Das Teilnehmerfeld für die kommende Zweitliga-Saison 2021/22 steht fest und zählt im Hinblick auf die TRADITIONSWUCHT wohl zum Besten, was die zweithöchste deutsche Spielklasse je zu bieten hatte. Allein mit dem FC Schalke 04, Werder Bremen, Hansa Rostock und Dynamo Dresden stoßen vier große Traditionsclubs neu dazu.
„The Super League“ – unter diesem Namen kündigten am 18. April dieses Jahres zwölf europäische Top-Clubs eine neue Elite-Liga an, in der sich fortan in einem weitestgehend geschlossenen System nur noch die vermeintlich besten, vor allem aber die umsatz- und einnahmestärksten Fußballclubs des Kontinents duellieren sollten. Der Sturm der Entrüstung über dieses Vorhaben glich einem Tornado: Fans, Verbände, Medien, Politiker – sie alle zeigten den Plänen der medial als „dreckiges Dutzend“ abgestraften Clubs die Rote Karte, so dass sich neun der zwölf Gründervereine rasch von diesem Vorhaben wieder distanzierten. Das massive Echo und die scharfe Kritik glichen dabei einer Zäsur und haben gezeigt, dass die in den vergangenen Jahren ohnehin schon auf die Probe gestellte Fußball-Landschaft in ihren Grundsätzen aus nationalen Ligen und internationalen Wettbewerben mit einem durchlässigen Teilnehmerfeld auf gar keinen Fall verändert werden soll.
Ein Traum für Fußball-Romantiker: In den sozialen Medien, hier durch die satirische Fußball-Plattform FUMS, wurde das Teilnehmerfeld für die kommende Zweitliga-Saison vielfach abgefeiert.
Dass ein solch drastischer Schritt auch gar nicht notwendig ist, damit eine höchstattraktive Liga entstehen kann, zeigt ein Blick auf die kommende Spielzeit in der 2. Bundesliga. Dabei ist es selbstredend, dass der Hamburger SV und seine Anhängerschaft auf eine vierte Spielzeit in der zweithöchsten deutschen Spielklasse gern verzichtet hätten. Doch ein Blick auf das diesjährige Teilnehmerfeld sorgt anders als bei den Super-League-Plänen nicht etwa für kollektive Abneigung, sondern löst im Gegenteil fast schon eine besondere Vorfreude im Fanlager der Rothosen aus: Nordderbys gegen Werder Bremen, Stadtderbys gegen St. Pauli und Nordduelle gegen Holstein Kiel, Hannover 96 und Hansa Rostock – nostalgisches Fußballherz, was willst du mehr?! Selten war der so gern bemühte Slogan der „besten 2. Liga aller Zeiten“, der bereits vor ungefähr 20 Jahren erstmals von dem privaten Sportsender DSF/Sport1 aus der Taufe gehoben wurde, so zutreffend wie in der kommenden Spielzeit. Zumindest im Hinblick auf die Traditionswucht der Liga. Und dafür sorgen nicht nur die sechs genannten Nordclubs, sondern mit den weiteren Auf- und Absteigern Schalke 04 und Dynamo Dresden sowie mit dem 1. FC Nürnberg, dem Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf fünf weitere große Traditionsclubs. Mit dem 1. FC Köln und dem TSV 1860 München hätten sich um ein Haar noch zwei weitere Bundesliga-Gründungsmitglieder diesem illustren Kreis angeschlossen, doch das wäre dann vielleicht auch zu viel des Guten gewesen und wäre fast schon einer Super-League-Konstruktion gleichgekommen. Doch auch ohne die „Geißböcke“ und die „Löwen“ muss sich die zweite Spielklasse in puncto Strahlkraft nicht vor der Konkurrenz im Oberhaus verstecken: So stecken 43 Meistertitel (Bundesliga: 59), 309 Bundesliga-Jahre (541), 471.045 Mitglieder (1.034.362) und eine Gesamt-Stadionkapazität von 545.856 Zuschauerplätzen (773.095) in Liga 2 (s. Tabelle unten).
Der Hamburger SV muss sich in dieser besonderen Spielklasse, die Vorstand Jonas Boldt im vergangenen Jahr als „wahrscheinlich ausgeglichenste Liga in ganz Europa“ bezeichnete, ein viertes Mal behaupten und weiß aus der Vergangenheit nur allzu gut, dass auch die weiteren Clubs aus Darmstadt, Heidenheim, Paderborn, Aue, Regensburg, Sandhausen und Ingolstadt ein kräftiges Wörtchen mitreden. Lasst die Spiele beginnen!