Felix Magath (r.) im März 1980 bei seiner Premiere als HSV-Kapitän vor dem Bundes­liga-Spiel gegen Ein­tracht Frank­furt (5:0) mit dessen Spiel­führer Jürgen Grabowski und Schieds­richter Walter Engel (M.).

Geschichte und Geschichten rund um die 90 BUNDESLIGA-SPIELFÜHRER des HSV.

Eine ganze HSVlive-Ausgabe über die HSV-Kapitäne! Wie stark! Aber auch: Wie knifflig! Über wen reden wir denn da eigent­lich? Alle HSVer seit 1919? Oder be­leuchten wir „nur“ die Jungs, deren gerahmte Porträts im Innern des Volks­park­stadions an der Außen­wand der HSV-Loge hängen? Nach ersten Stipp­visiten im Archiv haben wir uns für Letzteres und damit für die Zeit des Profi-Fußballs seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 ent­schieden. Der simple Grund: Hier ist die Daten- und Quellen­lage so, dass intensives und beharr­liches Wühlen am Ende auch wirklich zu brauch­baren und präsentablen Resul­taten führt. Spiel­berichts­bögen, auf denen der jeweilige Kapitän ver­merkt ist, sind zwar nicht dokumentiert, dafür gibt es aber hilf­reiche Zeitungs­artikel und – je mehr man sich der Gegen­wart nähert – auch eine wachsende Anzahl von Foto­grafien und sogar Bewegt­bildern. Auf ihnen lässt sich mit­unter ent­decken, wer denn die Binde, das exklusive Stück Stoff, das den Kapitän einer Mann­schaft aus­weist, in diesem oder jenem Spiel getragen hat.

Problem 1: Erst im Laufe der 1960er-Jahre wurde die Kapitäns­binde als formelles, von außen deutlich erkenn­bares Zeichen für den Mann­schafts­führer zwingend erforderliches Aus­rüstungs­element in den Statuten des Welt­fuß­ball­verbandes FIFA verankert. Problem 2: Nicht alle Kapitäne trugen ihre Schleife rund um den Bizeps. Uwe Seeler etwa, über Jahre hinweg ein ziemlich sachdienlicher Tipp bei der Fahndung nach dem je­weiligen HSV-Kapitän, hatte – so ist auf etlichen Fotos zu sehen – die Binde auch gerne wie ein Arm- oder Schweiß­band ums Hand­gelenk gewickelt. Oder das gute Teil lugte bei kurz­ärmeliger Spiel­tracht gerade mal ein paar Quadrat­zentimeter hervor, wenn es denn in Schwarz-Weiß über­haupt zu erkennen ist. (Ein Hoch in diesem Zusammen­hang auf die (leider sehr seltenen) Mann­schafts­fotos kurz vorm Anpfiff, wenn die Spieler ins Publikum grüßen. Oder aber auf Aufnahmen, die in den Momenten gemacht wurden, als die Teams aufliefen. Der Kapitän steht oder läuft auf ihnen voran, ist eindeutig zu identifizieren.) Problem 3: Ab 1967 durften in der Bundes­liga Spieler gewechselt werden. Nicht alle Kapitäne blieben seither über die vollen 90 Minuten auf der Kommando­brücke, sondern mussten aus Leistungs-, Konditions- oder regel­technischen Gründen (Platzverweis) vorzeitig von Deck und ihr Chefzeichen an einen Mannschafts­kameraden weiter­reichen. Auch diese Fälle wollten wir natürlich erfassen. Wenn, dann richtig … Das ist und bleibt unser Anspruch. Detektiv- und Puzzle­arbeit war mal wieder gefragt.

Wir haben diese Recherche-Probleme als Heraus­forderungen begriffen und am Ende alles heraus­bekommen. Es sind keine Lücken geblieben. Die Ergebnisse präsentieren wir euch, liebe Leserinnen und Leser, auf den folgenden Seiten. Das Ganze, wie es sich für das „Traumschiff HSV“ gehört, in Form eines zünftigen „Käpt‘ns Dinners“ – mit Tusch und Wunder­kerzen und in mund­gerechten Häppchen bzw. der zahlen­gespickten Kapitäns­übersicht als Hauptgang serviert. Legen wir also noch­mal die knisternde Schellack­platte auf und lauschen Hans Albers, wie er so schön hamburgert, das „R“ rollt und keinen „spitzen Stein“ auslässt, ohne dabei zu stolpern. Spielen wir „fröhlich Maat und Stueermann“ und stechen in See. Dank einiger Bahrenfelder „Auswärtsspiele“ gegen den Stadt­teil­verein machen wir auf diesem Törn in mehr als der Hälfte der Fälle im Heimat­hafen im Volks­park fest, sechs­mal auch am Rothenbaum. Zum „Südpol“, wie Albers, müssen wir zwar nicht, schippern mit unseren Skippern aber noch­mal die Frei­burger Drei­sam hinauf und versuchen, in den rauen Gewässers um Giesings Höhen einen sicheren Anker­platz zu finden. Kommt mit auf die große Fahrt „in die weite, weite (Bundes­liga-)Welt“, zu insge­samt mittler­weile mehr als 2.000 Meister­schafts­spielen des HSV. Wir wünschen eine gute (Zeit-)Reise!