In den 60er-Jahren, als die Bundesliga laufen lernte, drückte ihr ein Spieler ganz besonders seinen Stempel auf: Uwe Seeler, das Hamburger Urgestein, der Mensch gewordene HSV und zudem der erste Bundesliga-Torschützenkönig der Geschichte, der ganz Fußball-Deutschland begeisterte, insbesondere aber natürlich die Fans des Hamburger SV. Die waren unglaublich stolz auf den berühmtesten Sohn ihrer Stadt und pilgerten in Scharen in die neue Heimspielstätte Volksparkstadion, die den ehrwürdigen Rothenbaum als HSV-Heimat abgelöst hatte, um ihren absoluten Superstar „Uns Uwe“ und seine Männer live spielen zu sehen.
In den 70er-Jahren erlebte Hamburg dann seinen ersten echten internationalen Top-Star. Generalmanager Dr. Peter Krohn und seinen HSV-Mitstreitern gelang das Kunststück, Kevin Keegan vom FC Liverpool zu verpflichten. Mit den Reds war der Engländer bereits Meister, UEFA-Cup-Sieger sowie Europapokalsieger der Landesmeister geworden, ehe er zum HSV wechselte und die Bundesliga und ihre Fans verrückt machte. Auch mit den Rothosen feierte „Mighty Mouse“ die Meisterschaft, und on top wurde Keegan in seinen drei Jahren beim HSV zweimal mit dem Ballon d’Or als „Europas Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet. Ein echter Weltstar!
In den 80er-Jahren erlebte der HSV seine Hochzeit, feierte seine allergrößten Erfolge – und ein Mann erlebte sie alle mit: Manfred Kaltz, der die Bananenflanke erfand oder zumindest salonfähig machte, da streiten sich die Fußball-Gelehrten noch, wurde in dieser Zeit der erfolgreichste Spieler in der Geschichte des HSV, denn er gewann so viele Titel wie kein anderer vor oder nach ihm: dreimal die Deutsche Meisterschaft, zweimal den DFB-Pokal sowie je einmal den Europapokal der Pokalsieger und der Landesmeister – Manni Kaltz war damit an allen HSV-Titeln nach Gründung der Fußball-Bundesliga beteiligt. Und er bestritt auch so viele Spiele wie kein anderer, nicht umsonst ist Kaltz bis heute mit 581 Spielen nach Karl-Heinz-Körbel (602) Rekordspieler der Bundesliga. Legendär!
In den 90er-Jahren wurde ein Mann zum Synonym für den HSV, der das exakte Gegenteil von Manfred Kaltz war: Thomas Doll. Denn „Dolly“ spielte lediglich eine Saison für die Rothosen, wurde in diesem einen Jahr aber Gesicht, Liebling und Retter des HSV in Personalunion. Denn für seine im Dribbling (hier gegen Stefan Effenberg) aufgepusteten Wangen kamen die Fans ins Stadion, wurden bei seinen Tricks und Toren von den Sitzen gerissen und weinten bittere Krokodilstränen, als Doll nach nur einer Saison zu Lazio Rom wechselte – dank seiner Ablösesumme bewahrte er hiermit jedoch den finanziell unrund laufenden Verein vor Schlimmerem. Dass er später noch einmal als Spieler zurückkehrte und den HSV 2006 als Trainer in die Champions League führte, vollendete die besondere Beziehung zwischen dem HSV und Thomas Doll.
In den 2000er-Jahren erlebte der HSV neben schwierigen Zeiten auch einige Höhepunkte – unter anderem in den Jahren unter dem Trainer Thomas Doll. Dessen Fixpunkt in dieser Zeit war Sergej Barbarez, als Spieler und auch als Typ. Denn Barbarez marschierte voran, zog die Mannschaft mit und berührte die Fans. Die einen so, die anderen so, aber egal war dieser Ausnahmespieler niemandem. Und seine sportlichen Erfolge überzeugten schlussendlich alle, Fans wie auch Kritiker. Nicht umsonst war Barbarez bis heute der letzte Bundesliga-Torschützenkönig des HSV, der in der Saison 2000/2001 22 Treffer erzielte – hier Nummer 22 in der 90. Minute des 34. Spieltags gegen den FC Bayern (mit Stig Töfting, rechts, und Marinus Bester) in einem der denkwürdigsten Bundesliga-Finals der Geschichte des deutschen Fußballs.
In den 2010er-Jahren fand Sergej Barbarez dann einen würdigen Nachfolger, der gleichzeitig auch die Superstar-Serie von Uwe Seeler und Kevin Keegan fortsetzte: Ruud van Nistelrooy. Der niederländische Weltstar wechselte von Real Madrid zum HSV und sorgte für ein absolutes Novum: Nie zuvor und auch nicht mehr nach ihm musste im Volksparkstadion der Pressekonferenzraum um den angrenzenden Raum erweitert werden, so riesengroß war der mediale Ansturm bei der Präsentation des ehemaligen Torschützenkönigs der englischen Premier League, der spanischen Primera Division sowie der niederländischen Eredivisie. Und „Van the Man“ lieferte auch direkt, erzielte gleich einen Doppelpack in Stuttgart und machte somit das Trikot mit der Nummer 22 zum absoluten Verkaufsschlager.
In den 2020er-Jahren reifte ein Spieler zum Rekord-Zweitligaspieler der Rothosen, der aufgrund seiner besonderen Geschichte, seiner Identifikation und seiner Hingabe für diesen Verein von den Fans ganz besonders geliebt wird, denn so laut wie bei seinen Toren wird es im Volkspark sonst nie und so laut wie sein Name wird bei der Verlesung der Mannschaftsaufstellung kein anderer gerufen: Bakery Jatta, Titelheld dieser Ausgabe und schon bald Mitglied im Club der 200er. Um was es sich dabei genau handelt, wie „Baka“ seine Geschichte rückblickend betrachtet und zu welch großen HSV-Legenden Jatta demnächst aufschließt, all das wird auf den kommenden Seiten beleuchtet – bei „Baka“ und den echten HSVern.