»Zweikämpfe waren früher nicht so mein Ding  …«

In der Rubrik „Meine Wurzeln“ spricht in jeder Ausgabe ein HSVer über seine Anfänge als Fußballer. Dieses Mal: Mittelfeldspieler KLAUS GJASULA.

Ich wurde in Albanien in eine echte Fußballer-Familie reingeboren. Mein Opa und einige andere Familienmitglieder waren selbst Profis. Deswegen ist Fußball seit Beginn an schon immer in meinem Leben gewesen. Das erste Mal gegen den Ball getreten habe ich aber in Freiburg, wo wir sieben Monate nach meiner Geburt hingezogen sind. Direkt hinter unserem Haus gab es einen Schotterplatz mit kleinen Handballtoren aus Metall. Dort haben sich immer alle Jungs aus der Gegend getroffen und stundenlang gekickt. Ich bin damals immer von der Schule gekommen, habe meinen Schulranzen abgelegt und bin ohne Essen und Trinken direkt dorthin gegangen. Praktisch war, dass der Platz so nah dran war, dass mein Vater nur ans Fenster gehen musste, um meinen vier Jahre älteren Bruder Jürgen und mich reinzurufen. (lacht) Wenn auf dem Platz hinter unserem Haus mal zu viel los war oder die größeren Jungs unter sich spielen wollten, bin ich mit meinen Freunden mit dem Fahrrad von Bolzplatz zu Bolzplatz gefahren. Wir waren überall dabei, wo wir mitmischen durften. Ein Bolzplatz-Kumpel von damals ist Mohamed Dräger, der jetzt bei Olympiakos Piräus unter Vertrag ist und mit dem ich in den vergangenen beiden Jahren in Paderborn zusammengespielt habe.

Mit sechs Jahren habe ich dann auch meine ersten Erfahrungen in einem Verein gemacht, nachdem mein damaliger bester Freund, der diesen Titel übrigens bis heute innehat, in den Blau-Weiß Wiehre eingetreten war und mich gefragt hatte, ob ich auch Lust habe. Kurze Zeit später war ich beim Probetraining, das mir so viel Spaß gemacht hat, dass ich mich auch angemeldet habe. Bis zur C-Jugend haben wir dann bei Blau-Weiß gekickt und hatten eine super Zeit, ehe wir gemeinsam zu den Sportfreunden Eintracht Freiburg gewechselt sind, die in unserer Jugend in der höchsten Spielklasse unterwegs waren. Dort war das Training dann deutlich intensiver und die Mitspieler besser. Dennoch hat man gemerkt, dass man sich durchsetzen konnte und zu den Leistungsträgern zählte. Zur B-Jugend bin ich dann wieder gewechselt, dieses Mal zum Freiburger FC. Der FC ist nach dem SC Freiburg der beste Verein der Stadt, dementsprechend groß war die Konkurrenz, so dass ich mich in der A-Jugend nochmal für einen Wechsel entschieden habe, da ich unbedingt spielen wollte und noch nicht so weit wie die anderen Jungs war. Deswegen habe ich dann eine Saisonhälfte beim Offenburger FV gespielt und Erfahrungen in der A-Jugend Bundesliga gesammelt.

Ich habe in meiner gesamten Jugend immer im Mittelfeld gespielt, dort aber einiges ausprobiert. Mal habe ich auf der linken Seite gespielt, mal auf der Zehn. Ich war früher relativ klein, technisch aber recht gut. Deswegen war ich immer einer, der besonders schönen Fußball spielen wollte. Zweikämpfe waren früher nicht so mein Ding. Als ich dann größer wurde, haben mir die Trainer aber gesagt, dass ich mehr in die Zweikämpfe gehen muss. Dadurch hat sich dann auch mein Spiel verändert und ich bin auf dem Feld immer weiter nach hinten gerückt. Nach dem halben Jahr beim Offenburger FV ging es für mich zurück zum Freiburger FC, wo ich dann auch in der ersten Mannschaft zum Einsatz kam. Meine erste Saison im Herrenbereich verlief allerdings äußerst schwer. Meine Muskulatur im Rücken war komplett entzündet. Ich konnte kaum trainieren, hatte Probleme, in ein Auto ein- und auszusteigen und sogar beim Schlafen starke Schmerzen. In dem Jahr wurde Fußball dann auch teilweise zur Nebensache. Als es mir wieder besser ging, habe ich mich dann aber nochmal zusammengerissen, bin in die Oberliga zum Bahlinger SC zum Probetraining gegangen und wurde genommen. In der anschließenden Saison sind wir Dritter geworden, ich habe gute Spiele gemacht und bin von dort zum SV Waldhof Mannheim gewechselt – dort startete meine Profikarriere.

Der Schritt nach Mannheim und dadurch aus der Region rauszukommen, war sehr wichtig für mich. Denn rund um Freiburg haben wir das Problem, dass es nur den SC gibt. Es ist geographisch ein ganz schönes Stück, bis es wieder eine namhafte Profimannschaft gibt. Und dabei gibt es in der Gegend viele talentierte Spieler, von denen es aber eben nicht alle beim SC schaffen. Ich erinnere mich noch daran, wie wir damals mit der Landesauswahl Partien gegen andere Bundesländer gespielt haben. Von uns waren ein paar beim SC, der Rest bei unbekannteren Vereinen. Bei den Gegnern waren oft fast alle Spieler aus den Nachwuchsmannschaften der Proficlubs und trotzdem haben wir sie dominiert. So ist der Fußball, aber es ist natürlich schade, wenn es bei einigen talentierten Spielern einfach nicht klappt. Als meinem Bruder dann aber der Sprung in den Profi-
fußball gelungen ist, habe ich daran geglaubt, dass ich es auch schaffen kann. Und nach meinem Wechsel nach Mannheim hat es dann ja auch geklappt, was mir bis heute zeigt, dass es sich immer lohnt, sich durchzubeißen und an seinen Traum zu glauben.