Büchern und nach wie vor das perfekte Weihnachtsgeschenk für alle lütten HSVer. In zwölf Kurzgeschichten berichtet das beliebte HSV-Maskottchen von seinen spannenden Abenteuern. Im Sommer geht es für Dino Hermann in den Badeurlaub, aber: Das Wasser ist weg! Wo ist die Nordsee hin? Hermann wird es herausfinden! Im Winter zieht es den Dino dann in den verschneiten Volkspark, wo viele verrückte Abenteuer rund um den Nikolaus und den Weihnachtsmann auf ihn warten. Und in einer Geschichte geht es sogar auf den Rasen des Volksparkstadions, wo er vor 57.000 Zuschauern in der letzten Minute das entscheidende Tor schießt. Oder war doch alles nur ein Traum? Zwölf Kurzgeschichten mit Dino Hermann, zum Selberlesen und Vorlesen. Ein HSV-Lesespaß für die ganze Familie!
5,- € im HSV-Onlineshop
HSV Dino-Mini-Buch
Ganz neu im Bücherregal ist das erste Dino-Mini-Buch. Hier geht es mit Dino Hermann auf große Entdeckerreise. Schließlich liebt Dino Hermann die Hansestadt Hamburg und macht immer wieder gern Ausflüge. Diesmal erkundet der Liebling aller HSV-Kids den Alten Elbtunnel und erfährt jede Menge Wissenswertes über das uralte Bauwerk. Das Mini-Buch hält nicht nur eine Portion Hamburg-Wissen parat, sondern beinhaltet auch viele tolle Illustrationen. Ein Leseerlebnis für die ganz lütten HSVer!