Im HSVlive-Interview spricht Keeper Daniel Heuer Fernandes über die Besonder­heiten von Tor­wart­trikots, sein persönliches Faible für Kurz­arm­jerseys und die anziehende Wirkung der Rückennummer 1. 

Daniel Heuer Fernandes bestreitet aktuell seine fünfte Saison für den Hamburger SV. In den vergangenen vier Spiel­zeiten erlebte der 30-jährige Schluss­mann viele Höhen, aber auch einige Tiefen, aus denen er stets gestärkt hervor­gegangen ist. So verlor der gebürtige Bochumer zwischen­zeitlich seinen Stamm­platz zwischen den Pfosten, eroberte jenen aber auf beein­druckende Art und Weise zurück und zählte in den vergang­enen beiden Spiel­runden zu den besten Schluss­männern der 2. Liga. Dabei heimste „Ferro“ zuletzt zweimal Folge die Aus­zeichnung für den von den HSV-Fans gewählten „Man of the Season“ ein. „Ich blicke mit Stolz auf meine bisherige Zeit beim HSV zurück. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und dadurch eine Ent­wicklung genommen“, erklärt der Deutsch-Portugiese. „Es war zum Beispiel für mich neu, für einen so großen Verein mit einer ent­sprechenden Erwartungs­haltung zu spielen. Daran bin ich ge­wachsen, habe mich stetig verbessert und will noch mehr. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich selten zufrieden bin und immer besser werden möchte.“ Seit 2018 ständiger Begleiter auf diesem Weg des Besser-Werdens ist sein Kurz­arm­trikot mit der Rücken­nummer 1, in dem er die Entwicklung zum Leistungs­träger und Führungs­spieler voll­zogen hat. Welche Bedeutung dieses Trikot hat und worin generell die Besonder­heiten eines Torwart­trikots liegen, das verrät Daniel Heuer Fernandes im Gespräch mit dem HSVlive-Magazin.

„Ferro“, Stich­wort Tor­wart­trikot: Worauf kommt es an?

Wenn ich ein neues Torwarttrikot bekomme, dann ist die Passf­orm zunächst am wichtigsten. Ich bin ein Torhüter, der gern Kurzarmtrikots trägt und diesbezüglich sind die Maße genau vorgegeben. Ich habe deshalb mit Miro (Zeugwart Miroslav Zadach, Anm. d. Red.) jedes Mal die Dis­kussion, wie kurz die Ärmel in dieser Saison sein dürfen. Denn mein Trikot geht noch in die Schneiderei. Ich mag es immer lieber kürzer als länger und die Ärmel dürfen nicht rumschlabbern. Ein Tor­wart­trikot ist also per se besonders, muss aber vor allem richtig passen.    

Dein erstes Trikot überhaupt war als Kind ein Torwarttrikot des FC Bayern München. Wie sah das aus und welche Geschichte steckt dahinter?

Das war ein Langarmtrikot ohne einen Flock hinten drauf. Zu diesem Zeit­punkt war ich tatsächlich auch noch gar kein Torwart, aber vielleicht war es irgendwo schon in meinem Kopf drin, dass es mal so eine Ent­wicklung geben könnte. Ich wollte auf jeden Fall immer ein Tor­wart­trikot haben und letztlich ist es ein Bayern-Trikot geworden. Der FC Bayern war damals wie heute sehr erfolgreich und hat mich deshalb angefixt.

Hattest du als Kind denn generell ein Faible für Trikots oder Tor­wart­trikots?

Nein, da muss ich passen, weil ich auch nie den einen Spieler hatte, den ich als Lieblingsspieler ausgemacht habe. Früher hat man seine Trikots noch auf dem Basar gekauft und dort lagen eigentlich immer die gleichen: Messi, Ronaldo, Ronaldinho – das waren die Trikots, die man hatte, weil es sie auch in Masse gab. 

Torwarttrikots waren früher mitunter sehr bunt und schrill. Auch heute noch gibt es mutige Farbausflüge. Wie stehst du diesen Designs gegenüber?

Ich mag gern grelle Farben. In der Jugend hat mir mal ein Trainer gesagt, dass grelle Farben einem Tor­hüter helfen, da sie für den Stürmer einen besonderen Fix­punkt dar­stellen und zudem durch das Reflek­tieren stören. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich auch ein ganz weißes Outfit sehr schön finde – ein Dress wie bei den König­lichen trifft deshalb auch meinen Geschmack.   

Nun ist ein Trikotlaunch für Spieler und Fans immer ein ganz besonderes High­light. Wie sieht dieser bei einem Torwart aus? Hast du bezüglich des Designs eigentlich ein Mitspracherecht? 

