Im Interview der etwas anderen Art löchern Mitglieder des HSV Kids-Club Mittelfeldspieler SONNY KITTEL mit Fragen. Der 28-Jährige gibt dabei spannende Einblicke in sein Leben als Profifußballer und spricht unter anderem über seine Anfänge im Fußball, die große Motivation hinter seiner Passion sowie eine Zukunft als Trainer.

Trickreich, tempo­reich, torge­fährlich – Mittel­feld­spieler Sonny Kittel zählt seit Jahren zu den besten Offensiv­spielern der 2. Bundesliga. Allein in den vergangenen vier Zweit­liga-Spiel­zeiten verbuchte der 28-Jährige satte 40 Tore und 36 Tor­vorlagen. Rund die Hälfte seiner Scorer­punkte (20 Treffer, 15 Assists) gingen dabei auch auf das Konto des HSV, für den Kittel seit Sommer 2019 seinen kreativen Künsten freien Lauf lässt und sich in Winde­seile in die Herzen der Fans gespielt hat. Vor allem bei den lütten HSV-Fans kommt Kittel extrem gut an. So ist der beid­füßige Links­außen bei den Kids-Club Mit­gliedern der am meisten nach­gefragte Lieblings­spieler. Und genau deshalb hat die HSVlive-Redaktion die jungen Anhänger dazu aufge­rufen, für diese besondere Ausgabe des HSVlive-Magazins Fragen an die Nummer 10 der Rothosen einzu­reichen. Zahl­reiche Kids sind diesem Aufruf gefolgt. Sehr zur Freude des Mittel­feld­spielers, der bei der Beant­wortung der Fragen sichtlich Spaß hatte und spannende Einblicke in sein Dasein als Fußball­profi gewährte.   

„Wie bist du als Kind zum Fuß­ball gekommen?“
von Jarik

Ganz genau kann ich das nicht erinnern, aber irgendwann bin ich wahr­scheinlich draußen mit den anderen Kindern spielen gewesen und dabei haben wir auch ange­fangen, Fußball zu spielen. Ich habe damals in einem Hochhaus­gebiet gewohnt. Dort lebte man dicht an dicht, so dass ganz viele Kinder aus den verschiedensten Alters­klassen draußen waren. So fing alles an und der Fuß­ball hat mich nie mehr losge­lassen. 

„Wer war dein Lieblingsfußballer, als du selbst noch ein Kind warst?“
von Elias und Tom 

Da gibt es gleich mehrere Vor­bilder. Zinedine Zidane war sicher­lich der Spieler, dem ich als erstes so richtig nachge­eifert habe. Ich weiß noch, wie mir damals seine Tore, seine Vorlagen und einfach seine ganze Art imponiert haben. Bei der WM 1998 in Frank­reich habe ich ihn das erste Mal so richtig wahrge­nommen und später war es dann auch cool, dass er bei den besten Mann­schaften gespielt hat. Später folgte Ronaldinho, als er seine beste Phase hatte, und im Teenager­alter war ich großer Fan von Cristiano Ronaldo. Auch Iniesta war mit seiner besonderen Spiel­weise ein Fußballer, der mir sehr gefallen hat und bei dem ich mir viel abge­schaut habe. 

„Welcher Verein war dein erster und wo hast du schon überall gespielt?“
von Luuk

Mein erster Verein war der VfB Gießen, der heute FC Gießen heißt. Angeblich soll ich bei meinem ersten Spiel unmittel­bar nach meiner Ein­wechslung auf das eigene Tor zugelaufen sein und wollte dort hinein­schießen. (lacht) Zum Glück wurde ich davon noch abge­halten. Ich selbst kann mich daran nicht mehr erinnern, aber bei meiner Familie ist diese Szene im Kopf geblieben. Beim VfB Gießen war ich allerdings nur zwei Jahre, ehe ich zu Eintracht Frankfurt gewechselt bin und dort die komplette Jugend durch­laufen habe. Anschließend folgte noch eine Station beim FC Ingol­stadt, ehe ich zum HSV gekommen bin.  

