Viel mehr HSV als Richard Golz geht nicht! 1985 kam er nach Hamburg, spielte in der U19, machte am Heidberg-Gymnasium sein Abitur und empfahl sich über die 2. Mannschaft für die Profis, bei denen er im August 1987 debütierte und ein Jahr später endgültig zum Stammtorhüter aufstieg. Diese Position hatte „Richie“ zehn Jahre und mehr als 300 Spiele lang inne, ehe der neu verpflichtete Hans-Jörg Butt seinen Part übernahm. Nach einem Jahr als Nummer 2 wechselte Golz 1998 zum SC Freiburg, bei dem er weitere 140 Bundesliga-Partien bestritt, wodurch der mittlerweile 53-Jährige mit insgesamt 453 Bundesliga-Spielen bis heute in den Top-Ten der Bundesliga-Torhüter mit den meisten Einsätzen vertreten ist. Respekt!
Es folgte noch eine zweijährige Station bei Hannover 96, wo Golz als verlässliche Nummer 2 – jedoch ohne Einsatz – als Mann hinter Robert Enke fungierte, ehe er seine aktive Karriere beendete und direkt als Torwarttrainer und -koordinator in den Nachwuchs seines HSV zurückkehrte. Nach weiteren Stationen als Bundesliga-Torwarttrainer der Berliner Hertha sowie der rumänischen Nationalmannschaft arbeitet Golz mittlerweile als Personalvermittler im Sportbereich und berät zudem den Hamburger Traditionsclub Altona 93 in sportlichen Fragen.
Was für eine spannende und beeindruckende Vita – und was für ein spannender Gesprächspartner! Denn im kurz gedachten, dann aber doch lang geratenen HSVlive-Gespräch hat Richard Golz viele interessante Lieblingsdinge aus seinem Fußball- und Privatleben preisgegeben und füllt damit in dieser Torhüter-Sonderausgabe die HSVlive-Lieblingsseite.
Lieblingsstadt
Das ist wirklich Hamburg. Ich bin als 17-Jähriger aus dem damaligen West-Berlin zum HSV gewechselt und kam in eine völlig andere Welt. Und ich habe sehr schnell festgestellt: Das ist meine Stadt! Hier habe ich auch meine Frau kennengelernt, hier wurden unsere Kinder geboren und es war auch zu unserer Zeit in Freiburg völlig klar, dass wir anschließend zurückkommen. Nachdem unsere Kinder ausgezogen waren, sind meine Frau und ich aus Hummelsbüttel nach Eppendorf gezogen. Und Sankt Peter-Ording ist unser zweites Zuhause.
Lieblingsstadion
Das Volksparkstadion ist wunderbar, aber für mich ist das Olympiastadion das schönste. Ich war als Berliner Teenie natürlich Hertha-Fan und habe viele tolle Momente mit sportlichen Erfolgen und großartiger Stimmung im Olympiastadion erlebt. Das Gebäude hat bis heute einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. Geschlossen hat sich für mich der Kreis, als ich von 2013 bis ‘15 nach Berlin zurückgekehrt bin und zwei Jahre lang als Torwarttrainer der Hertha gearbeitet habe, denn so habe ich das Olympiastadion auch von dieser Seite kennenlernen dürfen.
Lieblingsverein
Als Teenie war ich wie gesagt Hertha-Fan, aber später wurde Chelsea mein Lieblingsverein. Jedoch der FC Chelsea vor Roman Abramowitsch. Das war in etwa Mitte der 90er-Jahre. Ich fing an, mich sehr für den englischen Fußball zu interessieren, nachdem wir damals mit dem HSV ein Testspiel bei Manchester United bestritten hatten. Das war eine großartige Erfahrung und damals wuchs in mir der Wunsch, irgendwann auch einmal auf der Insel zu spielen. In dieser Zeit habe ich mich viel mit dem englischen Fußball beschäftigt und mein absoluter Lieblingsspieler war „Jimmy“ Floyd Hasselbaink, den fand ich überragend – und der spielte bei Chelsea. So wurde der Club zu meinem Lieblingsverein.