(schmunzelt) Nein, ich habe aber die letzten Male auch schon ange­sprochen, dass ich gern ein individuelles Tor­wart­trikot haben möchte, das ebenso wie die Spieler­trikots Besonder­heiten in Bezug auf Hamburg und den HSV aufweist. Vielleicht ist das aber auch zu viel verlangt, weil es sich am Ende doch „nur“ um das Torwart­trikot handelt. Und dieses ist vom Design neutral vorge­geben, wenngleich ich tat­sächlich ein Mit­spracherecht bei den Farben habe. Ich werde schon gefragt, welche Farben ich in der neuen Saison haben möchte.

Diesbezüglich bist du nach Blau und Orange in der Vorsaison und auch in dieser Spielzeit bei Gelb angelangt. Gibt es hierfür einen Grund?

Nein, nicht wirklich. In der ver­gangenen Saison hat es mit Gelb einfach gut funktioniert, sodass ich mich früh ent­schieden habe, mit dieser Farbe weiter­zumachen. Ich bin generell kein Freund von zu viel Aberglaube, aber in diesem Fall hatte ich einfach ein gutes Gefühl.

Du hast eingangs erwähnt, dass du gern in Kurz­arm­trikots spielst. Wann hat das ange­fangen?

In der Jugend hast du bei den Trikots natürlich noch kein Mit­spracherecht und musst das anziehen, was da ist. Damals bin ich auch noch mit diesen an den Ell­bogen dick gepolsterten Langa­rm­trikots rum­gelaufen und hatte auch noch diese langen Hosen an. Und zwar zwei, weil eine Hose schon immer Löcher hatte, schließ­lich haben wir damals ja auch viel auf Kunstrasen- oder Asche­plätzen trainiert. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Im Profigeschäft bin ich auf Kurz­arm­trikots gewechselt, weil ich mich darin einfach freier fühle. Ich werde auch oft gefragt, ob das im Winter nicht kalt ist. Aber im Spiel hast du so viel Adrenalin, trägst Handschuhe und ja auch einen Ärmel, sodass der Arm nur an einer kleinen Stelle frei­liegt – da kommt also gefühlt gar keine Kälte ran. Kurz­arm ist für mich das perfekte Outfit.

Zu einem Tor­wart­trikot aus dem Lehr­buch gehört auch immer die Nummer 1, oder?

Klar, das hat sich für mich im Laufe der Jahre auch so verfestigt. Die Eins ist eine besondere Nummer für jeden Torwart und gehört auf ein richtiges Torwart­trikot. Jeder Tor­wart hat diese Zahl im Kopf und möchte sie unbe­dingt tragen.

Wie war der Moment, als du das erste „Fernandes“-Trikot mit der Nummer 1 im Spind hängen hattest?

Als ich damals zum VfL Osnabrück gewechselt bin, war die Nummer 1 noch ver­geben und ich bin mit der Nummer 24 gestartet. Diese hatte aber keine besondere Bedeutung für mich und war schlichtweg frei. Ich habe mich auch mit dieser Zahl auf dem Platz wohlgefühlt, was auch dafür spricht, dass man die Rücken­nummern nicht überbewerten sollte. In meinem zweiten Jahr habe ich dann erst­mals die Nummer 1 bekommen. Der Name und die Eins – das ist natürlich das Er­scheinungs­bild, das du als Keeper haben willst.

Ein lieb gewonnenes Ritual ist unter Spielern der Trikot­tausch. Gibt es den unter Torhütern auch und welches Torwart­trikot hast du dir schon gesichert?

Ja, das gibt es tatsächlich. Ich habe auch einige Torwart­trikots von meinen Zweit­liga-Kollegen zuhause. Diese tauscht man aber vor allem, weil man sich schätzt und nach dem Spiel unter­hält. Hinzu kommt sicher­lich auch, dass das HSV-Trikot generell begehrt ist, weil dieser Verein viel aus­macht und überall seine Wurzeln schlägt. Auch bei den Gegen­spielern gibt es im Familien- und Bekannten­kreis oft viele Menschen, die HSV-Fans sind.        

Es ist zwar etwas unge­wöhnlicher, aber einige Fans sichern sich auch ein Tor­wart­trikot von dir. Du bist nun schon lange im Profi­geschäft dabei, aber inwie­fern löst das noch immer etwas in dir aus, wenn andere Menschen ein Trikot mit deinem Namen tragen?    

Das ist noch immer etwas sehr Besonderes. Es freut mich, dass die Leute mein Trikot kaufen und am liebsten würde ich mich bei jedem einzelnen von ihnen dafür bedanken. Es ist eine Wert­schätzung, etwas Schönes und ich sehe es immer gern, wenn im Stadion auch das gelbe Trikot vertreten ist.