„Wie bist du Fußballprofi geworden?“
von Joel und Johanna 

Ich habe wie gesagt die Jugend bei Eintracht Frankfurt durchlaufen und war – so glaube ich – relativ früh überdurchschnittlich talentiert. Ich habe jedes Jahr einen Jahrgang übersprungen und habe bei den älteren Teams mitgespielt. In der U17 hatten wir ein besonderes Jahr, in dem wir auch Deutscher Meister geworden sind. Das war mein Sprungbrett zu den Profis. Ich wurde direkt hochgezogen und habe relativ schnell meinen Platz dort gefunden. So war der Weg.   

„Ich habe den Traum, Fußballprofi zu werden. Welchen Tipp kannst du mir geben?“
von Tim

Es geht darum, so oft wie möglich Fußball zu spielen. Einfach täglich stundenlang trainieren, immer auf der Straße und auf dem Platz aktiv sein. Es gibt nichts, das dieses Training und diese Wiederholungen ersetzen kann. Dabei sollte man immer viel Spaß haben, Dinge ausprobieren und dranbleiben. Denn irgendwann muss man auch andere Dinge im Leben hintenanstellen und sich voll auf den Fußball konzentrieren. Zudem sollte man auch so oft wie möglich Fußball gucken, denn dort schaut man sich am meisten ab.  

„Ich habe vor kurzem an einem Camp der HSV-Fußballschule teilgenommen. Gab es so etwas damals auch, als du mit dem Fußball angefangen hast?“
von Fiete

Bei der Eintracht gab es den sogenannten „Adlertag“, der auch heute immer noch stattfindet. Dort können sich einmal im Jahr Talente anmelden und für die Jugendmannschaften vorspielen. Ich bin damals zwar über ein Probetraining im Nachwuchs von Eintracht Frankfurt gelandet, habe aber zusätzlich auch am „Adlertag“ teilgenommen. 

„Ist es Talent, dass du so gut schießen kannst, oder ist es ganz viel Übung und harte Arbeit?“
von Fabi

Sicherlich ist eine Portion Talent dabei, aber ich würde auch sagen, dass ich extrem viel und lange an meinem Schuss gearbeitet habe. Seit klein auf habe ich geübt. Im Jugendbereich wurde es dann noch intensiver, weil ich gemerkt habe, dass der Schuss eine große Stärke von mir werden kann. Es benötigt also ganz viele Stunden harte Arbeit, bis man seine Schusstechnik gefunden hat. Und diese Arbeit hört nie auf. Man kann seinen Schuss bis zum Ende seiner Karriere weiterentwickeln, so dass ich auch heute noch daran arbeite.

Fußballer durch und durch: Auch vor fast komplett leeren Rängen, wie hier beim vergangene Saison Corona-bedingt ohne Zuschauer ausgetragenen Heimspiel gegen Eintracht Braun­schweig (4:2), agierte Kittel mit viel Spiel­freude und großer Motivation.    

„Was liebst du am HSV?“
von Mattis

Das Gesamtpaket aus Verein, Historie, Stadion und Fans. Diese Attribute sind schon ausreichend, um sehr besonders zu sein. Es ist die Faszination und die Größe des HSV. Solch eine Konstellation gibt es deutschlandweit nicht oft. Es ist etwas sehr Besonderes. 

„Als ich beim Spiel gegen Stuttgart am 26. Oktober 2019 mit dir auflaufen durfte, ist mir aufgefallen, dass du beim Betreten des Spielfeldes einen kleinen Hüpfer gemacht hast – was hat es damit auf sich? Ist das dein Glücksritual?“
von Johanna

(Schmunzelt) Zuallererst eine gute Beobachtung, die mich überrascht. Es ist irgendwie schon zu meinem Glücksritual geworden. Nach meinen ganzen Leidensgeschichten mit den vielen Verletzungen habe ich mir das irgendwann angewöhnt und seitdem ich es mache, ist zum Glück nichts Schlimmes mehr passiert. Als Fußballer hat man gewisse Rituale und Abläufe und dieses ist meines. Ich mache diesen Hüpfer, bei dem ich mit einem Bein ins Feld reinspringe, auch vor den Trainingseinheiten.    

