Teqball, Tischtennis, Billard, Poker, Darts sowie alle möglichen Karten- und Brettspiele – Mittelfeldspieler CHRISTOPH MORITZ ist der Zocker im Team der Rothosen und spricht im HSVlive-Interview über sein besonderes Faible für Spiele aller Art, das Motto „gewinnen wollen und verlieren können“ sowie seine spielerische Mentalität auf dem Fußballplatz und die Kunst, sich diese im Profisport zu bewahren.
Seit der vergangenen Saison hat die erst 2014 in Ungarn erfundene Sportart Teqball im Team der Rothosen Einzug erhalten. Teqball wird ähnlich wie Tischtennis gespielt, allerdings auf einer gewölbten Platte und mit einem Fußball statt mit einem Schläger. Eine solche Platte, das sogenannte Teqboard, steht seit Sommer 2018 in der Mixed-Zone des Volksparkstadions. Ihr Inhaber: Christoph Moritz. Der damalige Neuzugang brachte damit nicht nur seine fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch sein großes Zocker-Faible für alle möglichen Sportarten und Karten- sowie Brettspiele mit in den Volkspark. Während seiner Leihe zum SV Darmstadt in der vergangenen Halbserie ließ er den Teamkollegen die Teqball-Platte gleich da. Nun ist der König der Spiele zurück und mit ihm ein nicht zu überwindender Gegner. So ist Moritz am Teqboard noch ungeschlagen und läuft HSV-intern außer Konkurrenz. „Hier im Stadion hat mich noch niemand geschlagen. Von den Spielern ist aktuell keiner konkurrenzfähig, am besten ist noch Co-Trainer Dirk Bremser“, sagt der 29-Jährige selbstbewusst und mit einem verschmitzten Lächeln. Wie ein echter Zocker eben, denn Moritz ist auch beim Schach, Darts, Poker und Kartenspielen Feuer und Flamme. Was genau hinter dieser Leidenschaft steckt, das verrät der gebürtigen Dürener im HSVlive-Interview.
Chris, du beherrscht gefühlt jede Sportart und jedes Karten- sowie Brettspiel. Worin liegt der Ursprung deiner Zocker-Leidenschaft?
Das wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Bei uns in der Familie wurde früher eigentlich zu allen möglichen Anlässen – sei es an Geburtstagen oder zu Weihnachten und häufig auch einfach so – Karten gespielt. Das erste Kartenspiel, das ich gelernt habe, war Herzblättchen. Ein Strategiespiel für drei oder vier Spieler. Mein Opa hat mir zudem früh das Schachspielen beigebracht. Nach und nach sind dann immer mehr Spiele dazugekommen. Mit 18 Jahren habe ich zum Beispiel in der Schule angefangen, Poker zu spielen. Auch Online-Poker hat sich bis heute fortgesetzt.
Wie musste man sich das damals im Hause Moritz vorstellen? Warst du eher ein fairer oder ein verbissener Spieler, der nicht gut verlieren konnte?
Gut verlieren kann ich bis heute nicht. Richtig Stress ist allerdings nie ausgebrochen. Ich bin nicht jemand, der sofort alles kreuz und quer schmeißt, wenn es mal nicht nach seiner Nase läuft. Am meisten ärgere ich mich vielmehr über meine eigenen Fehler. Wenn ich die entdecke, stört es mich gewaltig. Wenn aber jemand anderes im Spiel einfach großes Glück hat, dann kann ich damit gut umgehen. Als Pokerspieler muss man sogar gut damit umgehen können.
Wie sieht es innerhalb der Mannschaft mit dem Zocken aus? Du hast hier vielerlei Spiele kultiviert.
In der Mittagszeit spiele ich aktuell häufig mit unserem Busfahrer Zoran Schach. Wir haben im HSV-Campus ein kleines Räumchen, in dem uns niemand auf den Sack geht. (lacht) Denn wenn wir während der Mittagszeit in der Mensa spielen, dann kommt immer irgendwer vorbei und muss einen Spruch bringen. Außerdem treffen wir uns manchmal in Eppendorf in einem Café zum Spielen. Einen Nachmittag haben wir mal fünf Stunden gespielt und total die Zeit vergessen. Mit Tim Leibold und Lukas Hinterseer habe ich zudem zuletzt Wizard gespielt, auch wenn ich lieber Witches spiele. Hier habe ich aber bereits in Kaiserslautern die Erfahrung gemacht, dass sich das in einer Fußballkabine nicht durchsetzt.
