Die Raute auf der Brust, die eigene Nummer auf dem Rücken – was banal klingt, war in der Vergangenheit oftmals eine lebens- oder zumindest karrierelange Symbiose. Ein Blick in die Geschichtsbücher.
Es war schon eine mittelschwere Revolution, als der Deutsche Fußball Bund im Jahre 1995 die große Änderung einführte: Ab sofort sollten nicht mehr die elf Spieler einer Startaufstellung mit den Rückennummern 1 bis 11 auflaufen, sondern stattdessen jeder Spieler eine feste Rückennummer erhalten, die er die gesamte Saison trägt. Und das sogar mit seinem Namen über der Nummer.
Was heute völlig normal klingt, da es gelernt ist und Spieler sich überall im Zirkus Weltfußball zwingend ihre Nummer sichern – sei es aus ideologischen Gründen, aus Aberglauben oder für die eigene Marke –, stellte damals anno 1995 eine Sensation dar. Die erste Elf war nun keine Elf mehr, sondern bisweilen eine 1 bis 44. Auch beim HSV. Zumindest dann, wenn Goijko Kacar mitspielte, der in der Saison 2014/15 die bis dato höchste aller HSV-Rückennummern trug.
Aber die neue Regel hatte auch Vorteile, denn die Umstellung erleichterte es vielen Fußball-Fans, die Spieler im Stadion und vor allem vor den TV-Geräten noch besser und schneller zu erkennen. Und es eröffnete den Vereinen ganz nebenbei das neue und heute beliebteste Fan-Produkt, denn nun konnten sich die Anhänger das Trikot ihres Lieblingsspielers kaufen.
In den 28 Jahren seit dieser revolutionären Regeländerung haben sich einige Rothosen in fester Kombination mit ihren Rückennummern zu echten Lieblingen und Legenden entwickelt. Aber auch in den Jahren und Jahrzehnten zuvor gab es Spieler, die nahezu immer mit der identischen Nummer aufliefen und sich damit in die Herzen der Fans flankten, schossen, köpften und grätschten. Und HSVlive stellt einige von ihnen und ihre Geschichte vor.
Immer mittendrin, und zwar richtig – und das immer mit der 20 auf dem Rücken: der 224-fache HSVer Bernd Hollerbach, der in der Bundesliga 98 Gelbe Karten sah und auch deshalb bei den Fans absoluten Kultstatus erlangte.
Seine 23 besaß auch bei den Fans absoluten Kultstatus: Rafael van der Vaart, der 199-mal mit dieser Nummer auf dem Rücken und der Raute auf der Brust auflief, 66 Tore erzielte, 55 Treffer vorbereitete und selbst bei seinem Abschiedsspiel im Volkspark seine legendäre 23 trug.
Zu Beginn seiner Hamburger Zeit begeisterte Sergej Barbarez die HSV-Fans mit der 14 auf dem Rücken, in den meisten seiner 216 HSV-Einsätze – gespickt mit 76 Treffern und 47 Assists – aber war die Mensch gewordene Offensiv-Kreativität der 10er der Rothosen.
Schnell, wendig, trickreich, und der absolute Liebling der HSV-Fans, die ihren Mehdiiiiiii 263-mal mit der Raute auf der Brust spielen und die rechte Außenbahn rauf- und runterflitzen sehen konnten: Mehdi Mahdavikia, die Nummer 7 der Herzen.
Eine weitere 7 der Herzen trägt auch bis heute die Raute im Herzen: Marcell Jansen, der für seinen HSV 187 Spiele bestritt, dabei 24-mal den Skorpion-Torjubel zelebrieren durfte und bis heute als Präsident des Hamburger SV die Raute liebt und lebt.
Mehr Kopfplatzwunden als Bastian Reinhardt handelte sich in der Historie des HSV wohl kein Spieler ein, in der Liste der meisten Einsätze reicht es mit 180 Spielen für einen Platz in den Top50 – die allermeisten davon bestritt er mit der für Kampf und Einsatz stehenden 4 auf dem Rücken.
Piotr Trochowski, der in seiner Heimatstadt zum etablierten Bundesliga- und sogar Nationalspieler wurde, absolvierte bei 91 Torbeteiligungen 259 Partien für den HSV – und alle mit der 15 auf dem Trikot, das zu dieser Zeit zu den beliebtesten bei den Fans zählte.
Er kam, sah, siegte – und traf die HSV-Fans mitten ins Herz: Weltstar Ruud van Nistelrooy, der in 44 HSV-Partien 17-mal traf und dessen Trikot mit der Rückennummer 22 binnen weniger Tage zum meistverkauften Fanartikel avancierte.
136 Spiele, für den HSV, 61 Tore und fast ebenso viele aus dem Stadion geschossene Pfeile: Mladen Petric verzauberte die HSV-Fans vier Jahre lang mit seinen Toren, seinen Tricks und seiner Liebe für den HSV – und sorgte so für so viele 10er-Trikots auf den Tribünen wie nie.
