In seiner Historie hat der HSV schon in vielen schönen, besonderen und auch sehr speziellen Trikots gespielt. In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die kurioses­ten Trikots und Geschichten, die sich ab­seits des klas­sischen „Weißes Hemd, rote Hose, blaue Stutzen“-Heim­trikot-Designs abge­spielt haben: ein Blick in den Rückspiegel der modischen Ausflüge der HSV-AUSWÄRTSTRIKOTS.

Wann habt ihr das letzte Mail im HSV-Online­­shop vorbei­ge­schaut? Dort gibt es der­zeit die Trikots der aktu­ellen Saison zum Schnäpp­chen­­preis. Klar, denn die aktuelle Spiel­zeit biegt bereits auf die Ziel­gerade ein und die nächste ist nicht mehr allzu weit entfernt. Und damit auch die neue Aus­wahl an HSV-Trikots, auf die viele Anhänger Jahr für Jahr gespannt warten. Welches in der nächsten Saison wohl das High­light aller HSVer wird? In dieser Spiel­zeit war es definitiv das Auswärtstrikot, das am häufigs­ten gekauft und bestellt wurde. Spezielle blaue Farbe, dazu die Anmutung des Hamburger Wolken­himmels – es gibt gute Gründe, warum den Anhängern gerade dieses Trikot so gut gefiel und gefällt.

Auch in der Vergangen­heit war der HSV bei seinen Auswärts- oder Ausweich­trikots gern schon mal etwas probier­freudiger, zumal es bei den Heim­spielen ja seit jeher den traditionellen und klas­sischen Auftritt gibt: weißes Hemd, rote Hose, blaue Stutzen. Aber auswärts, da darf man sich mal etwas trauen, etwas aus­probieren, etwas mutiger sein. Das gefällt vielen Fans. Und auch den Spielern, speziell dann, wenn es etwas Besonderes ist.

Und damit wären wir ange­langt beim Blick in den Rück­spiegel. Denn auch die Vergangen­heit des Hamburger SV hielt so manch außer­gewöhn­liches Aus­wärts­trikot mit der Raute auf der Brust parat. Manche waren so speziell, dass sie nur in ein oder zwei Spielen getragen wurden, so dass es sogar schwierig bis unmöglich war, in den Foto­daten­banken fündig zu werden, zumal es oft­mals nur schwarz-weiß-Aufnahmen aus dieser Zeit gab, auf denen dann die orangenen oder grünen HSV-Trikots nicht wirklich zu erken­nen sind.

Ja, richtig gelesen. Orange. Und grün. Als HSV. Klingt verrückt, ist aber so. Und deshalb haben wir uns mal auf die Suche gemacht, haben alte Ordner und Daten­banken durch­forstet, immer auf der Suche nach den wildesten und außer­gewöhnlichsten Auswärts­trikots, die mitunter auch mal zu Hause getragen oder gar dem Gegner abge­treten wurden. Diese Geschichten wollten wir erzählen. Dabei heraus­gekommen ist eine Sammlung an Kuriositäten, die ins­besondere HSV-Gedächtnis Broder-Jürgen Trede zu Tage förderte. Und die wir in unserem Rück­spiegel­blick auf den nächsten Doppel­seiten – un­ter­teilt in die Rubriken „Kuriose Trikots“ und „Verrückte Ge­schichten“ – noch einmal beleuchten.

KURIOSE TRIKOT-DESIGNS

Weiß mit Längsstreifen – Die Inspiration

20.02.1971
HSV – Dortmund 3:1 (DFB-Pokal)

27.02.1971
Arminia Bielefeld – HSV 1:1 

Wer sich dieses Bild aus dem Jahre 1971 anschaut, der wird sich denken: Kommt mir irgendwie bekannt vor. Und das zurecht. Schließ­lich stand dieses Trikot mit den ikonischen Längs­streifen, obwohl nur je einmal in der Bundes­liga und einmal im DFB-Pokal getragen, Pate für das Heim­trikot der Saison 2019/20. Uwe Seeler hat es gefreut.

