Im HSVlive-Interview spricht SEBASTIAN SCHONLAU über seine besondere Rolle als HSV-Kapitän und die zahl­­reichen Facetten, die diese mit sich bringt. Ein Gespräch über Verant­­wortung, Führungs­­stile und -qualitäten sowie die große und ständige Heraus­­forderung, ein hetero­genes Gebilde zu einer ver­­schworenen Gemein­­schaft zu formen. Und zwar für das eine große Ziel.

Sebastian, warst du früher in der Schule eigentlich Klassen­sprecher?

(schmunzelt) Nein, ich war weder Klassen- noch Schul­sprecher. Mein älterer Bruder war es aber tatsächlich. Ich war mit ihm auf der gleichen Schule, deshalb kam auch mal die Frage auf, ob ich nach ihm die Schulsprecher-Rolle übernehmen wollte. Ich hatte zu der Zeit aller­dings viele andere Dinge im Kopf. (lacht) Damals habe ich mich nicht dazu berufen gefühlt.    

Würdest du dich ungeachtet dieser Rolle rück­blickend als Menschen ein­schätzen, der als Schüler, Sportler oder auch als Freund früh Verant­wortung übernommen hat?

Ja, allerdings mehr auf eine spielerische Art. Wenn man es auf den Fußball herunter­bricht, dann habe ich in der Jugend nicht unbe­dingt bewusst darauf geachtet, aber mit meiner Art und Weise, wie ich Fußball gespielt habe – mutig und viel mit dem Ball am Fuß –, habe ich irgendwie auch schon damals Verant­wortung übernommen. Es gab dann auch die eine oder andere Szene in der Jugend beim SC Pader­born, als wir beispiels­weise im Training extrem viel laufen mussten und ich auf den Trainer zuge­gangen bin und ihm gesagt habe, dass das für uns im Moment vielleicht nicht ganz das Richtige ist. Das war dann für die Team­kollegen ein etwas größeres Ding, aber für mich steckte da – zumindest nicht bewusst – noch nicht viel Kapitän drin. 

Wir haben mit Tim Walter über dich ge­sprochen. In seinen Augen vereinst du viele Attribute, die einen Mann­schafts­kapitän aus­zeichnen. Inwieweit hat es dich trotzdem über­rascht, dass er dich damals sofort zum Kapitän bestimmt hat, als du im Sommer 2021 vom SC Paderborn zum HSV gewechselt bist?

Das war eine große Überraschung. Für mich war der Schritt aus Pader­born zu einem größeren Club wie dem HSV zwar an der Zeit, aber zugleich war es eine komplett neue Welt. Natürlich wusste ich, dass der Trainer meine Spiel­weise und meine Art tenden­ziell mag, aber ich habe überhaupt nicht mit dem Gedanken gespielt, in dieser neuen Welt direkt Kapitän werden zu wollen und habe null­komma­null damit gerechnet.

Wie hast du die Situation damals im Detail wahr- und dann auch ange­nommen? Waren da aus­schließlich Freude und Über­zeugung oder auch Respekt und sogar Zweifel vorhanden?

Als der Trainer mich zum ersten Mal darauf ange­sprochen und gefragt hat, ob ich mir das vor­stellen könnte, habe ich das direkt bejaht. In meinen Augen war dies eine Chance, die man nicht ablehnt und ich war mir sicher, dass ich in die Rolle hinein­wachsen kann. Ich hatte damals den Vorteil, dass ich neu war, die Jungs mich nicht kannten und ich mich ein Stück weit neu erfinden konnte. Ich weiß noch, dass ich damals meiner Freundin und meiner Familie von den Gedanken­spielen des Trainers erzählt habe. Besonders für meinen Vater war das ein Riesending. Er hat gesagt: „Der kleine Basti aus Pader­born als Kapitän beim HSV, stellt euch das mal vor, das wäre unfass­bar!“ Es war also eine große Ehre, dass es über­haupt diese Über­legung gab. Und zugleich war es für mich eine große Heraus­forderung.

Inwiefern?

