Bonjour Finesse: Wimpeltausch zwischen Frankreichs Michel Platini (l.) und HSVer Manfred Kaltz im WM-Halbfinale am 8. Juli 1982 im spanischen Sevilla – Auftakt zu einem der spektakulärsten DFB-Länderspiele überhaupt.
HSVer als Kapitäne der Nationalmannschaft.
Erfreulich: Rund ein halbes Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land ist der Deutsche Fußball-Bund sehr gut aufgestellt … Zumindest statistisch. Die wichtigsten Daten zu den mittlerweile mehr als 1.000 A-Länderspielen seit der Premiere im Jahr 1908 sind gut dokumentiert. So können wir an dieser Stelle vermelden: Zehn verschiedene HSV-Spieler führten in insgesamt 88 dieser Auswahlspiele die Nationalelf an. 83-mal vom Anpfiff an und bei weiteren fünf Gelegenheiten als Ersatzkapitän, der die Binde während des Spiels übernahm (siehe Tabelle). Die Bilanz aus diesen „HSV-geführten“ Länderspielen: 52 Siege (davon einer nach Elfmeterschießen), 14 Remis und 21 Niederlagen.
„,Uwe, Uwe!‘ war die schönste Art, ,Deutschland, Deutschland!‘ zu rufen, schrieb einst der uruguayische Schriftsteller und Fußballfreund Eduardo Galeano. Bei 72 A-Länderspielen zwischen 1954 und 1970 gab es dazu Gelegenheit. 40-mal führte der HSV-Mittelstürmer die DFB-Auswahl dabei als Kapitän aufs Feld. Erstmals 1960 in Düsseldorf gegen Dänemark (Foto links), allein viermal – 1962 gegen Uruguay, 1963 gegen Brasilien (Foto rechts), 1967 gegen Jugoslawien sowie 1969 gegen Schottland – bei ganz besonderen Heimspielen in seinem vollbesetzten Wohnzimmer Volksparkstadion.
Die Liste der Spiele beinhaltet Legendäres: Stopper Jupp Posipal etwa war es, der 1953 auf dem Weg zum Weltturnier in der Schweiz im wichtigen und politisch durchaus brisanten Qualifikationsspiel gegen das Saarland anführte und auch ein Jahr später den frisch gekürten Weltmeister in dessen ersten vier Auftritten nach dem Triumph von Bern als erster Mann repräsentierte. Reichlich Denkwürdiges natürlich auch rund um Ehrenspielführer Uwe Seeler. Fast die Hälfte aller hier herausgepickten Spiele gehen auf sein Kapitänskonto, darunter allein ein Dutzend Partien bei den WM-Endrunden 1966 in England (Finale gegen den Gastgeber im Wembley) und 1970 in Mexiko („Jahrhundertspiel“ im Halbfinale gegen Italien). In Vertretung von Seeler war etliche Male auch HSV-Mannschaftskamerad Willi Schulz der „DFB-Chef“. Denkwürdig dabei die „Schmach von Tirana“, jenes 0:0 in Albanien im Dezember 1967, durch das die EM-Endrunde verpasst wurde. Schließlich Manni Kaltz: Starke 69 A-Länderspiele zwischen 1975 und 1983 stehen für den HSV-Außenverteidiger zu Buche. Zwar trug er dabei lediglich im Jahr 1982 und insgesamt sechsen davon die Binde, doch die hatten es z.T. richtig in sich: In vier WM-Spielen war Kaltz Kapitän, u.a. bei der „Schande von Gijon“ in der Vorrunde gegen Österreich, der „Nacht von Sevilla“ im Halbfinale gegen Frankreich und dem Finale von Madrid gegen Italien.
Und was ist mit den anderen HSVern? Den zahlreichen Nationalspielern mit ausländischem Pass? Deren Erfassung fällt leider nicht ganz so leicht. Mitunter fehlt es hier an von den jeweiligen Verbänden oder Webportalen akkurat aufbereitetem bzw. frei zugänglichem und damit überhaupt recherchierbarem Material. Ein gutes Beispiel hierfür ist der langjährige HSV-Allrounder Collin Benjamin. Die Anzahl seiner Länderspiele für Namibia schwankt je nach Quelle zwischen 32 und 43. Und: Wie viele „Chippa“ davon als Kapitän bestritten hat, weiß selbst er nicht so genau …
Beschränken wir uns also auch hier auf ein paar ausgesuchte Highlights: Kevin Keegan war während seiner HSV-Zeit elfmal Skipper der „Three Lions“, u.a. bei der EM 1980 in Italien. Sergej Barbarez trug als HSVer mindestens achtmal die Binde von Bosnien-Herzegowina, und auch Mehdi Mahdavikia (Iran) und Tomas Rincon (Venezuela) waren zu ihren Rauten-Zeiten wenigstens fünfmal in ihren Nationalteams ganz vorne am Start. Ganz Genaues weiß man aber nicht. Noch nicht. Wir arbeiten dran!
Mighty Mouse, Flying Dutchman, Drawing Bosnian und N.N.-Namibian (im Uhrzeigersinn): Kevin Keegan (bei der EM 1980 vs. Belgien), Rafael van der Vaart (im WM-Finale 2010, zwischen seinen beiden HSV-Engagements und den beiden HSVern Eljero Elia und Joris Mathijsen, vs. Spaniens Andres Iniesta), Sergej Barbarez (2006 im Test vs. Japan) und Statistik-Rätsel Collin Benjamin (beim Afrika-Cup 2008 vs. Ghana).