Orange – Voet­bal totaal in Hamburg

09.10.1974
HSV – 1. FC Köln 3:1

14.12.1974
HSV – FC Bayern 1:0

21.12.1974
SV Werder – HSV 1:0

25.10.1975
FC Bayern – HSV 1:0

Was soll man sagen? Auch wenn es keine wirklichen und vor allem druck­fähigen Bild­zeug­nisse von diesen Spielen gibt und die Screen­shots aus der DFL-Daten­bank qualitativ aus­bau­fähig sind, so lässt sich doch nicht ab­streiten: Der HSV hat tat­sächlich in Holland-Montur gespielt. Und dies passen­der­weise in dem Jahr, in dem die Nieder­lande bei der Welt­meister­schaft 1974 die Welt mit ihrem Voet­bal totaal verzaubert hatte. Ob der um­triebige und für seine besonders Auf­sehen erregenden Aktionen bekannte HSV-Manager Dr. Peter Krohn dies im Hinter­kopf hatte, als er seine Mann­schaft kurzzeitig in Oranje auf­laufen ließ?

Grün – Das kurze Vergnügen

12.09.1975
MSV Duisburg – HSV 1:1

20.03.1976
RW Essen – HSV 1:1

Dieses sehr spezielle Trikot blieb sieglos. Ganze zwei­mal durfte es sich an der Bundes­liga erfreuen, doch nach zwei Remis ver­schwand es ebenso plötzlich wieder im Klamotten­schrank wie es auf­ge­taucht war. Der HSV in grün – heute in der Tat nur schwer vor­stell­­bar. Immer­­hin ein Gutes hatte es: RWE-Angreifer Horst Hrubesch (im zweiten oben Foto ganz links) schien es nicht ab­ge­­schreckt zu haben, er wechselte trotz dieses Trikot-Aus­­setzers 1978 zum HSV.

Türkis – Auch kein Erfolgs­­modell

21.09.1996
VfL Bochum – HSV 3:1

27.03.1997
MSV Duisburg – HSV 1:1

11.04.1997
Arm. Bielefeld – HSV 1:1

26.04.1997
Karlsruher SC – HSV 3:1

20 Jahre nach dem Grün-Versuch gab es noch einmal ein daran angelehntes Modell, das erst­mals beim VfL Bochum zum Einsatz kam – allerdings nicht ganz frei­willig. Eigentlich wollten die Rothosen in blauen Trikots spielen, doch Schieds­richter Dardenne monierte die Farb­kombi­nation mit dem VfL, weshalb die Hamburger kurz­fristig umdis­ponierten. Nach­dem das Modell Türkis aller­dings auch unter Mit­wirken des Sturm­tanks Valdas Ivanaus­kas in den Ver­suchen zwei, drei und vier sieg­los blieb, verschwand es wieder in der Kiste.

Rot/Schwarz – Das One-Hit-Wonder

16.03.1999
VfL Bochum – HSV 2:0

Wieder Bochum, wieder eine unge­wöhnliche Trikot-Premiere, aber dieses Mal ohne Wieder­holung. Denn dieses Trikot im Milan-Style bekamen die HSV-Fans und Thomas Gravesen genau einmal zu sehen – und nach der schmuck­losen 0:2-Nieder­lage im Ruhr­gebiet nie wieder.

Hell­blau – Ein unvergess­licher Tag in Schwarz-Gelb

10.11.2012
SC Freiburg – HSV 0:0

23.11.2012
Fort. Düsseldorf – HSV 2:0

09.02.2013
Bor. Dortmund – HSV 1:4

Rein optisch war das hell­blaue Trikot schon ein Augen­schmaus. Auch sport­lich betrachtet sieht die Bilanz zumindest ausge­glichen aus. Vor allem aber verbindet man mit diesem Trikot einen ganz großen Auftritt. Nämlich den kalten Februar­tag 2013, der sich so wohlig warm anfühlte, weil der HSV durch zwei Doppel­packs von Artjoms Rud­nevs und Heung-Min Son mit 4:1 beim seiner­zeit amtieren­den deutschen Meister Borussia Dort­mund gewann und einen der tollsten Tage der jüngeren – und nicht immer erfolgs­­verwöhnten – Vergangen­heit erlebte.

