MIKKEL KAUFMANN soll beim HSV eine neue Komponente in den Angriff einbringen. Der 20-jährige Däne bringt dafür alles mit und will an der Elbe zurück zu alter Stärke finden.
Ein anspruchsvoller Kopfball in der 78. Minute, ein herausgeholter Elfmeter in der Schlussminute und ein strammer Schuss ins lange Eck in der Nachspielzeit: Am 27. Oktober 2019 gelingt Mikkel Kaufmann einfach alles. Das Besondere: Als er den 0:1-Rückstand gegen SönderjyskE quasi im Alleingang dreht, ist der Angreifer von Aalborg BK gerade einmal 18 Jahre alt.
Spätestens mit diesem Auftritt spielte sich Kaufmann in die Notizbücher von vielen nationalen und internationalen Scouts, seine herausragenden Veranlagungen waren aber schon deutlich früher zu erkennen. Am 3. Januar 2001 wurde er in Hjorring, das zur Region Nordjylland gehört, ganz im Norden Dänemarks geboren. Nachdem er die ersten fußballerischen Schritte in der Nähe seiner Geburtsstadt gemacht hatte, wechselte der Rechtsfuß im Alter von 14 Jahren zu Aalborg BK. Beim dänischen Traditionsverein durchlief Kaufmann anschließend alle Jugendmannschaften, ehe er am 6. August 2018 als 17-Jähriger sein Profidebüt in der Superliga (heute: Superligaen), der höchsten Spielklasse Dänemarks, feierte. Es folgten sieben weitere Einsätze, sein Debüt-Tor im April 2019 und eine außergewöhnliche U19-Saison, die der Mittelstürmer parallel zu seinen ersten Profischritten bestritt. In der „Drenge Ligaen“, wie die mit der Junioren-Bundesliga vergleichbare Spielklasse heißt, markiert der körperlich überlegene Angreifer satte 16 Tore in 17 Spielen.
Wuchtig und abschlussstark: Mikkel Kaufmann bringt den Körper und die Spielweise eines typischen Neuners mit.
Der Durchbruch im Herrenfußball folgte dann in der Hinrunde 2019/20. Als fester Bestandteil des Profikaders avancierte Kaufmann unter dem damaligen Aalborg-Cheftrainer Jacob Friis zum Stammspieler und Leistungsträger. Der 44-Jährige gewährte seinem hochveranlagten Stürmer zwischen Juli und Dezember 2019 mit 15 Startelf-Einsätzen einen enormen Vertrauensvorschuss – und wurde nicht enttäuscht. Sieben Tore und zwei Vorlagen steuerte Kaufmann zu einer äußert erfolgreichen Hinserie bei, die im vorderen Mittelfeld endete. Da der robuste Angreifer nur zwei Wochen nach seinen drei Scorerpunkten gegen SönderjyskE auch gegen Randers doppelt traf (8. November 2019), spielte er sich in den Wochen vor der Winterpause besonders in den Fokus. So sehr, dass der FC Kopenhagen eine Verpflichtung zur obersten Priorität machte und eine für dänische Verhältnisse außergewöhnliche Ablöse berappte. Kolportierte drei Millionen Euro überwies der Serienmeister der Superligaen (zwölf Meisterschaften seit der Jahrtausendwende) Ende Januar 2020 für die Dienste des damaligen U19-Nationalspielers (13 Einsätze, vier Tore). Zur Einordnung: Nur für sechs Spieler soll der Traditionsverein in seiner ruhmreichen Historie eine noch höhere Ablöse gezahlt haben.
In den anderthalb Jahren, die seither vergangenen sind, wurde es allerdings ruhiger um den Namen Mikkel Kaufmann. Starke Konkurrenz, eine Corona-Erkrankung und kleinere Verletzungen ließen die zuvor raketenartige Entwicklung des klassischen Neuners stagnieren. 37 Einsätze, zwei Tore und zwei Vorlagen standen letztendlich zu Buche, ehe der HSV auf den Plan trat und Anfang Juli einen Leihdeal für eine Spielzeit einfädelte. Sportdirektor Michael Mutzel, der den Karriereweg von Kaufmann seit Jahren interessiert verfolgt, zeigte sich trotz des Wissens um die unglückliche Zeit in der dänischen Hauptstadt von den Qualitäten überzeugt: „Mikkel ist ein physisch starker Mentalitätsspieler, der uns mit seiner Dynamik und Robustheit eine weitere Option für die vorderste Linie bietet. Trotz seines jungen Alters hat er schon reichlich Erfahrungen auf nationaler und internationaler Ebene gesammelt, ist aber dennoch weiterhin entwicklungsfähig“, sagte der 45-Jährige im Zuge der Verpflichtung – und hob im Nachsatz auch die defensiven Qualitäten des 1,90 Meter großen Wandspielers hervor: „Sein aggressives Anlaufverhalten wird uns auch im Spiel gegen den Ball bereichern“.
Der Neuzugang wiederum will an der Elbe den Schritt gehen, der ihm in Kopenhagen zuletzt verwehrt blieb: „Die sportlich Verantwortlichen haben mir das Gefühl gegeben, dass ich als Spielertyp gut in das System passe und sie mich unbedingt wollen. Ich bin ein Teamplayer und möchte mit meinen Toren helfen, die Ziele der Mannschaft zu erreichen.“ Mit Auftritten wie einst gegen SönderjyskE liegt genau das auf jeden Fall im Bereich des Möglichen.