Der für die beson­deren Momente

Als BAKERY JATTA im Januar 2016 erstmals auf dem Trainingsplatz am Volksparkstadion stand und zur Probe mittrainieren durfte, ahnte wohl niemand, dass dieser Junge knapp sechs Jahre später eine besondere HSV-Marke aufstellen und sich damit in die Reihe illustrer HSV-Helden einfügen würde. Es wird der nächste seiner vielen besonderen HSV-Momente.

Denkt man an Bakery Jatta, dann denkt man an einen unglaub­lich netten, sym­pathischen Typen. Einen, den die Hamburger eigent­lich vom ersten Tag an in ihr Herz geschlossen hatten und der seiner­seits alles getan hat, um dazuzu­gehören. Und man denkt ganz unweiger­lich an besondere, an sehr emotionale Spiele und Momente. So wie am 1. September 2019, den wir als Ein­stiegs­bild für diese Geschichte gewählt haben, als die HSV-Fans „Baka“ nach einer schwierigen Phase auf­grund anhal­tender Bericht­erstattung auf beein­druckende und laut­starke Weise den Rücken stärkten – und er mit seinem Treffer zum 3:0 im Volks­park­stadion gegen Hannover 96 für eine Emotions­explosion sonder­gleichen sorgte, minuten­lange Ehren­runde durch das halbe Volks­park­stadion und kilometer­weise Gänse­haut inklusive. Oder im DFB-Pokal-Halb­finale im April gleichen Jahres, als „Natur­gewalt Jatta“ (Sport1.de) mit seinem Traum­tor gegen RB Leipzig die Tür zum Finale in Berlin offen­hielt und dieser Treffer von den HSV-Fans später mit weitem Abstand zum Tor des Monats gewählt wurde. Und ein solcher Moment, ein weiteres besonderes Ereignis, steht Bakery Jatta nun erneut bevor. Denn bereits im Heim­spiel gegen den F.C. Hansa Rostock am 12. Dezember könnte der Gambier der erste Spieler werden, der sein 100. HSV-Zweitliga-Spiel absolviert. Rekord­mann Jatta!

Die ersten 100 – Hamburgs Nummer 18 macht damit aus einem Duo ein Trio. Denn der erste Spieler, der einst das 100. Oberliga-Spiel im HSV-Trikot machte, war Heinz Spund­flasche. Der Mann, der als erster HSVer die 100 Bundes­liga­spiele für die Rot­hosen voll­machte, war Jürgen Kurbjuhn. Und nun also Bakery Jatta, der die 100 HSV-Partien in der 2. Liga als Erster knackt. 

Es ist auch ein Beleg für Jattas Treue. Denn kein Feld­spieler des aktuellen Hamburger Kaders außer ihm hat für die Rot­hosen noch in der 1. Liga gekickt. Im Januar 2016 stand der damals noch 17-jährige Jatta erstmals auf dem HSV-Trainings­platz, durfte zur Probe mit­trainieren („Nach dem ersten Training war ich tot, ich bin danach in der Kabine einfach einge­schlafen“) und überzeugte mit seiner Dynamik und Schnellig­keit. Zur Saison 2016/17 stieg er dann fest bei den Rot­hosen ein und absolvierte – neben seinen bald 100 Partien im Unter­haus – 16 Bundes­liga-Spiele für den HSV, dazu 38 Partien in der Regional­liga mit beein­druckenden 20 Toren. „Ich fühle mich dem HSV so sehr verbunden“, erklärt Baka seine Treue, „ich werde für diese Menschen, die mich mit offenen Armen em­pfangen und aufge­nommen haben und zu denen ich eine so besondere Verbindung habe, immer 100 Prozent geben. Immer!“

Erster HSVer mit 100 Spielen in der Oberliga-Nord: 

Heinz Spundflasche. Als linker Läufer feierte er am 8. April 1951 mit einem grandiosen 5:1 bei Werder Bremen sein Jubiläum. Ohnehin gehörte der gebürtige Altonaer zu den ganz Großen des HSV, für den er 15 Jahre lang aktiv war und in dieser Zeit das Spiel als technisch versierter Stratege im Mittelfeld prägte. Heinz Spundflasche verstarb 1972 mit nur 52 Jahren in Hamburg.