Pink – Mut, der zum Klassiker wurde

21.08.1976
SV Werder – HSV 2:2 (Premiere)

Dieses Trikot sollte schon damals in den 70er Jahren mehrere Male zum Einsatz kommen und sich auch einer gewissen Beliebt­heit erfreuen, doch bei der Premiere im August 1976 staunte Fuß­ball-Deutsch­land nicht schlecht. Erstmals lief der HSV in der soge­nannten „Creatiòn Pierre Krohn“ auf, dem großen Hingucker-Coup von Manager Dr. Peter Krohn, der seinen HSV einfach mal in Pink auflaufen ließ. Arno Steffen­hagen (Foto) schien es zu gefallen, er traf bei der Premiere in Bremen doppelt.

Inspiriert von dieser Zeit erlebte das pink­farbene HSV-Trikot gar zwei­mal eine Renaissance. Erst­mals in der Saison 2016/17, als das Motto „Pink schockt“ zwar einen gefühlten Rekord an Trikot­ver­käufen bedeutete, nicht aber ein erfolg­reiches Abschneiden bei Auf­tritten in der Fremde. Ergebnis: Nur ein einziges Tor in sechs Spielen – durch André Hahn beim 1:3 in Gladbach. Mit dieser Aus­beute hat man niemanden geschockt. 

Viel besser lief es in der 3. Auflage in der Saison 2019/20 leider auch nicht. Immer­hin: Das seichtere Pink, eher ein Rosa, blieb zumindest unge­schlagen, wenn auch gleich­zeitig sieglos. An die alten Erfolge jeden­falls vermochten die neuen Pink-Varianten nicht anzu­knüpfen. 

Pink – Das Remake

01.10.2016
Hertha BSC – HSV 2:0

15.10.2016
Bor. M‘gladbach – HSV 0:0

30.10.2016
1. FC Köln – HSV 3:0

21.01.2017
VfL Wolfsburg – HSV 1:0

18.03.2017
Eintr. Frankfurt – HSV 0:0

15.12.2017
Bor. M’gladbach – HSV 3:1

09.11.2019
Holstein Kiel – HSV 1:1

15.12.2019
SV Sandhausen – HSV 1:1

21.12.2019
SV Darmstadt – HSV 1:1

17.05.2020
SpVgg Greuther Fürth – HSV 2:2

VERRÜCKTE TRIKOT-STORIES

Weiß gegen weiß auf weiß

19.04.1969
TSV 1860 München – HSV 3:3

Dieses Aus­wärts­spiel werden die Beteiligten von damals nicht so schnell verges­sen haben. Denn als der HSV beim TSV 1860 München an der Grün­walder Straße auflief, sah man vom Rasen nicht allzu viel. Dichtes Schnee­ge­stöber im April sorgte für weißen Rasen. Und ein weiteres Problem in weiß: die Trikots beider Teams. Die spielten nämlich gleicher­maßen in weißen Jerseys, was grund­sätz­lich schon nicht ganz optimal ist, bei dichtem Schnee­trieben jedoch noch viel weniger. Zur Pause wurde sich dann umge­zogen – und am Ende beim 3:3 ein Punkt mit nach Hause genom­men.

