Letztlich steckt Ihr auch in einer ähnlichen Situation: Der HSV ist für euch beide die erste Profistation im Ausland. Was ist hierbei die größte Herausforderung?
Kaufmann: In meinen Augen sind es die Sprache und die Kultur. In Dänemark habe ich bereits weit weg von meiner Heimatstadt Hjørring im rund 470 Kilometer entfernten Kopenhagen gelebt. Das ist letztlich etwa die gleiche Distanz wie zwischen Hjørring und Hamburg und dennoch sind die kulturellen Unterschiede dieses Mal viel größer. Denn in Deutschland gibt es eben einige Dinge nicht, die für mich in Dänemark wie selbstverständlich zum Leben dazugehörten.
Was vermisst du dabei konkret?
Kaufmann: Neben den offensichtlichen Dingen, wie etwa die Freunde und die Familie in der Nähe zu haben, sind es auch banale Sachen: Das Brot schmeckt in Deutschland zum Beispiel furchtbar. (beide lachen) Zudem haben wir in Dänemark eine 0,5 Prozent fetthaltige Milch. Die ist perfekt, aber hier in Deutschland kann ich nirgends eine solche Milch finden – hier hat die fettreduzierte Milch mindestens einen Anteil von 1,5 Prozent. Das ist in Dänemark das absolute Maximum.
Wie war es bei dir, Anssi, als du 2017 nach Hamburg gekommen bist? Mit welchen Problemen hattest du zu kämpfen?
Suhonen: Bei mir war es so, dass ich das erste Mal überhaupt von zuhause weg war. Meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin, und meine Freunde waren plötzlich nicht mehr da. Das war gerade am Anfang sehr schwer für mich. Denn in einem fremden Land ist zunächst alles anders. Ich habe in dieser Zeit versucht, mich komplett auf den Fußball zu fokussieren. Und ich war froh, dass ich damals im HSV-Campus mit Tobias Fagerström einen weiteren Finnen im Team hatte. Im Training wusste ich manchmal nicht, was wir jetzt machen und Tobi hat mir dann mit der finnischen Übersetzung geholfen. Vielleicht kann ich deshalb auch Mikkels Situation gut nachvollziehen und versuche ihn sprachlich immer zu unterstützen. Und im Hinblick auf das Essen kann ich ihm auch nur zustimmen. Auch ich vermisse das finnische Essen, vor allem das Brot, das so viel anders schmeckt als in Deutschland.
Du hast angesprochen, dass du dich in dieser Zeit vollkommen auf den Fußball fokussiert hast. War das schon immer so? Schließlich ist Finnland eher als Eishockeynation bekannt.
Suhonen: Das stimmt, aber für mich stand der Fußball immer an erster Stelle. Ich habe mit fünf Jahren im Verein angefangen und für mich gab es immer nur Fußball. Ich habe zwar auch parallel in der Freizeit mit Freunden Eishockey gespielt und war auf dem Eis auch durchaus talentiert, aber organisiert in einem Club habe ich den Sport nie betrieben.
Wie war es bei dir, Mikkel? Gab es auch immer nur Fußball?
Kaufmann: Ja, das war bei mir ähnlich. Ich habe als Zwölfjähriger zwar mal für eine Saison Handball gespielt, aber das lag vielmehr daran, dass viele meiner Freunde gespielt haben und ich mit dabei sein wollte. Ansonsten stand für mich auch immer der Fußball im Vordergrund, relativ schnell auch mit dem Ziel, Profifußballer zu werden.
Wer waren damals eure fußballerischen Vorbilder?
Suhonen: Ganz klar: Jari Litmanen.
Kaufmann: Das ist ja auch der einzige finnische Fußballer, den die Menschen kennen. (lacht)
Suhonen: Das ist heute nicht mehr so: Sami Hyypiä, Teemu Pukki, Joel Pohjanpalo, Lukas Hradecky – da kommen schon einige bekannte Spieler nach, die auch in der Bundesliga gespielt haben oder spielen. Pukki wäre doch ein gutes Vorbild für dich. (lacht)
Kaufmann: Ich hatte nie ein klassisches Vorbild. Aber über Pukki werde ich mal nachdenken.