Neuzugang SEBASTIAN SCHONLAU verstärkt den Hamburger SV in der Innenverteidigung. Der 26-Jährige bringt dabei neben einer guten Zweikampfführung und Spieleröffnung den permanenten Willen zur Selbstoptimierung mit an die Elbe.

„Spieler mit Selbst­vertrauen schauen, welcher Verein am besten zu ihnen passt. Und Sebastian hatte beim Hamburger SV einfach das beste Gefühl. Es war keine Entscheidung gegen Schalke, sondern eine für Hamburg“ – diese Worte stammen aus dem Mund von Klaus Berge, seines Zeichens ehe­maliger Spieler vom FC Schalke 04 und heutiger Berater von HSV-Neuzu­gang Sebastian Schonlau. Der gebürtige Gelsen­kirchener machte keinen Hehl daraus, dass er seinem Schützling einen Wechsel zu seinem Herzens­vereins und Bundesliga-Absteiger schmack­haft machen wollte, letztlich aber nicht in den selbst­bestimmten Kopf des 1,85 Meter großen Innen­ver­teidigers eindringen konnte. 

Anders der HSV: „Die HSV-Verant­wortlichen haben mich in den Gesprächen sofort begeistern können. Ich werde mich in der nächsten Saison und dieser reizvollen 2. Liga voll einbringen“, ließ sich Schonlau Mitte Mai zitieren, als der HSV mit ihm den ersten Neu­zugang für die Saison 2021/22 präsentierte. „Wir haben Sebastian schon lange auf unserer Liste, uns intensiv und früh­zeitig mit ihm beschäftigt. Neben seiner guten Zwei­kampf­führung besticht er vor allem durch seine Spieler­öffnung und die konstanten Leistungen, mit denen er in Paderborn als Kapitän vorweg­gegangen ist“, erklärte Sport­direktor Michael Mutzel damals zur Verpflichtung des ablöse­freien Neuzu­gangs. Vorstand Jonas Boldt ergänzte: „Sebastian passt sehr gut in unser erstelltes Spieler-Profil. Er bringt die Erfahrung aus mehr als 90 Spielen in der 1. und 2. Bundes­liga mit, besitzt mit 26 Jahren aber auch noch Entwicklungs­potenzial und versprüht vor allem den Hunger und Ehrgeiz, bei uns den nächsten Schritt gehen zu wollen.“ 

Warburg, Paderborn, Hamburg

Im Hinblick auf diesen nächsten Schritt hatte der gebürtige War­burger, der zunächst in der Jugend beim SF War­burg und SC Pader­born ausge­bildet wurde und seit 2013 mit einer kurzen Unte­rbrechung (2014-15 Leihe zum SC Verl) im Herren­bereich für die Ost­west­falen auflief, in diesem Sommer sprich­wörtlich die Qual der Wahl. Nicht nur der Hamburger SV und der FC Schalke 04, sondern auch Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln um dessen neuen und seinen alten Trainer Steffen Baumgart sollen mitge­mischt haben. Doch der selbstbe­wusste Schonlau entsagte sich gleich doppelt seiner langjährigen Komfortzone: Für ihn geht’s nicht nur raus aus dem beschaulichen Ost­west­falen, sondern auch rein in das für ihn neue taktische System von Trainer Tim Walter, das für die Innen­verteidiger erfahrungs­gemäß eine besonders anspruchs­volle Rolle vorsieht. Dass Schonlau nach 176 Pflicht­spielen für den SC Pader­born, in denen er acht Treffer und elf Tor­vorlagen markierte, für die neue Aufgabe gewappnet ist, da ist sich sein ehe­maliger Förderer Baumgart sicher: „’Bascho‘ ist in Paderborn zu einer Persönlich­keit gereift. Er hat den Ehrgeiz, sich zu entwickeln. Ich hätte ihn gerne mit nach Köln genommen. Aber ich wusste schon länger, dass der HSV dran war. Wir haben viel darüber gesprochen.“ 

In der vergangenen Spielzeit standen sich Tim Leibold und Sebastian Schonlau noch als Mannschaftskapitäne ihrer Teams gegenüber. In dieser Saison wollen sie Seite an Seite als Führungsspieler des HSV vorangehen.

Fußball-Lehrer Baum­gart feilte in den vergangenen vier Jahren in Pader­born maß­geblich an der sportlichen Identität Schonlaus, schulte den defensiven Mittel­feld­spieler zum Innen­verteidiger um und gab ihm in dieser neuen Position unein­geschränktes Vertrauen. Der 1,85 Meter große Rechts­fuß zahlte dieses eindrucks­voll zurück und erlebte dabei im Schnell­durchlauf die sportlichen Höhen und Tiefen des Profi-Fuß­balls: Aufstieg in die 2. Liga, Aufstieg in die Bundes­liga, Abstieg in die 2. Liga – der Warburger reifte schnell und über­nahm in der vergangenen Saison 2020/21 im verhältnis­mäßig jungen Alter von 26 Jahren das Kapitäns­amt beim SCP. Baum­gart entschied damals, den Innen­verteidiger zum Kapitän zu machen. Dabei ließ er die Meinung der anderen Spieler, die Schonlau zuvor mit den meisten Stimmen in den Mann­schafts­rat gewählt hatten, mit ein­fließen. 

Seine jüngsten Erfahrungen führen dazu, dass Schonlau auch beim Hamburger SV gewillt ist, eine Führungs­rolle zu über­nehmen. „Das ist mein Anspruch. Ich werde im August 27 Jahre alt, habe schon etwas erlebt, eine Bundes­liga-Saison gespielt und war zuletzt Kapitän in Pader­born“, sagt er ganz selbst­bewusst. Wohl wissend, dass er mit dieser selbst­reflektierten und nimmer­müden Einstellung in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gefahren ist. Nun gilt es, sich auch in Hamburg fernab seiner bisherigen Komfort­zone durch­zusetzen. Willkommen an Bord, „Bascho“!