Neun Jahre HSV, 344 Spiele, Mannschaftskapitän, Mensch und Mentalitätsmonster mit der 14 auf dem Rücken: David Jarolim machte die bis dahin eher unterrepräsentierte Rückennummer zur Kultnummer.
Wenn man an die größten 9er der HSV-Geschichte denkt, kommt man vielleicht nicht direkt auf seinen Namen, doch mit 80 Torbeteiligungen in 183 Spielen zählt Paolo Guerrero zu den großen Mittelstürmern der HSV-Historie.
Dieser Mann müsste eigentlich das Vorbild von all den heutigen Fußballer-Marken sein, denn er hat als einer der Ersten – wenn vielleicht auch etwas ungewollt – seine Rückennummer zu einer Marke werden lassen: HW4. Heiko Westermann hat der 4 in 173 Spielen und als Kapitän des HSV alle Ehre gemacht.
Der mit Uwe Seeler zusammen wohl größte deutsche Fußballer, die schillerndste Figur der deutschen Fußball-Geschichte, und der Libero schlechthin: Franz Beckenbauer, der natürlich auch in seinen zwei Jahren und 38 HSV-Spielen die damals für einen Libero typische Nummer 5 trug
Thomas von Heesen ist mit seinen 99 Toren nach Uwe Seeler der erfolgreichste HSV-Bundesliga-Torschütze – und das als Mittelfeldspieler, als der er die Großzahl seiner insgesamt 443 HSV-Spiele mit der 6 auf dem Rücken bestritt, ehe er später über die 8 zur 10 kam.
Tony Yeboah ist einfach eine Legende! Im Fußball ganz allgemein, aber auch speziell beim HSV, wo er sich diesen Status in 121 Partien mit 35 Toren erspielte – und mit der eher Mittelstürmer-untypischen 17 auf dem Rücken.
Niemand in der Geschichte des HSV hat mehr Bundesliga-Spiele bestritten – und nahezu alle davon mit der 2: Manfred Kaltz, der 581-mal in der Bundesliga und insgesamt 742-mal für den HSV auflief und mit 53 Toren bis heute den Bundesliga-Rekord für verwandelte Elfmeter hält.
Spieler, Sportdirektor, Vorstandsvorsitzender – Dietmar Beiersdorfer hat gefühlt sein halbes Leben beim HSV verbracht. Als Funktionär meist im Anzug, als Spieler in 211 Partien fast immer mit der 5 auf dem Trikot.
Uwe Seeler war der große 9er des HSV, der aber ohne seinen Linksaußen nicht so oft hätte glänzen können: Uwes kongenialer Partner und klassischer 11er Charly Dörfel, der 419-mal für seinen HSV auflief, selbst 140 Tore erzielte und unzählige für Uwe Seeler auflegte.
Wenn einer den Typus Mittelstürmer und damit den klassischen 9er verkörpert, dann Uwe Seeler, der sein Leben für seinen HSV gelebt hat, in 582 Partien 496 Tore erzielte und darüber hinaus als Sportler, Hamburger und Mensch generationenübergreifend das Vorbild schlechthin darstellte.
Wer hätte gewusst, welche Rückennummer Harald Spörl legendär gemacht hat? Wenige, oder? „Lumpi“ zählte nämlich nie zu den schillerndsten Persönlichkeiten, aber mit 377 Spielen sowie 71 Toren und 46 Vorlagen definitiv zu den großen HSVern. P.S.: Es war die 21.
Die langjährige und unvergleichlich erfolgreiche HSV-Karriere von Ditmar Jakobs nahm im September 1989 leider ein jähes Ende, als die Folgen des Falls in den Karabinerhaken ihn daran hinderten, seinen 405 Spielen mit der Raute auf der Brust und der 4 auf dem Rücken noch weitere hinzuzufügen.
Kevin Keegan spielte drei Jahre für den HSV – nur drei Jahre, möchte man sagen – und hinterließ in dieser Zeit riesige Fußspuren: Europas Fußballer des Jahres begeisterte die HSV-Fans mit 40 Toren in 113 Spielen – und mit der 7 auf seinem im „Fahrtwind“ flatternden Trikot.
Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch verkörperte die klassische 9: groß, wuchtig, torgefährlich. So wurde der Kapitän, der 1983 mit seiner Mannschaft den Europapokal der Landesmeister gewann und damit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte errang, mit 134 Toren in 212 HSV-Spielen zur Legende.
Felix Magath war beim HSV Trainer, Manager und vor alledem natürlich Spieler. Und ganz nebenbei war er auch noch der Schütze des entscheidenden Tores zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte – dem 1:0 gegen Juventus Turin. Mit seiner legendären 10 auf dem Rücken, die ihn dauerhaft während seiner 388 Spiele langen HSV-Karriere begleitete.