Was spielt ihr noch? In der Mixed-Zone stand zeitweise eine Tischtennisplatte.
Tischtennis spielen wir momentan weniger. In Kaiserslautern haben wir vor und nach jedem Training Tischtennis gezockt. Hier spielen wir nun im Fitnessraum an jedem Tag ein Kastenspiel. Dabei versuchen wir mit einem Kontakt in einen umgedrehten Turnkasten den Ball reinzuspielen. Draußen auf dem Platz machen wir dann die üblichen Spielchen: Zum Beispiel den Ball über die Trennlinie der Prellwand schießen oder mit zwei Kontakten ohne Oberschenkel- oder Kopfberührung im Kreis spielen. Wer dreimal verliert, bekommt dann von den anderen einen Ohrschnipser. (lacht)
Das ist dann die Bestrafung?
Genau, es muss schließlich immer um etwas gehen. Ohne einen Anreiz wie Schmerzen oder Geld macht es keinen Spaß. Das Gefühl, dass der Verlierer auch wirklich etwas zu verlieren hat, bringt eine gewisse Schärfe rein. Am Ende sind wir Berufsspieler und am Wochenende geht es auch um Punkte und Geld. In den besagten Spielen kann man dieses Gefühl nicht zu 100 Prozent nachstellen, aber die Situation dennoch etwas simulieren.
Wie ist es bei dir zu Hause – kannst du dich auch mal entspannt aufs Sofa setzen oder musst du immer um etwas spielen und machst deine Freundin entsprechend verrückt?
Teils, teils. Meine Freundin ist auch sehr Spiele-affin und spielt selbst Fußball. Wir können auch mal eine Netflix-Serie gucken, aber beim Essen – egal ob daheim oder in einem Restaurant – spielen wir gern Schach oder Rommé. Das Schachbrett haben wir eh zu Hause und in meiner Jackentasche habe ich meistens ein Rommé-Set dabei, so dass wir auswärts oft Rommé spielen. Das Argument der Kartengegner im Restaurant ist immer, dass man sich doch auch mal unterhalten kann. Ich finde aber, dass das eine das andere nicht ausschließt. Manchmal finde ich es viel entspannter, sich beim Kartenspielen zu unterhalten. So ist immer ein Spielfluss dabei, währenddessen man sich auch etwas ärgern kann.
Ein entspannter Sommerurlaub für dich und deine Freundin kommt also nicht in Frage?
Nein, das geht nicht. (lacht) Im Urlaub gibt es auch noch viele andere Möglichkeiten wie das Tauchen oder Surfen. Bei uns muss immer etwas passieren.
Gibt oder gab es Punkte, in denen du das Spielen auf und abseits des Platzes zu verbissen gesehen hast?
Das Gute bei den Spielen, die du so nebenher spielst, ist, dass du einfach aufhören kannst, wenn du keinen Bock mehr hast. Beim Fußball hast du sicherlich Phasen, die jeder Berufstätige aus anderen Berufsfeldern auch kennt, in denen es dir nicht unbedingt schwerfällt, dich zu motivieren, aber in denen du Schwierigkeiten hast, aus einem Loch herauszukommen. Fast jeder Fußballer kennt das Gefühl, wenn es gerade mal nicht läuft und du nicht zu den ersten elf oder 18 Spielern zählst. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren ist, dass du immer dann eine erfolgreiche Zeit vor dir hast, wenn du es als komplettes Team bestehend aus Trainern, Spielern, Physios und Betreuern schaffst, dass alle Leute gern zum Training kommen. Das ist das Hauptcredo, auch wenn es immer Spieler geben wird – ich war genauso dabei – denen es schwerfällt, jeden Tag ins Training zu gehen. Trotz deiner Motivation kommst du dann einfach nicht aus dem Strudel heraus, kein Selbstvertrauen zu haben.