Beim HSV trifft man auf gestandene Spieler, die bereits in der Bundes­liga gespielt und sehr viel erlebt haben. Das war eine andere Aufgabe als noch in Pader­born. Besonders am Anfang, als ich die ersten Ansagen gemacht habe. Da war dement­sprechend auch etwas Nervo­sität dabei. Ich wollte mich ein Stück weit positionieren, ohne mich aber zu verstellen. Ich wollte zeigen, dass ich hier vorangehen will, klare Meinungen vertrete und dass es ganz schön wäre, wenn mir die Mann­schafts­kollegen folgen würden. Da muss man anfangs teil­weise auch schwierige Dinge ansprechen und schwierige Gespräche führen. Ich hatte damals aber auch sehr viel Unter­stützung – allen voran von Tom Mickel, der mir geholfen hat, mich zu etablieren und der den Jungs gezeigt hat, dass da schon der richtige Typ das Amt ausführt.    

Wenn wir es einmal ganz allge­mein halten: Wie genau würdest du die Rolle des Mann­schafts­kapitäns definieren?

Als Kapitän bist du der Kopf der Mann­schaft. Das ist mein Anspruch. Der Trainer steht ganz vorn im Wind, aber direkt dahinter sehe ich dann den Kapitän. Und zwar nicht nur nach außen. Es geht nicht darum, mal eben schön die Binde zu tragen und sich etwas feiern zu lassen, sondern darum, Verantwortung zu über­nehmen und vor allem Leistung zu bringen. Am Ende musst du Leistung bringen, damit dir die anderen Jungs folgen. Darüber hinaus musst du das große Ganze im Blick behalten: Wie ist die Stimmung in der Mann­schaft? Gibt es Strömungen, die nicht ganz in die richtige Richtung laufen? Zudem ist man auch im Aus­tausch mit dem Trainer, versucht ihn ein Stück weit zu spiegeln, um ihm auch einen Blick aus der Mann­schaft zu geben. Auch das ist ein wichtiger Aspekt, denn der Trainer hat seine Sicht­weise, muss aber auch etwas vom Team zurück­kriegen.

Da stellt man sich anspruchsvolle Gespräche vor. Schließ­lich sind solche Feed­backs generell ein schmaler Grat.

Durch­aus, aber man muss Tim Walter vor allem zu­gute­halten, dass er sich sowas immer anhört. Ich habe nicht das Gefühl, dass er mir drei Tage lang Vorwürfe zu meinen Äußerungen macht, wenn er etwas komplett anders sieht. Ich habe ihn viel­mehr so kennengelernt, dass er wirklich über die Dinge nachdenkt und dann seine Ent­scheidung trifft. Ob diese letztlich in meine Richtung kippt oder nicht, das ist und muss ihm komplett überlassen sein.

Du warst auch schon bei deiner vorigen Station in Pader­born Mann­schafts­kapitän. Unter­scheidet sich das Amt von Verein zu Verein?

Auf­grund der Größe des Vereins und der Medien­land­schaft hat man beim HSV andere Aufgaben und deutlich mehr Termine. Es gibt zudem sehr viel mehr Fans, zu denen wir auch durch die Arbeit von Tom Mickel einen engen Draht auf­gebaut haben. Hinzu kommen wie ange­sprochen die stärkeren Charaktere in der Mannschaft. Es ist definitiv ein Unterschied, aber ich interpretiere meine Aufgabe als Kapitän hier beim HSV auch deutlich anders als noch in Pader­born. Ich muss dies­bezüglich ehrlich sagen, dass ich in Pader­born zwar die Binde hatte, aber aus meiner heutigen Sicht kein Kapitän war. Ich war ein Spieler, der Verant­wortung über­nehmen wollte, aber im Hin­blick auf meine heutigen Ansprüche gehört viel mehr dazu. Es geht darum, immer voran­zugehen und voll da zu sein. Das gelingt auch nicht immer, aber trotzdem habe ich diesbezüglich einen großen Schritt gemacht.

Kann man Kapitän sein grundsätzlich lernen? Oder ist eher so, dass man diese Führungs­qualitäten einfach hat – oder eben auch nicht?

Du musst schon Spaß daran haben, Verant­wortung zu übernehmen und dich in den Wind zu stellen. Das sind in meinen Augen wichtige Grund­voraus­setzungen. Trotz­dem kann man sicherlich auch in diese Rolle hinein­wachsen. Das habe ich an mir gemerkt. Die wenigsten Leute haben von Anfang an ihren Führungs­weg und wissen, dass sie es genauso machen wollen. Ich musste das lernen und mir viel abgucken.