„Findest du es cool, dass wieder Fans im Stadion sein dürfen?“
von Emma 

Auf jeden Fall! Vor so vielen Fans in einem vollen Stadion spielen zu können, ist einer der Gründe, warum ich Profifußballer werden wollte. Auch wenn ich schon viele Spiele gemacht habe, ist es immer wieder etwas Besonderes. Das macht den
Fußball aus.     

„Könntest du dir vorstellen, auch mal ein Spiel in der HSV-Fankurve anzuschauen?“
von Niki

Definitiv, als Teenager habe ich das in Frankfurt regelmäßig gemacht. Ich kann diese Faszination bei den Fans nachvollziehen und liebe die Atmosphäre und Stimmung in der Kurve. In einer Fankurve zu stehen, mitzusingen und mitzuhüpfen ist immer ein Erlebnis! Vor allem vor dem Hintergrund, wenn man mit dem Club aufgewachsen ist.   

„Wenn du Fan wärest: Wer wäre dein Lieblingsspieler in der Mannschaft?“
von Linda

(lacht) Eine richtig gute Frage, die mir noch nie gestellt worden ist. Es ist schwer, einen auszusuchen, aber die Art und Weise, wie „Leibe“ (Tim Leibold, Anm. d. Red.) spielt, ist schon sehr ansehnlich. Da ist zwar noch Luft nach oben, aber er lässt es aufblitzen (lacht). Wenn er seine Leistung über einen konstanten Zeitraum abruft, dann kann man richtig Spaß an ihm haben.    

„Ist das Volksparkstadion für dich das schönste Stadion?“
von Simon

Es zählt auf jeden Fall zu den besonderen Stadien. Es gibt echt viele geile Stadien in Deutschland. Von denen, in denen ich selbst gespielt habe, würde ich aufgrund des Heimatbezuges noch das Stadion in Frankfurt nennen. Zudem den Signal Iduna Park und die Allianz Arena. In München ist die Stimmung vielleicht nicht so einnehmend, aber dafür ist das Stadion sehr modern und der Platz perfekt gepflegt. Als Kind war ich zudem im Rahmen eines Ausrüster-Turniers auch mal im Old Trafford in Manchester. Auch das war sehr, sehr beeindruckend.       

„Wie schaffst du es dich zu motivieren und alles zu geben in einem Spiel, wenn wie in der zurückliegenden Zeit keine Fans ins Stadion dürfen?“
von Lukas

Das ist mir nicht schwergefallen: Ich will keine Spiele verlieren, immer das Beste und Maximum herausholen. Diese Haltung steckt einfach in mir drin. Zudem denke ich an meine Familie und vor allem meinen jüngeren Bruder. Er hat es bisher nicht geschafft, Fußballprofi zu werden und er würde für so ein Spiel einfach alles tun. Ich versetzte mich also in das eine oder andere Bild. Ich stehe auch für sie mit auf dem Platz und nicht zuletzt für meine Mitspieler, mit denen ich die ganze Woche für dieses Spiel gearbeitet habe.  

„Wie hast du dich im Lockdown motiviert zu trainieren, so ganz ohne deine Mannschaftskameraden?“
von Lea

Auch das war kein Problem, weil ich versucht habe, die Zeit bestmöglich zu nutzen, um körperlich nochmal auf einen anderen Stand zu kommen. Ich lebe für diese Berufung. Fußball ist meine Passion. Ich will jeden Tag besser werden und ein Tag, an dem man es schleifen lässt, ist ein verlorener Tag. 

„Mit wem aus der Mannschaft verstehst du dich am besten?“
von Josi

Ich bin ein Mensch, der sich eigentlich mit allen ganz gut versteht. Natürlich hat man aber Mitspieler, die man schon länger kennt oder mit denen man häufiger spricht und auch mal privat etwas unternimmt. Hier würde ich Tim Leibold, David Kinsombi, Jan Gyamerah und Bakery Jatta nennen.  