Tausche Raute gegen Raute

27.11.1971
HSV – Werder Bremen 2:1

Das wird ihnen nicht ge­schmeckt haben: Nicht nur, dass die Werder-Spieler um Horst-Dieter Hött­ges beim 1:2 in Hamburg eine Nieder­lage ein­stecken mussten, sie taten dies auch noch in HSV-Trikots. Klingt unglaub­lich? War es auch! Denn Schieds­richter Esch­weiler monierte in der Halb­zeit­pause, er könne die Mann­schaften auf­grund der jeweils weißen Trikots, mit denen diese das Spiel begonnen hatten, so schlecht aus­einander­halten. Problem: Die Bremer hatten keine Ersatz­kleidung dabei. Es blieb keine andere Möglich­keit, als die Aus­wärts­trikots des HSV an­zu­ziehen. Und so schlichen Höttges & Co. nicht nur geschlagen, sondern auch noch in Trikots mit der wahren Raute vom Platz.

Der HSV sieht rot

03.09.1994
HSV – Karlsruher SC 3:1

Wohl dem, der ein schnelles Auto parat hat. Dies dachten sich im September 1994 die Beteiligten der Partie im Volks­park­stadion, denn ein Mitarbeiter der Rot­hosen wurde nach dem Anpfiff los­ge­schickt, um schnellst­möglich aus dem Trainings­zentrum in Norder­stedt die Auswärts­trikots zu besorgen. Der Grund: Sowohl der HSV als auch der KSC waren in blau-weiß ange­treten. Und da die roten Jerseys gerade noch recht­zeitig zum An­pfiff der zweiten Hälfte im Stadion ein­trafen, liefen die Rot­hosen in den zweiten 45 Minuten in roten Trikots auf – und sahen gerade­zu rot. Denn der 0:1-Pausen­stand konnte in neuer Kluft und mit einem neuen Spirit noch in einen 3:1-Heim­sieg gedreht werden.

Für die gute Sache

12.12.1992
Eintr. Frankfurt – HSV 3:3

16.09.2012
Eintr. Frankfurt – HSV 3:2

Zweimal gaben die Bundes­liga und damit auch der HSV die Brust für den guten Zweck her. Kurioser­weise war der HSV beide Male in Frank­furt zu Gast. Speziell für die Aktion „Mein Freund ist Ausländer“ gab es damals eine riesige Auf­merk­sam­keit, und auch „Geh deinen Weg“ war ein großer Erfolg. Gute Sache!

Blanke Brust

17.06.1995
Bor. Dortmund – HSV 2:0

Eine un­schöne Episode der anders­artig be­flockten Brust ereignete sich zum Ende der Saison 1994/95, als der Hamburger Werbe­partner TV Spiel­film nicht mehr auf der HSV-Brust erscheinen wollte. „Image­schaden“, war das Wort, das der HSV-Partner gebrauchte – der HSV war nach einer 0:4-Nieder­lage gegen den 1. FC Köln in die zweite Tabellen­hälfte abge­rutscht. Vielmehr ging es jedoch wohl um das mediale Echo, das diese Aktion aus­löste, und den damit einher­gehenden Werbe­effekt. Doch dem HSV blieb nichts anderes übrig, als TV Spiel­film vom Trikot zu nehmen. Und so reisten die Rot­hosen mit HSV-Schrift­zug auf der Brust nach Dortmund – und wurden Zeuge, wie Andreas Möller per Freistoß das 1:0 erzielte und damit den BVB zum deutschen Meister machte.

Zwei für einen

03.11.2001
FC Bayern – HSV 3:0

Im November 2001 ereig­nete sich ein Novum: Der HSV, erneut mit der Hamburger Verlags­gruppe Milch­straße partner­schaftlich verbandelt, warb eigentlich wieder für die gute alte TV Spiel­film auf seiner Brust. Doch die Hamburger Medien­experten aus der Milch­straße hatten sich wieder ein­mal einen besonderen Coup ausge­dacht und erweiter­ten ihr Sponsoring – indem sie den HSV aus­wärts immer mal wieder für ihr neues Magazin Max werben ließen. Somit trat der HSV in dieser Saison quasi mit zwei Werbe­partnern auf, erst­mals beim Gast­spiel in München. Am Ende zierte 22 Mal TV Spielfilm das Trikot und 19 Mal – vorrangig aus­wärts – trug der HSV Max auf seiner Brust. Kann auch nicht jeder.