An wem hast du dich bezüg­lich deines Führungs­stils und deines Umgangs mit deinen Kollegen orientiert?

Ich habe mir in Paderborn viel von Uwe Hüne­meier abgeguckt. Ich habe mich lange Zeit gefragt, warum er so ist, wie er ist, bis ich es verstanden habe, warum er immer wieder mahnt, auf die kleinsten Sachen achtet, uns immer wieder nervt und in jedem Training Voll­gas haben will. Ich habe lange Zeit gedacht, dass das keinen großen Unter­schied macht, bis ich verstanden habe, dass es im End­effekt genau darauf ankommt. Uwe war durch und durch ein Führungs­spieler. Ich habe von ihm gelernt, was es heißt, ein wirklicher Profi zu sein, eine absolut professionelle Ein­stellung zu haben und voran­zugehen – und eben auch mal unan­genehm zu sein.

Bekommst du Rückmeldungen auf deine Art der Menschen­führung? Uns haben beispielsweise Athletik-Trainer Daniel Müssig und Reha-Trainer Sebastian Capel erzählt, dass sie in ihren knapp zehn Jahren HSV noch keinen so beeindruckenden Mann­schafts­kapitän wie dich erlebt haben.

Ich habe diesbezüglich viel mit Tom Mickel gesprochen, und dann gibt es auch immer verein­zelt Spieler, die zurück­melden, dass sie eine Sache gut oder vielleicht auch mal weniger gut fanden. Und auch mit unseren Reha- und Athletik-Trainern habe ich besonders in der Anfangszeit immer viel gequatscht. Für mich war es als Neuling spannend, wie sie mit ihrer Erfahrung die Dinge ein­schätzen. Ich wollte wissen, wie der Verein, die Mann­schaft und das Drum­herum ticken und hierbei waren sie eine sehr große Hilfe. Und sind es bis heute. Denn das ist keine Ein­bahn­straße, in der ich nur höre, dass ich ein ganz toller Typ bin, sondern sie sagen mir auch, wenn mal wieder mehr kommen muss, bestärken mich darin, voranzugehen und mich nicht zurückzuziehen. Das tut gut und ich will das auch hören. Und zwar vom gesamten Trainer­team, sodass ich immer mal wieder Feedback einfordere.

Ist die Kapitänsrolle mit all der Verant­wortung genau das, worin du aktuell als Profisportler aufgehst? Oder denkst du auch manchmal an die Zeit zurück, in der du einfach aus Spaß gekickt hast?     

Es gibt immer mal Momente, in denen ich an diese Zeiten zurück­denke. Es ist aber nicht so, dass ich sagen kann: Ich komme hier her, kicke ein bisschen und dann fahre ich wieder nach Hause. Dafür hängt für mich deutlich zu viel daran und dafür möchte ich hier zu viel erreichen und habe zu hohe Ansprüche – an mich selbst und an uns als Mannschaft und Verein. Insofern befinde ich mich aktuell in einer Phase meiner Karriere, die ich mir genauso wünsche: Ich will die Verantwortung und viele Aufgaben haben. Ich will nach Hause gehen und sagen können, dass ich nicht nur gut trainiert, sondern auch neben dem Platz für die Mannschaft oder den
Verein etwas bewirkt habe.    

Jetzt bist du aktuell durch deine langwierige Waden­verletzung leider sogar darauf beschränkt, vor allem abseits des Platzes zu führen. Erweitert die der­zeitige Situation – so ärgerlich sie auch ist – auch deine Fähig­keiten als Kapitän?

Ich versuche es als Heraus­forderung zu sehen, wie ich die Jungs unterstützen kann, ohne auf dem Platz zu stehen. Ich versuche, mit ihnen viel zu reden, meine Sichtweisen mitzugeben und auch in der Kabine das Wort zu erheben. Trotzdem muss ich fairer­weise sagen, dass die Wirkungs­kreise begrenzt sind. In so einer Situation hat man einfach weniger Einfluss.

Wie sehr nervt dich diese Situation?