„Ich trage auch die Nummer 10. Was bedeutet sie dir?“
von Philippe

Die Nummer 10 ist meine Nummer geworden. Ich habe sie bereits in der F-Jugend getragen und auch später in fast jeder Jugend­mann­schaft von Eintracht Frankfurt. Als ich dort mit 17 Jahren zu den Profis gekommen bin, war es etwas schwer, direkt die 10 zu kriegen. Diese müsste damals Halil Altin­top gehabt haben. Auch später in Ingolstadt war die Nummer von Pascal Groß zunächst besetzt. Als er dann gewechselt ist und ich mich etwas in den Fokus gespielt hatte, habe ich mir die Nummer geschnappt. Seither trage ich die 10 und sie bedeutet mir schon etwas.       

„Zockst du gerne? Wenn ja, auf welcher Konsole und welche Spiele?“
von Felix

Um ehrlich zu sein, spiele ich sehr gern. Und zwar auf der Play­station und dann FIFA – etwas anderes habe ich nicht gespielt. Doch seitdem meine Tochter da ist, schaffe ich das zeitlich gar nicht mehr. Ich bin dann abends einfach viel zu müde. Ich lese dann lieber etwas oder gehe schlafen. Ich zocke heute also nur noch gelegent­lich, auch wenn ich es davor jahre­lang und sehr gern getan habe.  

„Bist du vor einem Spiel immer noch so richtig doll aufge­regt?“
von Frida

Ich stehe schon unter Spannung und bin teil­weise auch nervös. Es wäre gelogen, wenn mich das gar nicht mehr jucken würde. Ich würde nicht sagen, dass ich ein Bauch­kribbeln habe, aber es arbeitet schon in einem. Dieses Gefühl ist aber auch positiv und besonders. Wenn ich das nicht mehr hätte, dann würde etwas fehlen. Genau das macht das Profi­sein auch aus. 

„Wann spielst du besser und was gefällt dir besser? Wenn du ganz konzen­triert bist und kämpfst oder wenn du einfach Spaß hast und ganz viel lachst?“
von Miro

Ich denke, das ist ein Mix aus beiden Faktoren. Wenn ich alles locker nehmen und nur lachen würde, dann würde das in einem Gebiet und Raum – nämlich vorn im Angriff – Sinn machen. Aber hinten in der Defensive gegen den Ball kann man nicht lachen. Dort musst du aggressiv und unter Spannung sein. Es ist also ein Mix: eine gewisse Locker­heit und zugleich Anspannung und Fokussierung.   

„Was wünschst du dir für diese Saison?“
von Jonas

Ich wünsche mir, dass wir uns als Mann­schaft finden und weiter­entwickeln. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen und dann werden wir am Ende sehen, wofür es reicht. Für mich persönlich geht es zudem darum, gesund zu bleiben. Das ist bei meiner Vor­geschichte das Wichtigste. Darüber hinaus möchte ich mich von Woche zu Woche steigern, besser werden und der Mann­schaft helfen. 

„Möchtest du später mal Trainer werden?“
von Piet

Auf jeden Fall, besonders im Jugend­bereich. Es ist meine Vision, irgend­wann mal Kindern zu helfen und ihnen mit auf den Weg zu geben, was ich gelernt habe und auch besser hätte machen sollen. Auch die Erfahrungen, dass ich viele, viele Spieler von meinem jüngeren Bruder gesehen habe und ihn in der Jugend beim FC Ingol­stadt und TSV 1860 München begleitet habe, können mir dabei helfen. Ich habe schon viel gesehen und viel erlebt und daher kann ich mir sehr, sehr gut vorstellen, irgend­wann mal Jugend­trainer oder Scout zu sein. Ehrlich gesagt, beschäftigte ich mich auch schon viel damit und versuche so viel wie möglich mit­zunehmen.