Erster HSVer mit 100 Spielen in der 1. Bundesliga:

Jürgen Kurbjuhn. Als Linksverteidiger bestritt er am 5. November 1966 das Jubiläumsspiel, das die Rothosen mit 0:2 auf Schalke verloren (Foto). Bis 1972 kam Kurbjuhn auf 242 Bundesliga-Spiele, ehe ihn Verletzungen zum Karriereende zwangen. Größte Erfolge waren der DFB-Pokalsieg 1963 und das Finale des Europapokals der Pokalsieger 1968. Jürgen Kurbjuhn verstarb 2014 mit 73 Jahren in Buxtehude.

(Fast) 100x Bakery Jatta: 

Was wohl das 100. Zweitliga-Spiel Bakery Jattas zu bieten hat? In seinen bisherigen 99 Partien sorgte er als schneller Flügelspieler – niemand im Hamburger Kader erreicht den gleichen Speed wie Jatta – immer wieder für gefährliche Situationen vor dem gegnerischen Tor und war bislang an 26 Treffern beteiligt: 15 Tore, 11 Assists. 

Unabhängig von der Liga, und auch ganz gleich, ob er von Beginn auf dem Feld steht oder nicht. „Natürlich“, sagt er, „möchte ich am liebsten immer von Anfang an spielen, das ist ja klar. Aber wenn der Trainer sagt „Baka, ich brauche dich heute von der Bank aus“, dann ist das vollkommen okay. Dann gebe ich alles dafür, um in der Schlussphase noch einen Impact zu geben, wenn ich reinkomme.“ Unter Trainer Tim Walter war dies in dieser Zweitligasaison zweimal der Fall, dazu einmal im DFB-Pokal. Für Stammspieler Jatta kein Problem, und schon gar kein Grund, um dem Trainer böse zu sein. Im Gegenteil: „Er ist ein toller Coach, es macht unglaublich Spaß, wie wir unter ihm Fußball spielen, es passiert immer viel, es ist spektakulär. Und er gibt jedem Spieler das Gefühl, dass man wichtig ist und dass man sich verbessern kann, egal ob jung oder alt.“

Zum alten Eisen gehört Bakery Jatta mit seinen 23 Jahren noch lange nicht. „Aber es ist Tatsache, dass ich jetzt schon zu den erfahrenen Spielern gehöre“, lautet seine Einschätzung zum sehr jungen Kader der Rothosen, in dem er seine neue Rolle immer mehr findet: „Nachdem ich in meiner Anfangszeit beim HSV immer nur ein paar Minuten gespielt habe und dazulernen sollte, gehöre ich seit drei, vier Jahren zu denjenigen, die viel spielen, die den Verein und die Menschen hier kennen und die Verantwortung übernehmen müssen. Und ich möchte Verantwortung übernehmen! Ich möchte helfen, die Mannschaft besser zu machen, auf und neben dem Platz. Damit wir unsere Ziele erreichen.“ 

Als wichtigen Faktor sieht der schnelle Angreifer dabei die eigenen Fans. Diejenigen, die gerade ihn immer unterstützt haben. Mit ihnen verbindet den Gambier, der mittlerweile als Hamburger Jung wahrgenommen wird, ein ganz enges Band: „Es ist besonders, wie die HSV-Fans mich behandeln, wie sie mich aufgenommen haben und supporten. Das macht mir so unglaublich viel Freude. Ich meine: Es gibt auf der Nordtribüne eine große Fahne mit meinem Gesicht darauf, das muss man sich mal vorstellen! Ich bin so unglaublich dankbar für diese Liebe.“ Und für die Unterstützung des gesamten Teams, das den Rückenwind von außen gerade in schwierigen Phasen eines Spiels dringend benötigt. „Die Fans pushen uns unglaublich“, lobt er seine Hamburger, „und wenn dann Dinge passieren wie damals gegen Hannover 96 oder in dieser Saison gegen den SV Sandhausen (2:1-Siegtreffer in der 96. Minute, Anm. der Redaktion), bei denen dann das ganze Stadion wie eine einzige Explosion ist, dann ist das ein Gefühl, das man nicht so richtig beschreiben kann.“ Dies sind die Momente, für die Bakery Jatta jeden Tag arbeitet, für die er alles gibt. Und das seit nunmehr knapp sechs Jahren im Zeichen der Raute. „Dieser Club ist mein Zuhause und meine Mannschaft ist meine Familie“ – Bakery Jatta ist einfach zu 100 Prozent HSV. Wenn sich einer dieses HSV-Jubiläum verdient hat, dann er.