Es ist insofern ätzend, dass ich von den Jungs etwas verlange. Ich gebe ihnen Dinge vor, lege großen Wert darauf, wie wir auf­treten und dass wir jeden Tag Gas geben. Doch am Ende kann ich es nicht vor­machen, weil ich gehandi­capt bin. Es sind nur Worte, mit denen ich aktuell glänzen kann. Und da ist es schwierig, die Balance zu finden, weil ich die Worte nicht mit Taten auf dem Platz unter­mauern kann. Ich spüre die Verantwortung, kann ihr aber nur zum Teil gerecht werden. Und zu­sätzlich nervt mich letztlich auch ganz egoistisch betrachtet, dass ich aktuell nicht Fußball spielen kann.

Für den Trainer bist du der verlängerte Arm. Brauchst du in deiner derzeitigen Situation auch diesen verlängerten Arm von einzelnen Mitspielern?

Auf jeden Fall – und das gilt nicht nur jetzt gerade, sondern auch für den Fall, wenn ich fit bin. Es gibt am Ende nur einen Kapitän, aber wir haben ein Führungs­team. Es ist gut so, dass wir andere Jungs haben, die in die Bresche springen – ob Meffo, Ferro, Bobby, Ludo oder Tommy. Die Jungs müssen es übernehmen, meine Lücke aus­füllen und den Laden führen.

Eine Fußball­mannschaft ist grund­sätzlich ein heterogenes Gebilde: Verschiedene Nationali­täten, eine Alters­spanne von 16 bis 36, Teenager und Familienväter – wie lautet dein Ansatz, diese Gruppe zu führen, speziell abseits des Platzes?

Das ist eine spannende Aufgabe, da wir ganz viele verschiedene Charaktere haben. Auch die Vielzahl der Jugend­spieler, die hochkommen, tickt ganz anders als zu der Zeit, als ich noch Jugendspieler war. Da merkt man, dass sich auch die Gesell­schaft verändert. Es ist spannend, heraus­zufinden, wie man sowohl den einzelnen Mit­spieler greifen als auch alle Spieler als Team zusammen­führen kann. Letztlich eint uns alle der Fußball und die Tatsache, dass wir Erfolg haben wollen. Das ist unsere Basis, auf der wir arbeiten und kommunizieren. Und dabei brauchst du immer auch ein paar Jungs, die in den einzelnen Gruppen etwas besser rüberkommen und dort Einfluss nehmen. Das ist so ein bisschen wie früher auf dem Schulhof. (lacht) Als Führungs­team unterhalten wir uns häufig darüber, wie wir noch mehr Bindung unter­einander kriegen. Das ist auch der Grund, warum wir als Team sehr viel abseits des Platzes und der Kabine unter­nehmen, sei es zusammen Padel-Tennis zu spielen, Stand-Up-Paddling zu fahren oder über den Hamburger Dom zu schlendern.

Es gibt trotz des Zusammen­spiels im Führungs­team viele Momente, in denen du ganz allein vorn stehst. Du hast letztes Jahr im Stadion vor mehr als 50.000 Menschen eine Rede gehalten, stehst in TV-Interviews vor hundert­tausenden Zuschauern Rede und Antwort und hast auch schon mehrfach vor allen HSV-Mit­arbeitern gesprochen. Liegt dir so etwas, oder musstest du diesen Aspekt lernen? 

Das habe ich sicherlich gelernt. In der Schule war es für mich zwar okay, vor der Klasse zu stehen und etwas zu sagen, aber ich habe mich nicht in diese Rolle hinein­gedrängt. Im Gegen­teil: Ich weiß noch, dass es zu Hause ein Thema war, dass ich zu viel Fußball im Kopf hätte und es nicht schlecht wäre, wenn ich mal lernen würde, etwas besser normalen Smalltalk zu halten. Beim HSV ist das Sprechen vor Fans und vor allem der Mit­arbeiter­schaft dann verstärkt hinzugekommen. Und ich weiß noch, dass da am Anfang das Herz ganz schön klopfte.

Du hast also kein Problem damit, vor 57.000 Zuschauern Fußball zu spielen, aber vor 100 Leuten eine Ansprache zu halten, das sorgt für Nervosität?

