Wenn Tim Walter eine Trainingseinheit oder ein Spiel beendet, dann sieht es oft so aus, als hätte der 45-jährige Fußball-Lehrer selbst mit auf dem Platz gestanden: das T-Shirt verschwitzt, die Stimme heiser, der Körper voller Adrenalin. Walter liebt und lebt den Fußball und strotzt nur so vor eigenen Überzeugungen, wie man in diesem Spiel maximalen Erfolg und bestmögliche Erfüllung finden kann. Absolut elementar für seinen Spielansatz mit hohem Gegenpressing, viel Ballbesitz und ständigen Positionswechseln ist dabei der Faktor Mut. Also die laut Duden definierte Fähigkeit, in einer riskanten Situation seine Angst zu überwinden und trotz etwaiger Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält. Walter, das war in der Vorbereitung auf die neue Saison 2021/22 erkenntlich, fordert in sämtlichen Trainingseinheiten Mut von seinen Schützlingen ein. Sein Credo: Wenn ihr schon im Training nicht mutige Entscheidungen trefft, wie soll euch das dann vor 50.000 Zuschauern gelingen?
Intensive Arbeit, klare Ansagen, aber die Spieler auch mal in den Arm nehmen und selbst für einen Ausgleich sorgen – so ist Cheftrainer Tim Walter die Vorbereitung auf die neue Saison 2021/22 angegangen.
Besondere Stress- und Drucksituationen wie diese lassen sich nur schwer simulieren, aber Walter setzt in seiner Trainingsarbeit konsequent auf Wettkampfformen, bei denen es immer um etwas geht. „Dadurch, dass wir viele kleine Spiele im Training machen und die Häufigkeit der Prinzipien dadurch sehr hoch ist, haben wir den Rahmen gesetzt, wie wir es später auch im Wettkampf haben wollen“, erklärt der Cheftrainer die Verinnerlichung seiner Spielidee. „Wir haben in der Vorbereitung bereits sehr große Fortschritte erzielt, müssen die Idee aber immer weiter verfeinern und an ihr arbeiten.“ Die vielen Wettkampfformen sorgen nicht nur für eine erhöhte Anzahl an Wiederholungen unter Stressbedingungen, sondern fördern auch die Siegermentalität und den Teamgeist. Zwei weitere Schwerpunkte, die Walter in den vergangenen fünf Wochen der Vorbereitung gesetzt hat. „Es war eine sehr intensive Vorbereitung mit viel Schweiß und Herzblut, aber auch viel Spaß und Lachen. Mir ist es extrem wichtig, dass sich die Jungs auch außerhalb des Platzes gut miteinander verstehen. Denn dann machen sie vielleicht auch den einen Schritt mehr für ihre Mitspieler“, betont der gebürtige Bruchsaler, der nicht zuletzt im Trainingslager im oberbayerischen Grassau mit mehreren Teamaktivitäten auch großen Wert auf das Miteinander legte. „Es ist mein Ansatz, dass wir es zuerst mit dem Menschen und dann erst mit dem Sportler zu tun haben. Nicht jeder Spieler kann auf Knopfdruck funktionieren. Denn dafür sind die Dinge, die ich von ihnen einfordere, sehr anspruchsvoll und vielfältig. Das Miteinander ist sehr wichtig, da wir sehr viel Zeit miteinander verbringen.“
Sehr viel Zeit verbrachten die Rothosen in der diesjährigen Sommervorbereitung auf dem Trainingsplatz. Defensivspezialist Moritz Heyer, in der vergangenen Saison mit 2.805 Zweitliga-Minuten der Dauerbrenner unter den HSV-Feldspielern, sprach angesichts des hohen Trainingsumfangs von der härtesten Sommervorbereitung seiner immerhin schon siebenjährigen Profi-Karriere. „Ich kenne es nicht anders. Auch für mich ist es intensiv“, entgegnete Walter mit einem Lächeln auf die Aussage seines Schützlings. Er möchte seine Spieler bestmöglich für die kommende Spielzeit in der 2. Liga gerüstet wissen und blickt getreu seines Naturells als mutiger Vorsteher der Mannschaft angriffslustig auf einen Saisonstart, der es mit den Partien auf Schalke, gegen Dresden und beim FC St. Pauli in sich hat: „Ich finde den Spielplan überragend. Wir werden sofort wissen, wo wir stehen. Große Spiele machen immer Spaß. Wir freuen uns darauf, dass es losgeht! Und eines ist auch klar: Es wird keine leichten Spiele geben. Wir wollen spielen und zeigen, was wir können!“