»IN DER JUGEND WAR ICH FÜRS TORESCHIESSEN ZUSTÄNDIG«

In der Rubrik „Meine Wurzeln“ spricht in jeder Ausgabe ein HSVer über seine Anfänge als Fußballer. Dieses Mal: Kapitän TIM LEIBOLD.

Zum ersten Mal bewusst gegen den Fußball getreten habe ich ungefähr im Alter von fünf Jahren. Das war bei der Oma in der Waschküche. Entweder hat sie uns einen Ball hingeworfen oder wir hatten einen dabei, wenn wir zu Besuch waren. Kurz danach haben unsere Eltern meinen Bruder Steffen und mich dann beim SV Friolzheim angemeldet. Sie haben gemerkt, dass wir total Spaß daran haben, gegen die Kugel zu treten. Friolzheim ist ein kleines Dörfchen mit nur ca. 4.000 Einwohnern, so dass die Wege zum Sportplatz dementsprechend kurz waren. Nebenbei haben mein Bruder und ich auch noch Tennis im Verein gespielt, Fußball hat uns aber immer die größte Freude bereitet. Bei Steffen und mir hat man dann schon gesehen, dass wir nicht zu blöd sind, um gegen die Kugel zu hauen und zu den besseren Kindern in der Mannschaft gehören.

Daher wurde uns geraten, dass wir doch vielleicht zu einem etwas ambitionierteren Verein wechseln sollten, so dass ich mit sieben Jahren dann beim VfB Stuttgart gelandet bin. Dort habe ich sechs Jahre verbracht, ehe ich beim VfB aussortiert wurde und es für mich über den TSF Ditzingen 2009 zum SGV Freiberg ging. In der A-Jugend wurde ich dann auch erstmalig als linker Verteidiger eingesetzt. Kaum zu glauben, aber in meiner gesamten Jugendzeit habe ich ansonsten immer im Sturm gespielt und war fürs Toreschießen zuständig. Deswegen war der Brasilianer Ronaldo damals auch ein Vorbild für mich, von dem ich mir einiges abgeschaut habe. Manfred Jung, mein damaliger Trainer in Freiberg, hat mich dann aber erst ins defensive Mittelfeld und danach in die linke Außenverteidigung geschickt, weil er der Meinung war, dass wir vorne ohnehin gut genug besetzt waren.

Wenn ich heute zurückblicke, muss ich ehrlich sagen, dass der Trainer damals nicht so ganz Unrecht hatte, weil die anderen Jungs im Sturm schon einen deutlich besseren Zug zum Tor hatten. Allerdings habe ich mich auch schnell an die neue Position gewöhnt und gemerkt, dass ich meine Qualitäten auf der defensiven Außenbahn gut einbringen kann. Ich war schon immer sehr flink und hatte einen explosiven Antritt, das habe ich meinen guten Genen zu verdanken. Heute kann ich sagen, dass die Versetzung nach hinten nicht die schlechteste Entscheidung für mich war.

Dennoch stand ich zu dem Zeitpunkt vor der Frage, wo es für mich privat und beruflich hingehen soll. Mit dem Abschluss meines Fachabiturs ist auch mein Vertrag in Freiberg ausgelaufen, so dass ich bereits überlegt habe, welche Ausbildung oder welches Studium ich beginnen soll. Zum Glück kamen dann die Amateure vom VfB Stuttgart noch einmal auf mich zu und haben mir nach einem Probetraining einen Zwei-Jahres-Vertrag angeboten. Mir war relativ schnell klar, dass ich diese Chance nutzen wollte, zumal ich nach den zwei Jahren auch immer noch ein Studium hätte anfangen können. Heute kann ich sagen, dass dies die richtige Entscheidung war und ich mir dadurch den Traum vom Profifußball doch noch erfüllen konnte.