Fußball ist mein täg­liches Brot. Dort weiß ich, was ich mache, dort fühle ich mich wohl. Aber vor vielen Leuten zu sprechen, das war für mich eine neue Facette. Ich hatte Respekt davor. Ich wollte ja gut angekommen bei den Leuten, ihnen zeigen, dass sie mir am Herzen liegen, meine Message rüber­bringen und mich nicht verhaspeln. Trotz­dem hat es mir Spaß gemacht, diese Heraus­forderung zu haben und anzunehmen. Ich wollte lernen, mit dieser Auf­regung umzugehen, und deshalb macht es mir mittler­weile deutlich weniger aus, beispielsweise vor der Mitarbeiterschaft oder in einem Fernseh-Interview zu sprechen.

Ist es für deine Eltern und deine Familie dann man­chmal immer noch merk­würdig, wenn sie dich im TV sehen? Speziell vor dem Hinter­grund deines Karriere­wegs: Du bist früher in der Jugend beim SCP aussortiert worden, hast erst mit 25 Jahren dein Bundes­liga-Debüt gefeiert – und bist jetzt HSV-Kapitän.

Für meine Eltern, meinen Bruder oder auch andere Leute, die nichts mit dem Fußball zu tun haben, ist das immer noch witzig. So nach dem Motto: „Gestern haben wir dich noch im Fernsehen gesehen und heute sitzt du hier am Tisch.“ Ich weiß auch, dass meine Liebsten generell auf mich und meinen Karriere­weg stolz sind. Auch für mich ist es wichtig, dass ich mir diesen Weg bei allen gestiegenen An­sprüchen immer wieder vor Augen führe. In der Jugend wurde ich als zu klein und zu schmächtig und für nicht gut genug befunden. Es war definitiv nicht voraus­zusehen, dass mit dem Kapitäns­amt beim HSV ein solches High­light auf mich wartet. Hätte mir das vor fünf Jahren jemand gesagt, dann hätte ich das blind unter­schrieben. Letztlich haben die Rückschläge und Widrig­keiten meines Weges im Nach­hinein geholfen, dass ich überhaupt bis hierhin gekommen bin. Es war wichtig, nicht direkt auf­zugeben und immer eine Lösung zu finden.     

Diese Beharr­lich­keit hat dich zum HSV und in dieses Amt geführt. Aktuell fehlen dir sogar nur drei Partien, um in die Top-10 der HSV-Kapitäne der Bundesliga zu gelangen. Alle dann noch vor dir platzierten Personen sind nach ihrer Zeit als Spieler dem Fußball treu geblieben – einige als Manager, die meisten als Trainer. Wird das in ein paar Jahren auch für dich gelten?

Ich möchte zunächst noch so lange wie möglich Fußball spielen, aber mit 29 Jahren fange ich auch langsam an, mir Gedanken zu machen, wie es nach der aktiven Karriere weiter­geht. Ich bin erstmal froh, dass die weiteren neun Kapitäne in dieser Liste einen solchen Weg gegangen sind, und wenn das auch meiner werden sollte, werde ich mich nicht versperren. Trotz­dem weiß ich zum jetzigen Zeit­punkt nicht genau, was ich machen möchte. Mein Herz hängt am Fußball und am Sport, und trotz­dem habe ich abseits davon – auch gerade im Umfeld des HSV –  viele Menschen kennengelernt, die auch interessante Dinge machen. Ich finde viele Richtungen spannend.

Noch bist du ja zum Glück Spieler und Kapitän beim HSV. Was möchtest du in dieser Rolle mit deinem Verein noch erreichen und erleben?

Das oberste Ziel ist völlig klar und das hat wahrscheinlich jeder HSVer: Es ist der Aufstieg. Ich möchte das unbe­dingt erleben – mit diesem Verein, in dieser Stadt und mit diesen Fans. Wir hatten diesen Moment in Sand­hausen fast schon, ehe er uns entrissen wurde. Das war unfass­bar bitter, gleich­zeitig aber auch ein Vorge­schmack. Ich glaube, dass es eine unheim­liche Erfahrung für uns alle wäre, diesen Verein auf die Etage zurückzubringen, wo er einfach hingehört. Und es ist mir wichtig, dass wir es gemein­sam machen. Mit dem ganzen Verein, mit allen Fans und all unseren Unter­stützern, sodass nachher jeder für sich sagen kann, dass er einen Teil beige­tragen hat. Wenn wir das schaffen sollten, dann würden wir ein Riesen­ding zu der ganz, ganz großen und unfass­baren HSV-Geschichte hinzu­fügen. Dieses Ziel steht über allem.