Mannschaftskapitäne waren in der Geschichte des Fußballs schon immer häufig nicht nur begnadete Spieler, sondern vor allem auch herausragende Persönlichkeiten, wie dieser Schnappschuss beweist. Uwe Seeler und Franz Beckenbauer, zwei der größten deutschen Sportler aller Zeiten, beim sportlichen Handshake anno 1971. Zwei spätere Freunde fürs Leben, zwei Fußball- und HSV-Legenden. Und mit „Uns Uwe“ Seeler der Mann, der 216-mal und damit am häufigsten in der Historie des Hamburger SV seine Mannschaft als Kapitän aufs Bundesliga-Feld führte.
Auf Platz 2 des HSV-Kapitän-Rankings folgt die echt norddeutsche „Eiche“: Peter Nogly. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner führte den Hamburger SV in 122 Ligaspielen an und stand in dieser Rolle auch schon vor mehr als 40 Jahren im Fokus des sportlichen und öffentlichen Interesses. Wie er mit dieser Verantwortung umging und wie er heute auf das Damals und auf das Amt des Mannschaftskapitäns blickt, erklärt der deutsche Meister, DFB-Pokalsieger und Europapokalgewinner im ausführlichen Interview ab Seite 56.
Als erster Spieler seiner Mannschaft den Europapokal entgegennehmen durfte auch der ’83er-Kapitän Horst Hrubesch, der den HSV als durchsetzungsstarker Angreifer und einfühlsamer Mannschaftsführer nicht nur zur Deutschen Meisterschaft, sondern auch zum Gewinn des Europapokals der Landesmeister führte, dem bis heute größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Den Pott präsentierte Hrubesch damals im Athener Olympiastadion gemeinsam mit dem späteren HSV-Mannschaftsführer und ebenfalls in den Top-10 des HSV-Kapitän-Rankings vertretenden Ditmar Jakobs. Ein ikonischer Moment für die Fußball-Ewigkeit.
Große Titel mit dem HSV feiern konnte Daniel van Buyten zu Beginn der 2000er-Jahre leider nicht, für einen ikonischen Moment sorgte aber auch er. Im Dezember 2005 war sein Mitspieler Alexander Laas beim Torjubel von einem Trommelstock – geworfen aus dem Kölner Fanblock – am Kopf getroffen und direkt vor dem aufgebrachten gegnerischen Anhang stark blutend zu Boden gegangen. Doch van Buyten trug Laas – übrigens vor den gespannten Blicken des Balljungen Maximilian Beister, der exakt vier Jahre später an identischer Stelle selbst sein Bundesliga-Debüt für den HSV feiern sollte – heroisch aus der Gefahrenzone. Was für ein Kapitän!
Gleich zweimal zum Kapitän des HSV bestimmt wurde Rafael van der Vaart, dem bei seinem ersten Engagement in Hamburg zwischen 2005 und 2008 bereits als junger Spieler die Binde übertragen wurde, die er nach seiner Rückkehr 2012 noch einmal etwas mehr als zwei Spielzeiten lang trug. Durch diese doppelte Amtszeit – die von der Champions-League-Qualifikation bis zur Last-Minute-Rettung in Karlsruhe alles bereithielt, was den Fußball ausmacht – belegt van der Vaart mit 112 Bundesliga-Spielen den dritten Rang des HSV-Kapitän-Rankings.
Die Top-3 des HSV-Kapitän-Rankings noch nicht ganz im Blick, zumindest aber die Top-10 in Reichweite hat der aktuelle Mannschaftskapitän des HSV: Sebastian Schonlau. Der 29-jährige Abwehrchef hat den HSV in der 2. Liga schon in vielen besonderen Partien mit der Raute auf der Brust und dem Arm aufs Feld geführt und in etlichen speziellen Situationen seinen Mann gestanden, und zwar auf und neben dem Rasen. Wie er die Rolle des Mannschaftskapitäns in der heutigen Zeit bewertet und was dieses Amt in einem Verein wie dem HSV noch einmal eine Spur besonderer macht, das erzählt der Käpt’n im großen Titel-Interview auf den nächsten Seiten.