Lieblingsmitspieler
Ich habe in all den Jahren viele tolle Spieler und Menschen kennengelernt. Aber wenn ich einen nennen soll, dann fällt die Wahl auf Thomas Doll. In der einen Saison, in der er bei uns gespielt hat, hat er mich einfach total begeistert. Als Spieler natürlich, aber vor allem als Mensch. So offen, so positiv, so mitreißend, und einfach ein richtig guter Typ.
Lieblingstrainer
Da möchte ich gern einen Trainer nennen, den ich erst nach meiner eigenen Spielerkarriere kennengelernt habe: Christoph Daum. Er suchte 2016 für sein Engagement bei der rumänischen Nationalmannschaft einen Torwarttrainer. Wir kannten uns nicht sehr gut, aber er entschied sich für mich, nahm mich toll im Team auf und ich habe in dieser Zeit einen Menschen und Trainer kennengelernt, der so viele herausragende Facetten hat. Er brennt für den Fußball, ist fachlich absolut top, extrem ehrgeizig, strahlt gleichzeitig aber die Coolness aus, die nur ein Mann ausstrahlen kann, der all das erlebt hat, was Christoph Daum in seinem Leben erlebt hat. Er ist sehr lebensweise und für mich eine Persönlichkeit, wie ich sie in 35 Jahren Profifußball noch nicht kennengelernt habe und zu der ich aufschaue.
Lieblingsspiel
Das Spiel, das mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war mein erstes Spiel gegen den HSV nach meinem Wechsel zum SC Freiburg. Das war für mich sehr emotional. Und dann bekommt der HSV beim Stand von 0:0 in der 90. Minute einen fragwürdigen Elfmeter und mein Nachfolger Hans-Jörg Butt kommt nach vorn gelaufen… Das kann man sich ja gar nicht ausdenken! Und dann habe ich den Elfmeter tatsächlich gehalten, das war Adrenalin hoch zehn! Nach dem Abpfiff haben mir alle alten Kollegen gratuliert, das war schon sehr speziell und ist definitiv ein ganz besonderes Spiel gewesen.
Lieblingsgegenspieler
Giovanne Elber. So ein lustiger und freundlicher Mensch, heute wie damals. Und trotzdem hat er mir gefühlt jedes Mal mindestens einen eingeschenkt. Der hat sich auch schon immer auf die Spiele gegen mich gefreut, glaube ich.
Lieblingstorhüter
Ciprian Tatarusanu vom AC Milan. Ich habe ihn bei der rumänischen Nationalmannschaft trainiert und die Arbeit mit ihm war großartig. Er ist ähnlich groß wie ich, nur dass er 20 Kilo weniger wiegt als ich damals, ist stark am Ball und in meinen Augen ein überragender Keeper. Neben Manuel Neuer ist er der Torhüter, bei dem ich mir denke: So wünsche ich mir einen Torwart.
Lieblingssport neben dem Fußball
Alles, was hilft, gesund zu bleiben. Und Golf. Es ist ein sehr kopflastiges Spiel und kann daher auch sehr frustrierend werden, wenn man sich nicht hundertprozentig konzentriert, ist aber grundsätzlich ein riesengroßer Spaß. Nette Leute, ein schöner Platz und gutes Wetter – dann sorgt eine Runde Golf für mich persönlich für den perfekten Tag.
Lieblingserinnerungsstück
Ich habe meine ersten Spiele als Nachwuchstorhüter für den HSV noch auf dem Rothenbaum-Sportplatz absolviert. Als der dann abgerissen wurde, war schon viel Wehmut dabei. Und als der Platz schon eine richtige Baustelle war, sah ich, dass die alten Flutlichtmasten bereits abmontiert waren und schon auf dem Schrott lagen. Da habe ich kurzerhand zugeschlagen und einfach ein Flutlicht mitgenommen. Das habe ich später so hergerichtet, dass es wieder funktioniert. Jetzt steht es in Sankt Peter-Ording in meinem Garten und spendet Licht. Ein tolles Erinnerungsstück!